Es steht bei allen in dem Dienst einer
künstlerisch koloristischen Idee. Das Gold
hat hier immer nur die Funktion, die
Grundform zu bilden. Das dekorativeWort
fuhrt das Email und die Steine in sinfoni-
scher Ergänzung. Einmal schimmelt die
Fläche solcher Dose in irisierend grünem
Fluß und darin schwimmen die gelben
Augen der Topasen. Eine andere ist matt-
rosa übertlossen und tiefglühend bestrahlt
von violetten Amethysten.
Das Pracht- und Wunderstück dieser
jüngsten Lalique-Ernte ist aber der Hand-
spiegel aus Bergkristall.
Aus einem vollen Stück ward er ge-
schnitten, so daß aus dem flachen Griff
ein Dreieckfeld in delikatweichen Linien
mit wellig geschwungenen Seitenrändern
herauswächst.
Wo der Stielschaft in das Breitfeld
übergeht, ist als Signet das Relief eines
antiken Ebers in den Kristall eingeschnit-
ten. Die für die Spiegelung bestimmte
Fläche ist poliert und das Ganze mit einer
Silberplatte hinterlegt.
Lalique behandelt diese Rückseite
nicht weniger liebevoll. Die Silberplatte,
im Fond glatt, zeigt an den Rändern nar-
bige, schraffierte Struktur und an der ent-
sprechenden Stelle kehrt auch der Eber
wieder, diesmal, auf dem Metall, in Gra-
vierung.
lm Künstlerhaus sind zur Zeit die
Arbeiten eines anderen französischen
Aus den Villacher Fachkursen 1905. Aufnahme einer Schmuckkünstlers ausgestellt
Holzschnirzerei m l der k. k. Fachschule . .
für Holzbearbeililiilgdiar: Wslziillarrhllrlägxirs Professor Keßler) Es [St Galnard; den Tendenzen nach
Lalique verwandt, liebt er auch die Mate-
rialmischung, das Malerische, Koloristische. Er verwendet ähnliche Stoffe und stetsist die
Stimmungseinheit und nicht der hohe Materialwert bei der Wahl der Stoffe maßgebend.
Auch er macht mit Vorliebe aufragende Zierkämme, l-Iaarreifen, Gürtelschließen. Seine
Schmuckstücke, die in einer Vitrine auf einem Ahornpostament, mit Ecken in Schmiede-
eisenornament von Käfergestalt, gefaßt liegen, haben aber doch nicht den schmiegsamen
Rhythmus der Lalique-Arbeiten. Sie sind oft sehr barock, ja ungefüge. Und wenn man bei
den Phantasiestücken Laliques an Salome oder die Sept Princesses von Maeterlinck dachte,
so denkt man hier an die Walküren.
Eine Bürde, erdrückend und heklemmend, müssen diese mächtigen, zackigen Haar-
reifensein, eherneKopf- undl-Ialsfesseln scheinen sie. Sie passen zu dem starren, geschnürten
Prunk vergangenen Zeremoniells besser als zu dem fließenden Chiffon- und Crepe de Chine-
Stil unserer Tage. Zarter und sehr bestechend unter seinen Gefährten wirkt ein schmaler
Kamm, auf dessem Blatt ein graziöses Blütenzweigmotiv gestreut ist, von japanischer
Delikatesse.
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