Tschandraguptas zweiter Nachfolger, der erwähnte Acoka, erhebt dann, wie ge- sagt, den Buddhaglauben - der ursprünglich keine Reli- gion sondern eine Philoso- phie war _ zur Staatsreli- gion und erfüllt das Land mit Werken der Kunst. Man sucht im Kampfe gegen das Hellenentum der eigenen Weltanschauung auch greif- bare Form zu geben, um ihren Bestand sozusagen zu sichern. Die Werke Acokas (aus der Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrhunder- tes) sind die ältesten erhalte- nen Werke Indiens, wenn sie auch keineswegs die ersten Kunstwerke Indiens über- haupt gewesen zu sein brau- chen. Der Einfall eines neuen nordischen _ diesmal sky- thischenVolkes - hat inzwi- schen im Nordwesten In- diens ein neues Reich -- das der Gandhara ___ entstehen Seidengewebe, bunt auf himmelblauem Grunde. Österreichisches Museum. Über 1]; d. n. G. lassen, ein Reich, das poli- tisch und kulturgeschichtlich außerordentliche Bedeutung erlangt, um so mehr als der Buddhismus Nordindiens sich allmählich von dem siidindischen, der in der älteren Auffassung verharrt, loslöst. Wenn dieser Prozeß der Teilung auch erst um das Jahr 100 nach Christi Geburt durch das Konzil der Kanischka endgültig abgeschlossen ist, so beginnt die Trennung anscheinend schon viel früher. Und der nördliche Buddhismus, das sogenannte große Fahrzeug, im Gegensatze zum kleinen Fahrzeuge, das nicht alle Überlieferung anerkennt, ist es, der die Kunstauffassung vor allem Chinas gebildet hat, wenn vorher auch schon das kleine Fahrzeug dorthin gewirkt haben mag. In diesen nörd- liehen Buddhismus sind aber vielfach antike Kunstüberlieferungen einge- drungen. Die Könige der Gandhara hatten griechische Kultur, aber schon Menandros (um 150 vor Christi Geburt) scheint zum Buddhismus über- getreten zu sein. 11