549 und in einer Reihe anderer Fälle nachgewiesen war, wirkte seine Autorität in dieser Frage wie Scheuklappen. Wir begreifen jetzt unter der Bezeichnung "Millefiori" nicht nur jene Sorte opaker bunt- farbiger Gläser, die mit einem kleinen Muster U von Streublümchen verziert sind, sondern Mo- saikgläser verschiedener Art, solche mit einem regellosen Durcheinander von Flecken, runden und eckigen, regelmäßigen und unregelmäßigen Punkten, Augen, Streifen und Bändern, geraden, spiralförmigen und welligen Linien, also solche, die man auch im allgemeinen marmorierte, Onyx-, Madreporen- etc. Gläser benennt. Das Entscheidende ist, daß das Muster keine be- kannte Art des buntfarbigen Marrnors, der Edel- und Halbedelsteine wiedergibt, sondern sich nur in freier Weise an solche Naturformen an- lehnt. Die genaueren Nachahmungen von sol- , chen waren längst als Glas bekannt und wurden Antike Siuna aus Kristallglas. Venedig. nach den natürlichen Mustern bezeichnet. Da- Scha" "n S- "m" gegen richteten gerade jene opaken Gläser, die keine bekannte Gesteinsart nachahmten, sondern ein Willkürliches, in ihrem Farbenglanz die Natur übertreffendes Zufallsmuster und blümchenförmige Rosetten zeigten, in einer Zeit große Verwirrung an, für welche das Glas und die technischen Prozesse seiner Herstellung noch etwas Neues und teilweise Rätselhaftes waren. Man suchte auch bei ihnen nach einem Vorbilde in der Natur, nach einem seltenen Stein, der in fernen Landen aus unbekannten Tiefen gezogen wurde. Gemeinsam ist allen Arten von Milletiori die Technik, die Zusammensetzung der Glasmasse aus farbigen Stäben, die durch mehrfachen Überfang ring- förmige, bunte Umrahmungen erhielten und mit Stäben und Brocken ver- schiedenster Form kombiniert wurden. Nach Italien waren Glasarbeiten zwar schon in einer Zeit gedrungen, welche diesseits der Alpen der Hallstadt-Periode entspricht. Ihr gehören kleine Schälchen aus trübem, bräunlichem Glase mit opakweißer Äderung an, die man in Santa Lucia und auch in Süddeutschland und Frankreich gefunden hat. Sie sind dickwandig und plump aus freier Hand gebildet. Durch die Phönizier kamen Schmucksachen von opak-buntem Glase aus der Heimat der Glas- industrie, dem Wunderland der Pyramiden, nach Sizilien, Süditalien und Sardinien, durch die Etrusker und Griechen große Mengen von Balsamarien, schön geformte Amphorisken, Oenochoen und Fläschchen, teils einfarbig, teils mit bunten Bändern, Wellen- und Zickzacklinien. Aber erst Cicero spricht in seiner Rede pro Rabiro zum ersten Mal in der römischen Literatur von Glas- gerät im Haushalte und erst zu seiner Zeit werden die Römer mit der