626 Universitätsbibliothek. Daß die Grundrißkurve sowie dieVereinigung von dreieckigen undRund- giebeln ganz der französischen Kunst jener Periode entsprechen, kann die Abbildung auf Seite 629 zeigen, ein Beispiel, das nicht als Vor- bild, sondern, sozusagen, als Extrakt eines Typus angeführt werden soll. Das reiche Gitter vorne, das auf die ent- sprechenden Anlagen vor demversailler Schlosse zurückgeht, Findet sich schon in der erwähnten frühen Darstellung des Würzburger Schlosses in durchaus vergleichbarer Form. Die starke Anlehnung an die französische Kunst wird durch den Vergleich mit der Ab- bildung auf Seite 627 klar; doch ist es be- zeichnend, daß nicht der gerade (italienische) Simsabschluß der ,,klassisch'ßfranzösischen Kunst, sondern die reichere Dachsilhouette, die sich von früher her erhalten hat und in der da- mals neuen französischen Kunst wieder mehr ent- faltete, damit verbunden ist. Laviem Federzeichnung aus dem Eine sehr befremdliche Form zeigen die skimnbuch, des 3.1.1„ Nmmmn, m. breiten, schalenähnlichen Vasen und Posta- mimiche (mm mente vor der Dachmitte der Flügelbauten; ich erinnere mich nicht, sie bei einem Wiener Bauwerke wiedergefunden zu haben. Jedenfalls gehen auch sie auf ältere französische Vorbilder zurück, und merkwürdigerweise findet sich diese Form auch im Skizzenbuche Neumanns, noch dazu in Verbindung mit Figuren, die lebhaft an die I-Iermenpaare im Gitter erinnern; allerdings wären die Doppelhermen an sich in jener Zeit nichts Auffälliges. Da nun auch die Zeichenart keineswegs dagegen spricht, darf man den Entwurf auf Seite 624 wohl mit großer Wahrscheinlichkeit Balthasar Neu- mann zuschreiben, dies um so mehr, als uns in Bönickes „Grundriß einer Geschichte von der Universität zu Würzburg" (Würzburg 1788, II., Seite 108) berichtet wird, daß Neumann einen Plan für die Wiener Burg entworfen hat." Dieser vermutliche Entwurf Neumanns wird wohl auf Anregungen des Reichsvizekanzlers zurückgehen, jedenfalls zeigt er, wenn er, wie es sehr wahrscheinlich ist, in dieser Form Mitte oder Ende der Zwanzigerjahre ent- standen ist, daß damals ein Wandel in den Absichten sich geltend zu " Auch die Schriftzüge auf dem Blatte können für Neumann sprechen. Wenn auf der Rückseite „Ersteß Project der burg" steht, so bedeutet das wohl, daß Neumann selbst mehrere Projekte gemacht hat. Übrigens findet sich unter dem (scharfen) Schluß-S von „Erster ein deutliches r; gerade Neumann schwankt, wie handschriftliche Bemerkungen von ihm auf Blättern der Eekertschen Sammlung beweisen, im Gebrauche des Geschlechtes von „Projecrt - Bei dieser Gelegenheit spreche ich der Leitung der Würzburger Universitäts- bibliothek sowie Herrn Architekten Ecken und Herrn Dr. j. A. Gottfr. Ziegler in Würzburg für die Förderung meiner Studien den ergebensten Dank aus.