fabrik betreibt und aus der innigen Verbin- dung dieser zwei Be- triebe für beide die günstigsten Resultate zu erzielen weiß. Für die Reformbedürftig- keit der derzeitigen Or- ganisation der Spitzen- hausindustrie oder richtiger gesagt für die Notwendigkeit, den Mangel einer derarti- gen Organisation zu beheben, mögen fol- gende typische Fälle aus dem praktischen Leben sprechen. In einem Brüsseler Spitzenbazarzahltman für einen Taschentuch- rahmen 20 Franken; in der Umgebung von Brügge arbeiten Scha- ren von alten Mütter- lein an demselben Muster und hungern Bauernhemd in punto dran-Arbeit aus Pagc, Dalmatien bei einem Stücklohne von - 4 I], Franken! Eine reiche wohltätige Dame hattein einer österreichischen Landgemeinde eine Erwerbsschule für Spitzenklöppelei gegründet und unter Aufopferung bedeutender Geldmittel deren Produktion, „um glatten Absatz zu finden", stets erheblich unter dem Selbstkostenpreise verkauft: nur der sehr begreiflichen Scheu der betreffenden Dame vor allzu großer Ausbreitung dieses eigenartigen kaufmännischen Unternehmens und der gänzlichen Regellosigkeit des Spitzenmarktes ist es zu danken, daß dieser humanitäre Preisdruck in anderen, wichtigeren Produktionsdisirrikten nicht verspürt wurde. In der nämlichen Gegend geschah es, daß sich in einem Dorf ein fremder Krämer niederließ, der kaum je zuvor geklöppelte Spitzen zu Gesicht bekommen haben mochte. Die Leute kamen zu ihm, kauften Lebensmittel, Hausrat und Schnittwaren und gaben ihm, da sie kein Geld hatten, selbstverfertigte Spitzen dafür zum Pfande. Wohl oder übel wurde der Mann binnen kurzem zum Spitzenhändler, druckte auf seine Geschäftskarten das kühne Wort „Spitzenmanufakturß verkaufte den Klöpp- lerinnen mit maßlosem Profite den erforderlichen Zwirn, gab ihnen für die 43