Während man bis heute schwankte, mit welchem tatsächlichen Begriff die überlieferte Bezeichnung „Vasa murrina" zu verbin- den sei, hat man sich seit Winkelmann damit beru- higt, den gleichfalls in der antiken Literatur wieder- holt auftauchenden Namen „Vasa diatreta" jenen kost- baren Glasbechern zuzu- weisen, welche von einem freien, nur durch dünne, gleichfallsgläserneStiftemit dem inneren Körper ver- bundenen Netzwerke aus geschliffenem Glase um- geben sind. Von diesen sind außer einigen Bruchstücken nur acht vollständige Ge- fäße erhalten, die sämtlich der spätrömischen Epoche, dem Ende des III. und dem AnfangdesIVJahrhunderts angehören und in einer rhei- nischen Werkstatt, wahr- scheinlich in Köln, entstan- den sind." Genauere Prü- fung der alten Nachrichten ergibt aber, daß der Name der Diatreta einen viel wei- teren Kreis von Arbeiten umschließt als jene kleine Tisch mit Vitrine, Mahagoni, poliert, mit Bronzen (Laxenburg) isolierte Gruppe von Gläsern, die man lange für unnachahmliche Wunder- werke hielt, bis es der Glashütte von Zwiesel im bayerischen Walde gelang, das im Münchener Antiquarium verwahrte Exemplar getreu zu kopieren und diese tadellose Arbeit überdies zu dem bescheidenen Preise von etwa 600 Mark zu liefern. Diatreta und ihre Hersteller, die Diatretarii, werden in der antiken Litera- tur selten erwähnt. Zum ersten Mal geschieht dies in den Versen Martials: O quantum diatreta valent et quinque comati! Tunc cum pauper erat, non sitiebat Aper. i" Vergl. Kisa, „Die antiken Gläser der Frau Maria v. Ralh zu Köln" 189g, S. 77f.