370 Walachisches Wohnhaus aus Roinau Wiens kaum Notiz und sind falsch berichtet; aber auch die Österreicher selbst wissen wie in anderer Hinsicht auch hier nicht, was sie an und in ihrem Vaterlande haben. Vor allem kennen auch die Künstler die Geschichte der heimischen Kunst nicht. S0 konnte es geschehen, daß, als es galt, auf der letzten Pariser Aus- stellung das österreichische Repräsentationshaus in einem wienerischen historischen Stile zu erbauen und man ganz richtig fühlte, daß der Stil Fischers von Erlach etwas für Österreich Charakteristisches sei, ein Bau- werk geschaffen wurde in Anlehnung an die Aula, die „man" für ein Fischersches Werk hielt, während schon Ilg nachgewiesen hatte, daß sie von einem Franzosen, Jadot de Ville Issey, herrühre. So wurde Österreich in Paris durch die Kopie einer französischen Wiener Fassade repräsentiert. Die Stimme eines einzelnen, die sich in der entscheidenden Kommissions- Sitzung dagegen erhob, war zu schwach, um durchzudringen. Und wenn wir die Neubearbeitung des in vieler Hinsicht vorzüglichen und unentbehrlichen Springerschen Handbuches zur Hand nehmen, so genügt eigentlich nur der von Neuwirth bearbeitete zweite Band (Mittelalter) den Anforderungen, welche eine ausgleichende, wohl fundierte geschichtliche Gerechtigkeit an ein solches Werk zu stellen hat; und auch die von Semrau besorgte Neuauflage des Lübkeschen Grundrisses nimmt in dem der Barocke gewidmeten Bande wohl Rücksicht auf Fischer von Erlach, Hildebrand, Prandauer, Dientzenhofer, Gumpp, aber die italienische Ouvertüre zur großen österreichischen Barocksymphonie kommt nicht nach Gebühr zur Geltung und die Stimmen der Kronländer treten nicht entsprechend hervor. Ganz begreiflich, denn auch Gurlitt konnte ihnen nicht zu ihrem Rechte verhelfen,