genistet und dort zu einem gemütvollen kleinbürger- lichen Biedermeiertum lange vor der eigentlichen Biedermeierzeit ausgebildet: die Sprüche und Wid- mungen auf den Geschenktassen erzählen davon und die Limbacher Figuren sind wahre Dokumente ihrer Zeit, so recht würdevolle Thüringer Herren und Damen. Die Kleider im Kleinstadtschnitt, die sie tragen, mögen den damaligen eleganten Leipzigern - ich erinnere an die lebendigen Schilderungen in Zachariaes Renommist - gerade so putzig vorge- kommen sein, wie etwa eine österreichische Klein- stadtrobe auf der Ringstraße wirkt. In erster Linie interessieren uns unter den gegen 2000 Objekten der Leipziger Ausstellung diejenigen, die künstlerische Selbständigkeit verraten, und gerade bei den älteren Fabriken finden wir eine Fülle von solchen. Kloster Veilsdorf und Volkstedt sind noch auf Rokoko und frühes Louis XVI gestimmt, in Gotha dominiert der spätere Louis XVI-Stil unter ausgespro- chener Beeinflussung seitens der Sorgenthalschen Alt- wiener Porzellane. ,. Im Jahre x76o erhielt der frühere Theologe Georg Bemalte Kloster Veilsdorfer Heinrich Macheleid vom Fürsten Johann Friedrich zu Pomlhnhgu" ümmm" Schwarzburg ein Privileg zur Erzeugung von Porzellan. aus der Folge antiker Gott- _ _ _ _ _ _ heiten (Thüringer Museum Bis 1762 war die Fabrik in Sitzendorf, wo Macheleid i" Eiwmh) auch die ersten Experimente gemacht hatte, dann wurde sie nach Volkstedt transferiert. Leider ist das Aktenmaterial ein sehr geringes, einen einzigen Künstlernamen nennt uns Stieda, den Maler Triebner, dem wir noch den Dreher Rielig beifügen können, der 176g von Meißen kam (Berling, S. 174 Anmer- kung 31g). Angesichts ' der künstlerischen Be- {i deutung der Fabrik und f: der vielen interessanten Beobachtungen, die sich V1 aus der großen Menge der ausgestellten Volk- stedter Porzellane er- geben, ist dieser Mangel um so bedauerlicher. Die ältesten Marken zeigen die zweizinkige Gabel, einfach oder doppelt, manchmal UBCh Geraer Porzellankanne, bunt dekoriert (Frau Dr. Spitzer, Dresden)