"kp, Nach den früheren schwülstigen Arbeiten dieses Archi- tekten darf man aber kaum annehmen, daß er hier eine über- legene Belustigung des dekorativen Esprits getrieben habe. Er will wie immer ernst genommen werden, und wenn man ihm diesmal den Gefallen tut, geschieht es wieder nicht zu seinem Vorteil. Bei dieser Revue der Innenarchitekten können gleich noch nachträglich einige Skizzen aus der neuen großen Interieuraus- stellung des Hauses Wertheim gegeben werden. Sie stellt ein sehr gelungenes Schaustück dar, das zu- gleich großen anregenden und erziehlichen Wert hat, denn die Vielen, die sonst vielleicht wenig Gelegenheit haben, moderne Kulturbestrebungen kennen zu lernen, sehen hier gute sach- liche zweckmäßige Beispiele, und es bleibt schließlich davon immer etwas haften und die Wünsche bekommen durch solche Belehrung förderlichere Richtung. Die Künstler, die diese Innenräume entwarfen, haben fast alle praktische, von allen Experimentieren und gesuchten Forcieren freie Lösungen ge- funden. Sie suchen ihre Raumschönheit in farbig gut gestimmter Wand- und Deckenbehandlung, die meistens ohne kostbare Mittel erreicht wird. Bespannung und Rahmenwerk sind die Requisiten, auch Binsenverkleidung mit einem Kachelfries als Abschluß - ferner in gemütlicher Gliederung der Sitz- und Plauderwinkel, in bequemen kastenförnzigen Sofa- und Sessel- formationen, in der ästhetischen Ausbildung der Zentralheiz- anlagen. Gerade für sie, die sonst in allen den Zimmern, wo die Unterbringung unter dem Fenster unmöglich ist, ein arger Störenfried der einheitlich geschlossenen Wirkung waren, ge- schah hier mancherlei. Richtige Erkenntnis gewann diese früheren Störenfriede zu Bundesgenossen bei der Raum- gestaltung. Die Heizkörper werden hun als „Fire place" an- gelegt, als eine Zentralstation für Sitzetablissements. Der Holz- mantel wird den Möbeln des Zimmers entsprechend behandelt, so daß er ein ebenbürtiges Einrichtungsstück ist! Und beson- dere Liebe wendet man der wärmeverrnittelnden Metallfüllung zu. Entweder behält man dafür die Gitterform bei. Dann Franziska Hßffnlnningßf- wird aber die Durchbruchsmusterung nicht nach dem kon- Studie ventionellen Stanzschema gemacht, sondern in einer einfallsreichen, lebendig bewegten Linienführung von künstlerischer Handschrift, die manchmal an die Figurationen japanischer Schwertstichblätter erinnert. Oder was noch freier wirkt, man nimmt an Stelle des Gitters ein schwebendes dichtes Gehänge aus Eisen- oder BronzegliedermKetten,Dreiecken, Stäbchen, Kugeln, Ovalplättchen. In der Art der Per- portieren wird dasselbe in den Holzrahmen gehängt und ist von eigener Wirkung. Die Möbelarchitektur hält meist sehr ruhige Formen fest, sie bevorzugt die glatten Flächen und als belebenden Schmuck wählt sie die Intarsia, nicht bildlich, sondern holzmäßig als Farbenwirkung oder einfach geometrisch gemustert. Peter Behrens, der hier ein warmes, behagliches Wohnzimmer und einen Schlafraum von penibler kühler Akkuratesse ausstellt, legt in das helle Eichenholz langgestreckte schwarze Karos ein, die in Verbindung mit dem blanken Messing der Kugelfüße und der Schlüsselloch- platten in vertiefter Beckenform den Eindruck der polierten Sauberkeit noch steigern. Und in dem Arbeitszimmer läßt er im dunklen Grund des Holzes hellere Kreise schim- mern, die mit den Messingreifen der Verglasung korrespondieren.