OVQ Spizzen- und Poruäzausszellung in Wien. Nähspitze, Geschenk des Erzbischofes Grafen Paris von Lodron {T x653) an die Kirche von Villa Lagarina. I 7 d. n. Gr. (Kat.-Nr. 154) man gewöhnlich liest, sondern der orientalische Sinn für abstrakte Formen, und nach Italien sind diese Formen erst gelangt, als die Gotik hier bereits völlig überwunden war. Die freieren Versuche, die wir zum Teile auch schon in dem Muster- buche des Franco bemerken, sind aber gewiß schon italienische Erfindung. Wie so oft in der Entwicklung der Kunst und überhaupt in der menschlichen Geschichte, kann man bemerken, daß eine irgendwo im Keime vorhandene Idee plötzlich auf ganz fremdem Boden viel reichere Frucht trägt als in der ursprünglichen Heimat; ich erinnere nur an die Ausbreitung des indischen Naturalismus in Ostasien, worüber ich kürzlichi zu sprechen Gelegenheit hatte. So ist auch hier eine Idee, die der rein plastisch, nicht farbig, wirkenden Durchbrüche, die im Oriente so nebenher neben bunten Arbeiten auftritt, offenbar erst in Italien zu voller Entfaltung gelangt. Wie weit allenfalls eine inselgriechische, dalmatinische oder sonst zwischenliegende Vermittlung anzunehmen ist, vermögen wir heute nicht zu entscheiden. Die oben erwähnte Tracht, „Schiavonesco" genannt, läßt, wie gesagt, eine gewisse Vermittlung annehmen; doch brauchen die Vorbilder aus Dalmatien oder seinem Hinter- lande natürlich nur für die allgemeine Idee einer Herstellung von Durch- bruchsäumen, nicht für die reichere Ausgestaltung, die wir dann finden, maß- gebend gewesen zu sein. Wir dürfen auch nicht vergessen, daß die italienischen Handelsstädte, insbesondere Venedig, auch ohne diese Vermittlung mit dem Oriente in Ver- bindung standen, und wir dürfen des weiteren auch nicht alles, was sich heute im Oriente findet, für unbedingt älter halten als das entsprechende europäische; denn es war nicht nur Italien, das vom Oriente, sondern auch der Orient, der von Italien aus Einflüsse empfing, und zwar war seit der Renaissance letzteres wohl in viel höherem Grade der Fall." 4' „Kunst und Kunsthandwerk", 1906, Seite 186 ff. "' Halten die Venezianer doch schon im XII. Jahrhunderte in Konstantinopel und Syrien Seidenfabriken gegründet. Vgl. des Verfassers „Künstlerische Entwicklung der Weberei und Stickerei", Seite 102 und x71. Auch bei den bekannten Rotstickereien auf Leinen war das Verhältnis zwischen Italien und dem Oriente gewiß ein wechselseitiges.