Schon des öfteren hatten wir zu beobach- ten Gelegenheit, daß man Emails in kleinen, natür- lich ausnahmslos rein ornamentalen Stücken, Edelsteinen gleich, neben letzteren zum Schmuck von Werken der eigent- licheren Goldschmiede- kunst verwendete. Eine Mustersammlungsolcher Besatzstücke verschie- densten Materials weist ein Meßbuchdeckel des späten XII. Jahrhunderts aus der Herzoglich Aren- berg'schen Sammlung auf: in der von Gruben- emailornamenten umge- benen Mandorla steht ein bärtiger Pilger mit dem muschelbesetzten Schlapphut bedeckt, einen Anker (?) in der einen, ein Buch in der anderen Hand, zu seinen Füßen knien zwei kleine, den Rosenkranz betende Figürchen (Stiftergestal- ten?), in der dem naiv spiritualistischen Mittel- alter eigenen Auffassung, daß man das der geistigen Bedeutung nach Kleinere auch körperlich kleiner geben müsse. Diese Gruppe ist aus tiefdunklem Ebenholz geschnitzt; zu ihren beiden Seiten befinden sich antike Achatgemmen; einfach glatt ge- schliffene Achathalbkugeln sind an den spitzen Enden der Mandorla mittels ausgezackter Goldblechstreifchen befestigt. Der Nimbus des Wallfahrers ist aus Perlmutter, welches Material auch drei der ebenso montierten kleinen Schnitzmedaillons der Zwickel („Verkündigung", „Fußwaschung", „Madonna mit dem Kinde") sowie zwei weitere vom Rande des Buchdeckels („Heiliger Sebastian", „Heiliger Georg") zeigen, welch letztere alle freilich teilweise von entschieden gotischer, teilweise von entschiedener Renaissancehaltung sind, so daß man wohl mit Recht zu der Annahme neigen darf, daß der ganze Elfenbeintafel, X. jahrhunden (St. Pauls-Kathedrale zu Lüttich)