in die so verwickelte, sogenannte Hirsvogelfrage gebracht haben. Ein Ratsverlaß von x51: sagt uns ferner, daß bereits in diesem Jahre Dürers Monogramm auf Kunstblättern gefälscht wurde. Eine zu schreibende Geschichte der österreichischen Goldschmiedekunst kann viel Neues entnehmen über Beziehungen von Nürnberg zu Prag, Wien und den Tiroler Goldschmieden. 1554 wandten sich die Zeichenmeister der Wiener Goldschmiede- zunft an die Nürnberger Zunft um Auskunft über ihre Ordnung, gerade wie die Zünfte in Breslau, Eger, Königsberg und anderswo sich an das mustergültige Nürnberger Vorbild hielten. Die Granatschleifer zu Nürnberg, nächst Freiburg i. B. der bedeutendsten Zunft dieser Technik in Deutschland, standen in Beziehung zu ihren Prager Kollegen. Einer Korrespondenz mit dem Bamberger Rat im Jahre 1596, die von drei überrriütigen „hadem- den" Nürnberger Goldschmiedegesellen handelt und bei der auch Fabian Nitsch von Breslau erwähnt wird, entnehmen wir die bisher unbekannte Tatsache, daß dieser be- deutendste Breslauer Goldschmied der Spätrenaissance auch in Nürnberg war. Es wird ferner die Verleihung der Bürgerrechte an Jakob Strada von Mantua, Rudolf II. Kunst- agenten, im Jahre x 549 erwähnt. Diese Beispiele kleiner aber wichtiger Notizen ließen sich leicht noch vermehren. Die Geschichte der graphischen Künste wie aller Kunstgewerbe hat eine Fundgrube aller möglichen wertvollen Details mit l-lampes Buch gewonnen. Es wäre nur zu wünschen, daß Verleger und Autor sich entschlössen, auch die Ratsverlässe aus der Zeit von 1618 (respektive 1633) bis zirka ißoo in gleicher Weise herauszugeben. Manches bisher dunkle Gebiet würde aufgehellt werden können, so zum Beispiel die Geschichte der Nürnberger Hafnerkeramik des XVII. und der Nürnberger Fayencefabrik des XVIII. Jahrhunderts, deren Bedeutung viel größer war als man bisher annahm. E. W. Braun ALTISCHE MALER UND BILDHAÜERÖk Der Rigaer Dombaumeister Dr. Wilhelm Neumann, Balthasar Neumanns, des genialen Barockarchitekten Nach- komme, hat eine Reihe wertvoller Arbeiten über die kunstgeschichtliche Vergangenheit der deutschen Ostseeprovinzen geschrieben. Das vorliegende Werk, dem verstorbenen Dr. Anton Buchholtz, dem Historiker der Rigaer Goldschmiedezunft gewidmet, gibt einen Überblick über die deutsche Kunst der baltischen Länder in dem letztverflossenen Jahr- hundert, einen Beitrag zur Geschichte der landschaftlichen und lokalen Kunst, die wir erst seit kurzer Zeit beachten und sammeln und auf deren Wichtigkeit kürzlich Lichtwark auf dem Mannheimer Museumstag hinwies. Es ist viel alte Kultur in den Ostseeprovinzen, viele Gelehrte an deutschen Hochschulen entstammen ihnen und der Name Liphardts als reinster Typus des feinsinnigen, tieffühlenden Kunstfreundes und Sammlers beweist es gleichfalls. Neumanns Buch ist eine Jubiläumsschrift. Die alte deutsche Hansastadt Riga feierte im jahre 1901 das siebenhundertjährige Jubiläum ihres Bestehens, anläßlich dessen der Rigaer Kunstverein eine Ausstellung von Werken baltischer Bildhauer und Maler ver- anstaltete und deren kunstgeschichtliche Ergebnisse hat Neumann in glücklicher, an- regender Weise festgehalten. Solche Spezialstudien auf räumlich beschränktem Boden sind sehr lehrreich. Neben den Ablegem der großen Akademien, der Malerzentren in München, Düsseldorf, Karls- ruhe, wie sie die Schüler der dort jeweils führenden Meister in die Provinz brachten, finden wir die im Stillen blühenden Reise einer alten, gefestigten, kraftvollen, lokalen Kunst, die sich meist ihre gute alte Technik aus dem XVIII. Jahrhundert gerettet hat und besonders im schlichten ehrlichen Porträt heute unsere Bewunderung erweckt. Lichtwark hat in der Hamburger Kunsthalle eine ganze Reihe dieser tüchtigen, vortrefflichen Maler vereinigt, die die Kultur ihrer Zeit unendlich viel eindringlicher darstellen, als alle die " Dr. Wilhelm Neumann, Baltische Maler und Bildhauer des XIX. jahrbunderts. Biographische Skizzen mit den Bildnissen der Künstler und Reproduktionen nach ihren Werken. Riga rgoz, Graphische Kunst- ausstellung von Alexander Grossetr in Firma F. Deutsch.