Spitzen- und Porträlausstellung in Wien. Lnzenspitze, 2. Hälfte des XVILjahrhundertes. l 4 d. n. Gr. des freien Endens, so etwa wie Palmetten, Obelisken oder Statuen als Bekrö- nung der Bauwerke den Überschuß und das Auslaufen der aufstrebenden Kraft ausdrücken sollen. In fast naiver Weise gelangt der Sinn für das Materialechte der weißen Arbeit in den einleitenden Worten eines der ältesten Musterbücher, des zwischen 1561 und 1562 bei Froschower in Zürich erschienenen Werkes „New Modelbuch" zum Ausdrucke. Es heißt da: „D0 man nochmals die kräge vü anders mit gold vfi sydä durchzochf hat man großen kosten haben müssen mit seipffen waschen] dess selbigen ist man jetz überhebtj dafi diss alles diewyl es uß flächsinen fade gemachet ist] die lougweschen (laugenwäsche) wol erlyden mag." Dieses Spitzenmusterbuch ist übrigens noch darum bemerkenswert, weil es uns zeigt, daß alle (ursprünglich wohl nur der echten „Reticella" eigenen) geometrischen Formen in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhundertes bereits auch in Klöppelarbeit üblich waren, und dann darum, weil uns hier die Jahreszahl der Einführung dieser Arbeiten, wenigstens für einen Teil Mitteleuropas, und ihre Herkunft genau angeführt werden. Es heißt nämlich gleich zu Beginn der kurzen Einleitung: „Die Kunst der Dentel- schnüren! so jetz by fünft vn zwentzig jaren lang in vnseren landen vfcom- men vnd brüchig (gebräuchlich) worden sind. Daü die selbigen im jar r 536 erstmals durch die Kouftlüt vß Venedig vfx Italien ins Tütschland bracht worden." Die weitere Beschreibung und die Abbildungen machen es ganz "' Das einzige bekannte Exemplar besitzt die Bibliothek des k. k. Österreichischen Museums. Die Vorrede ist in Alb. Ilgs „Geschichte und Terminologie der alten Spitzen" (Wien 1876) Seite 30 E. vollständig abgedruckt.