verborgen und unbemerkt, denn es kommt nie zum Durchbruch. Dieser Umstand verdiente von den Vorständen der Kunstschulen erwogen zu werden. Eine der schönsten und anmutig- sten von Watts Kompositionen ist die „Hoffnungß eine weibliche Gestalt, die mit verbundenen Augen auf einem Globus sitzt und eine Lyra in der Hand hält, auf der alle Saiten gesprungen sind, außer einer einzigen. Die Haltung der Gestalt ist entzückend, die Farben- gebung zart und lieblich und die Gold- farbe des Haares samt den gelblichen Lichteffekten im Globus heben sich prächtig von den dunstigblauen Tönen des Bildes ab. In seiner einfachen Har- monie weicht dieses Bild von den anderen ab; denn diese sind viel ver- schwenderischer in allerlei Farben ge- taucht. Koloristisch bietet Watts hier das beste. Reiches Indigoblau, Vene- zianerrot, Van Dyck-Braun und Gelb- ocker strömt ausgiebig aus seinem Pin- sel. Andere Bilder wieder, wie „Liebe und Leben" schwimmen in durchsich- tigen, exquisiten Halbtönen. Watts war ein eminent dekora- tiver Künstler mit dem Instinkt eines Architekten. Die Bilder erscheinen sei- nem geigtigen Auge in riesigem Um- George Frederick Watts. Liebe und Tod fang; erst später trat die Notwendig- keit ein, sie auf zweckdienliche Proportionen zurückzuführen, und da sehen wir, wie ihn seine Einbildungskraft über die gegebenen Grenzen hinaus trieb. Der Fehler mancher seiner symbolischen Bilder ist Mangel an Proportion, man hat die Empfindung, als hätte eine begeistert schaffende Erfindungsgabe über die kühle Logik den Sieg davon getragen. Wie sollte man sonst die Mißverhältnisse in manchen seiner Bilder erklären, ebenso die entstellten und grotesken Glieder mancher Kupidos und Engelein? Seine Produktionskraft war enorm. Das längste Leben war für ihn zu kurz, um darin dem in ihm schlummernden gebieterischen Schaffenstrieb zu genügen. Schaffen und Leben waren für ihn gleichbedeutend und die Natur belohnte ihn damit, daß sie ihm eine Lebenskraft verlieh, die weit über das gewöhnliche Maß hinaus reichte. Mit 87 Jahren, einige Monate vor seinem Tode, vollendete er das zof