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IT der am g. November 1905 eröffneten „Aus-
stellung österreichischer I-Iausindustrie und Volks-
kunst" ist das k. k. Österreichische Museum für
Kunst und Industrie in vielversprechender Weise
in die Reihe jener Faktoren eingetreten, welche
in unserem Vaterlande angesichts der Krisis aller
volksmäßigen Verhältnisse und Produktionen ans
Werk gerufen erscheinen. Spät, sehr spät ist es
geworden; in gewisser Hinsicht fast zu spät. Es
nützt nichts, die Augen dagegen zu verschließen,
es wäre unrecht, die wahre Sachlage zu ver-
schleiern. Bis auf wenige wirtschaftlich und kulturell rückständige Volks-
gebiete des Reiches sind Hausindustrie und Volkskunst in Österreich heute
vorläufig erloschen; die Ausstellung, die sie in ihrem Glanze verführt, ist
eine historische, und ein „Ehedem" und ein „Vorbei" sind die ewigen Refrains
in dem Loblied, das jenen tüchtigen und köstlichen Arbeitsleistungen unserer
Völker von der Öffentlichkeit gezollt wird.
Ist darum das Unternehmen, die Arbeitsschätze Altösterreichs aus seinen
Primitivschichten im bewußten Gegensatz zu den weltläuligen Leistungen
der großen Kunst vorzuführen, ein rein akademisch-historisches, das bloß
dem Kunsthistoriker und Ethnologen ein Ereignis zu bedeuten hätte? Geht
seine Perspektive nur in die Vergangenheit und nicht auch doch in die
Zukunft? I-Iaben wir nur den Verfall zu beklagen und keine Hoffnung auf
neuesWerdenund
Blühen? Keines-
wegs! Im dunk- '
len Schoße des
Volkstums ruht
stets die Wieder-
geburt aller we-
sentlichen Dinge,
schlummern im-
mer noch tausend
neue Geburten,
die mit Gewißheit _
das lebendig ma- -'
chen werden, was
zum Leben not-
wendig gehört.
Und eirle 5013115 Zunfnruhe der Weberinnung von jablunkau, Holz (Kat. 178g)