Teil des Entwurfes Hildehrandts für die Fassade der k. k. Burg gegen den Kohlmarkt, gegen 1,13 der wirklichen Größe doch muß der Bau gegen den Hof eine ganz andere Fenstereinteilung gehabt haben als heute? Es ist vielleicht nicht uncharakteristisch, daß in dem Entwurfe Hilde- brandts das eine Tor (2) gerade an der Stelle steht, wo sich die alte, ebenfalls von diesem Künstler erbaute Triumphpforte befand. Es ist sogar möglich, daß sie - wenigstens gegen den Hof zu - gar nicht abgerissen, sondern einfach in die neue höhere Fassade eingeschlossen werden sollte. Nur die inneren Pfeiler (die im Grundrisse auch bloß in Umrissen angegeben sind) hätten unbedingt der Neugestaltung zu weichen; doch scheinen sie ganz unverändert nach außen verschoben zu sein, so daß Hildebrandt sich sozu- sagen nicht selbst zu desavouieren brauchte. Die heute bestehende Reichskanzleifassade scheint sich genau an der- selben Stelle wie die Hildebrandtsche zu befinden; aber, wie gesagt, sie hat eine ganz andere Achseneinteilung. Den Grund dafür werden wir sehr bald erkennen. Die Umwandlung der Fassade, die möglicherweise sogar Teile des Hildebrandt vorhergehenden Baues (Abbildung auf Seite 609) enthält, hat man sich vielleicht in der Art vorzustellen, wie ich sie zum Beispiele in Rom noch vor wenigen Jahren in Anwendung gesehen habe. Gegenüber Santi Apo- stoli sollte ein neuer Palast aus mehreren alten hergestellt werden; man riß die alten Fronten nun nicht nieder, sondern füllte alle Öffnungen mit Mauerwerk aus, so daß man gewissermaßen eine einzige, glatte Fläche erhielt; auf dieser bildete man die gewünschte Gestalt durch Einarbeiten und Auftragen neuer Formen. Der Vorgang ist übrigens in Italien häufig; hier wurde er sehr klar, weil das Geld während des Baues ausgegangen war und " Wenn uns zum Beispiele durch Aman (über den noch gesprochen werden soll) berichtet wird, daß der Grundstein zur Reichskanzlei, die den Beginn des neuen Burgbaues gemacht hätte, am x5. Oktober 1723 gelegt wurde, so kann sich dieses Datum ganz gut schon auf den Bau Hildebrandts beziehen.