Demnach ist unser Standpunkt gegenüber den Bestrebungen, die Sepulkralkunst ästhetisch wieder zur Höhe zu bringen, nach zwei Seiten festgelegt. In den äußeren Formen hat nicht das absolut Neue, sondern das absolut Schöne zu gelten, auch wenn es sich an historische Muster anlehnt, in der Idee werden wir in der Hauptsache antike Anschauungen den un- seren am nächsten verwandt Finden. Es ist in der Tat über- raschend, wie unsere besten Bildhauer mit Vorliebe auf grie- chische Abschiedsszenen, trau- licheDarstel1ungen des Familien- lebens, EinzeliiguremMedaillons VIII. Ausstellung der Arts and Crafts Society, London. Gruppen zurückgreifen, Geschnitzter Rahmen, Lorbeerblätter und -blüten, von Margaret Slch auf Stelen finden und darnlt "WWY zugleich auf die Form der Stele selbst, des einfachen Altars, Sarkophags, der Säule und andere. Und wenn nicht die griechische Urform direkt für sie maßgebend ist, so suchen sie im Empire und in der Biedermeierzeit näherliegende und uns vertrautere Um- bildungen, besonders die auf einer Säule stehende Aschenurne, welche für die modernen Brandgräber, die Krematorien, erhöhte Bedeutung erlangt hat. Sehr edel wirkte auf der Wiesbadener Ausstellung das Denkmal, welches der Münchener Bildhauer Floßmann seinen Eltern gewidmet hat, deren I-Ialbi-iguren in I-Iochrelief aus einer runden Nische vorspringen; der einfach profilierte Grabstein hat die Form einer römischen Stele mit Giebeldach, doch sind die Seiten abgeschrägt. Noch inniger lehnt sich Habich in einem Relief an attische Muster an, einer Abschiedszene von wehmütiger Resig- nation, bei welcher auch das Kostüm ganz griechisch ist. Hermann Hahn schmückt einen Grabbau von monumentaler Einfachheit mit den Kolossal- gestalten des Morgens und des Abends, dem Gedanken nach von Michel- angelo, der Form nach von Olympia hergeholt. Feiner und glücklicher, wenn auch viel bescheidener ist sein Grabmal in Form eines Altars mit zwei gesenkten Fackeln an den Ecken und einem tiefen, sehr edlen Rundmedaillon auf der Vorderseite, das Ganze mehr mit den Augen eines Empirekünstlers gesehen. Direkt heidnisch ist Wadere geworden, welcher für das Grab eines Arztes einen Äskulap modelliert, wie er einem Kinde den Heiltrank reicht. Dabei ist gerade dieses Relief am wenigsten in griechischem Geiste gedacht, während Heinrich Lang in Form und Gehalt das griechische Stelenmotiv in