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HUSEUHS-FGITKZIDSTUDDJDDUS
HERAUSGEGEBElTlllTD-REDIGIRTV 1x
AVOITSCAIA.
MonATsscnRlrT- DES-KKÖSTE
VERLAG VON ARTARIR Co. II? VIER. IX. JAHRG. 1906 HEFT I1.
Kunst und Kunsthandwerk äää
Jährlich 12 Hefte C5252 Preis 24 Kronen
ohne Postversendung mwessammmswwe
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lungen, im Österr. Museum, sowie von der Verlags-
handlung Artaria Co. übernommen sose-sosvso-so
lWlVlllLeß,
lfU-lf-HOFTIS arm-m
Zur Geschichte der
Wiener Hofburg von
Moriz Dreger 607
ff
Die National Compe-
tition xgo6 von P. in
G. Konody .660
AusdemWienerKunst-
leben von Ludwig
Hevesi .664
Kleine Nachrichten 672
Mitteilungen aus dem
k. k. Österreichischen
Museum .679
Literatur des Kunst-
gewerbes .680
ZUR GESCHICHTE DER WIENER HOFBURGSQ
VON MORIZ DREGER-WIEN S0
EIT Jahrhunderten führt an der alten Burg, dem
jetzigen Schweizerhofe, vorbei in derVerlängerung
des Kohlmarktes eine Straße gegen die Vorstadt
zu Abbildung auf Seite 608. Als gegen 1670
der sogenannte Leopoldinische Trakt der Burg
errichtet wurde, leitete man diese Straße mittels
einiger Schwibbogen durch ihn hindurch, ungefähr
so, wie sie noch heute zu sehen ist. An der Seite
gegen die Stadt zu war der allmählich ent-
standene große Burghof durch ein einfaches Tor
geschlossen, an dessen Stelle 1712 die nach
Hildebrandts Entwürfen errichtete Carolinische Triumphpforte" trat; ein
anderes Tor führte am anderen Ende derselben Hofseite in die Schaufier-
gasse vergleiche Abbildung auf Seite 609."
Mit der Carolinischen Triumphpforte" war zum ersten Male der
Gedanke zum Ausdrucke gelangt, dem bereits weit ausgedehnten Burg-
Komplexe einen gemeinsamen, der Bedeutung eines Kaisersitzes würdigen
Zugang und gewissermaßen einen künstlerischen Zusammenhalt zu geben,
ein Gedanke, den man seither nicht mehr verlassen hat und wiederholt
zu verwirklichen suchte.
Dieser erste künstlerische Torbau bestand allerdings nicht lange; er
mußte dem Neubaue oder vielmehr dem Umbaue des Reichskanzlei- und
I-Iofkammergebäudes, das sich nun über die ganze Länge des Hofes aus-
dehnte, weichen. Es erscheint das Tor nun in die neue I-Ioffront selbst
eingeschlossen und erhält in dem anderen Zugange an der Schauflergasse
ein künstlerisch gleichwertiges Gegenstück. Wie die Abbildung auf Seite 6x1
zeigt, sind die Tore gegen den Hof zu später ganz gleich gestaltet worden;
außen ergab sich aber eine verschiedene Behandlung durch die verschiedene
Lage der anstoßenden Straßen und die verschiedene Grundrißgestaltung
der angrenzenden Bauteile ganz von selbst.
Beiläufig bemerkt, war es für einen Architekten und gewiß nicht
weniger für einen Bauherrn der Barockzeit etwas ganz selbstverständliches,
daß man in dem Hofe nicht eine einzige Prachtfassade errichten, sondern
alle Seiten einander entsprechend ausgestalten wollte. In der Tat zeigt uns
auch die hier auf Seite 611 wiedergegebene Ansicht die Ansätze der erneut
gedachten Schmalseiten, die aber nie so ausgeführt wurden.
Wir kehren jedoch zu dem wirklich Bestehenden zurück. Außerhalb
beider Haupttore der Reichskanzlei liegt zunächst ein achteckiger Raum
und vor dem nach dem Kohlmarkte zu, ein erst 1893 vollendeter Kreisbau
mit acht mächtigen Bogenstellungen; von diesen sind, wie man aus den
Vergleiche Realis Coeckelbergh-Dützele Die k. k. Burg in Wien", Wien, 1846. Seite 74.
an
au neue DIO
und 612 er-
sehen kann,
etwa die
Hälfte tat-
sächlich noch
alt. Außer
diesen alten
Teilen war
bis zu dem
erwähnten
Neubaue die-
ses Burg-
teiles in den
Jahren 1890
bis 1893 ein
kleiner Teil
der begonne-
nen alten
Außenfront
an der Ecke
des Reitschul-
baues erhal-
ten verglei-
che die Ab-
bildung auf
Seite 612.
Ansicht der k. k. Hofburg und Umgebung nach Daniel Suttinger 1688 Nach dlBSCII
geringfügi-
gen Resten ist es jedenfalls schwer, sich ein Bild davon zu machen, wie die
Fassade aussähe, wenn nicht eine so lange Unterbrechung des Baues einge-
treten wäre.
Wir haben nun aber in den bekannten 1724 bis 1737 erschienenen Werke
von Salomon Kleiner" einen Stich erhalten, der uns ein Bild der Fassade
gegen den Michaelerplatz hin gibt Abbildung auf Seite 613, und man hat
sich, wollte man den alten Bau sich wenigstens im Geiste vollendet vor-
stellen, zunächst auch immer an diese Ansicht gehalten. Man konnte sich
nun allerdings nicht verhehlen, daß ein wesentlicher Punkt durchaus nicht
stimme, nämlich die Kuppel, die der erhaltene Rest und auch schon ein
Wahrhaft vnd genaue Abbildung Aller Kirchen und Clöster welche sowohl in der keyserl. Residenz-
Stan Wien, als auch in denen umliegenden Vorstaetten sich befinden. Wobey nicht weniger theils fürstl. theils
griißl. und andere schöne Gebäude denen Liebhahem zur Belustigung vorgestellet seyn. Daselbst nach dem
Leben gezeichnet von Salomon Kleiner, Architecturae Cull. Verlegt und an den Tag gegeben durch Johann
Andreas Pfeffel, den Key. May. H05 Kupferstecher in Augsburg.
Der innere Burgplatz nach Sal. Kleiner
späterer Stich bei Kleiner uns zeigen Abbildung auf Seite I4. Dieser Wider-
spruch ist auch dann nicht gelöst, wenn man die trotz verschiedener
Abweichungen offenbare Kopie des Wiener Modelles oder vielmehr
des Stiches danach, die Berliner Hofbibliothek, betrachtet; denn diese zeigt,
trotzdem sie völlig ausgeführt ist, überhaupt keine Kuppel und der Wiener
Bau, obgleich er unfertig ist, wenigstens eine.
Trotzdem uns nun im Besitze des kaiserlichen Hauses eine ganze Reihe
älterer Entwürfe auch aus der Zeit Karls VI. und der Frühzeit Maria
Theresias erhalten, wenn auch bisher wenig gewürdigt, sind, so findet sich
darunter doch gar keine aus jenen Zeiten stammende Gesamtansicht der
Fassade gegen den Michaelerplatz, die mit den wirklichen alten Resten in
Zusammenhang zu bringen wäre.
Ich glaube aber, daß es dennoch das beste, wenn nicht das einzige,
Mittel, zu einiger Klarheit in dieser Frage zu gelangen, sein wird, daß man
die verschiedenen uns heute noch erhaltenen Pläne, Aufrisse und sonstigen
Spiegelbilder älterer Entwürfe hier kurz durchgeht und in ihren Eigen-
tümlichkeiten zu erkennen sucht. Wenn hiebei über die Entwürfe im kaiser-
lichen Besitze hinausgegangen wird, so glaube ich deshalb natürlich nicht,
nun alle hier in Betracht kommenden Arbeiten erwähnt zu haben oder auch
nur zu kennen. Auch sollen keineswegs alle, nur in Nebensachen unter-
schiedenen Varianten ein und desselben Hauptprojektes aufgezählt werden;
sondern es soll vor allem versucht werden, die Hauptetappen der baulichen
19'
Teil eines Planes der k. k. Hofburg aus dem Anfange des XIX. Jahrhundertes nach Amann
Idee, soweit noch unterbrochene Traditionen vorhanden waren, festzustellen.
Man wird den Versuch, in dieses Problem einzudringen, wohl gerechtfer-
tigt i-inden; die kaiserliche Burg ist doch die wichtigste Aufgabe der Profan-
kunst, die nicht nur Wien, sondern die österreichischen Länder im XVIII. Jahr-
hunderte zu stellen hatten, eine der wichtigsten jener Zeit überhaupt. So sagt
auch J. Bas. Küchelbecker Allerneueste Nachricht vom römisch kaiser-
lichen Hofe", Hannover 1730, S. 622 Wir wollen uns aber mit der
Beschreibung der Kayserlichen Burg nicht länger aufhalten, weil solche
Nachricht vergebens ist, indem kayserliche Majestät resolviret, dieselbe
niederzureissen, und solche von Grund aus auf das prächtigste bauen zu
lassen, welche nach dem Riss, so der kayserliche Architect, Hr. Fischer von
Erlach gemachet, ein ungemein prächtiges Gebäude werden, und in Teutsch-
land nicht seines gleichen haben wird. Auf der einen Seite hat man bereits
schon seint etliche Jahre die Reichs-Cantzelley, ingleichen vorne bei denen
Augustinern die Kayserliche Reit-Bahne bauen lassen, welche beyde sehr
prächtige Gebäude, und von guten Gusto sind, an welchen eine reine
Architectur anzutreffen."
Man darf erwarten, daß die Erkenntnis der künstlerischen Entwicklung
dieses Baues zugleich die Erkenntnis der künstlerischen Ideen jener Zeit in
Österreich überhaupt ist und auch Schlaglichter auf die allgemeine Kunst-
entwicklung zu werfen vermag. Diese Vermutung hat sich mir bei näherem
Eindringen in die Frage auch in überraschender Weise bestätigt.
Bei der geradezu überwältigenden Fülle neuer, für die ganze Kunst-
geschichte Österreichs im XVIII. Jahrhundert überaus wichtiger Tatsachen,
die das Studium des in Betracht kommenden Materiales ergibt, darf man
natürlich nicht erwarten, daß jede Frage schon endgültig gelöst ist, um so
611
0....... "h. Qäswm rßn.
mnt- rvrufd tlulim
Die ReichskanzleW nach Sal. Kleiner
mehr als Vorarbeiten nur in verschwindendem Maße vorhanden sind; ich
bin mir bewußt, nur Vorläufiges zu bieten. Ich trete aber dennoch damit
hervor, weil die bisherigen Ergebnisse, von denen einige auch wohl schon
als sicher angesehen werden können, vielleicht wieder anderen Forschern
Veranlassung geben, Fragen, die sie beschäftigen, in dem neuen Zusammen-
hange zu betrachten und anders aufzufassen, sowie auch ihre Meinungen zu
äußern, so daß man bei einer weiteren Bearbeitung des Stoffes schon
sicherer gehen kann."
Eines der frühesten Stadien der Entwicklung eines größer angelegten
Torbaues führen uns, soweit unsere Kenntnis heute eben reicht, die
bezeichneten und datierten Entwürfe Hildebrandts, eines der beiden Hof-
architekten, vor Augen." Die 1724 und 1725 ausgeführten Zeichnungen
Ich erlaube mir bei dieser Gelegenheit allen jenen Persönlichkeiten und Behörden, die mir bei Be-
schaffung des gegenwärtig außerordentlich zerstreuten Materiales ihre gütige Unterstützung liehen oder mich
bei diesen Studien sonst in wohlwollender Weise förderten, meinen ergebensten Dank auszusprechen. Es wäre
hier vor allem Seiner k. und k. Apostolischen Majestät Obersthofmeisteramt zu nennen, sowie der Stadtrat
der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, des weiteren insbesondere der Erste Hofrat im Oberst-
hofrneisteramt, Franz Freiherr von Wetschl, und Herr Oberbaurat Eduard Henrich im Baudepartement
des Obersthofmeisteramtes, Herr Direktor der k. k. Hofbibliothek, Hofrat Professor Josef Ritter von
Karabacek, die Direktion der k. k. Familien-Fideikommißbibliothek sowie die Direktion der Städtischen
Sammlungen in Wien, Herr Oberbaurat Professor Friedrich Obmann, ferner der Vorstand der Biblio-
thek des k. k. Österreichischen Museums, Herr Regierungsrat Franz Ritter, Herr Dozent Dr. Hermann Egger
und last not least Herr Alois Trost, Skriptor an den Städtischen Sammlungen in Wien.
Die Bezeichnung lautet Johann beziehungsweise Johannes Lucas de Hildebrandt innen. et delin.
anno 1724 S. C. M. Consil. et aulae Archit." So auf dem Grundrisse; auf den Aufrissen findet sich die jahres-
zahl 1725. Blätter, bei denen nichts Näheres angegeben ist, befinden sich im Besitze des Allerhöchsten Hofes.
6x2
Die Reitschulecke mit dem ältesten Burgtheater nach einer Zeichnung von A. Steininger aus "Die Theater
Wiens", ll. 1., herausgegeben von der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst" in Wien
sehen einen fast vollständigen Umbau des älteren Burgkomplexes, insbe-
sondere auch des Schweizerhofes, vor.
Die gewaltige Fassade, die Hildebrandt gegen die Vorstadt, oder viel-
mehr gegen eine Parkanlage auf dem erweitert gedachten Festungswerke
plant, ist eine außerordentliche Vergrößerung des Belvederes mit Einzeln-
formen, die besonders an diesen Bau und an das Palais Daun jetzt Kinsky
erinnern Abbildung auf Seite 6x5; zwischen dem ganz erneut gedachten
Schweizerhofe und der Hofbibliothek fände eine gewaltige Kuppelkirche
Platz. Das Ganze müßte von ungewöhnlich reicher und zugleich ernster
Wirkung gewesen sein." Uns beschäftige hier aber nur die Lösung des Zu-
ganges vom Michaelerplatze aus. Zunächst sei bemerkt, daß die beiden
Tore auf der Seite der Reichskanzlei die damals noch nicht in der Weise
wie heute erneut war ganz an den Ecken liegen, also ähnlich, wie die
Abbildung auf Seite 609 sie uns zeigt; besonders wichtig ist aber, daß sich am
Michaelerplatz eine -.etwa halbkreisförmig eingeschwungene Einziehung
findet, aus deren Mitte wieder ein Rundbau heraustritt Abbildungen auf
Seite 616 und 617.
Auf den Gedanken, eine solche Einbuchtung zu schaffen, mag man
dadurch geführt worden sein, daß die beiden Gassen an der Stadtseite der
Übrigens stimmen die Aufrisse schon der Achsenzahl nach nicht genau mit dem Grundrisse, so daß
man annehmen muß, daß ein Teil der Entwürfe verloren gegangen ist.
613
99W... man, Mayas, am cm". mrnu ßm. rnrborußrunl qmm rund... wg!
1mm". fmm nwdlllnm ßgfmai. m-arm- 151" ßirrngmra
Ansicht der Fassade der k. k. Hofburg gegen den Kohlmarkt nach Sal. Kleiner
Burg, die Schaufler- und die Augustinergasse, in ihrer Verlängerung am
Michaelerplatze in einer, allerdings ziemlich breiten, Spitze zusammenlaufen.
Es lag also nahe, diese Spitze, die außerdem demKohlmarkte so ziemlich genau
gegenüberliegt, zur Anbringung eines Tores abzustumpfen. Und nichts konnte
da größere Wirkung erzielen und dem Charakter eines Torbaues mehr ent-
sprechen, als wenn man die abgestumpfte Spitze in einer Rundung einzogf"
Die hineingehenden Teile des Rundes im Plane I-Iildebrandts zeigen
beiderseits je drei Öffnungen; der herausspringende Teil hat gleichfalls
drei Achsen. Es ist das Verhältnis zwischen Mittelteil und Flügeln also ein
ganz anderes als später. Die äußeren Ecken sind bei der Übermacht des
Mittelbaues begreiflicherweise nicht weiter betont.
Der turmartige Rundbau öffnet sich nun aber auch nach innen zu in
drei Achsen und zwar nach einem langen, gassenartigen Hofraume, der
dann durch Tore in dem geplanten Reichskanzleitrakte seine Fortsetzung
in den Hof selbst Endet. Die ganze Idee der Gasse ist offenbar schon durch
den früheren Bauzustand gegeben; sonst hat der Plan mit diesem, wie man
ihn auf Abbildung auf Seite 608 erkennen kann, aber kaum mehr etwas
gemein.
Es scheint nun, daß Teile des Hildebrandtschen Planes tatsächlich zur
Ausführung gelangt sind; vor allem darf man dies, nach den erhaltenen
Vergleichbar ist das Tor des unteren Belvederes gegen den Rennweg; doch handelt es sich da nur um
eingeschossige Bauten.
U14
"Eminent
Ansicht der k. k. Reitschule nach Sal. Kleiner
Teilen, bei der einspringenden Ecke der Schauilergasse mit den zwei Fenstern
rechts und den sieben Fenstern links davon annehmen; nur wurde die
äußere Toröffnung später ganz in die Ecke des einspringenden Winkels
verlegt vergleiche Abbildung auf Seite 6x0. Diese Teile stimmen bis auf
unbedeutende Änderungen ganz mit den in der Abbildung auf Seite 616
gegebenen Formen rechts und links von dem pilastergeschmückten Mittel-
teile; die eigentümlichen Scheibenmotive und die quastenartigen Formen
an den Fenstern finden sich ebenso am Belvedere wie am Palais Daun
vergleiche Abbildung auf Seite 61g. Und auch sonst haben die drei Bauten
manche Ähnlichkeit untereinander.
Auch ein Teil der angrenzenden Innenteile, wie die Stiegen und Partien
wenigstens in zwei der kleinen Höfe, können noch auf Hildebrandt zurück-
gehen, wenn sie später auch zum Teile wieder umgestaltet wurden.
Ich glaube, daß man auf dem Plane sogar ganz genau unterscheiden
kann, welche Teile wirklich ausgeführt und welche bloß projektiert waren.
Wir sehen zunächst, daß Teile des Mauerwerkes grau, andere lichtrot
angelegt sind.
Grau sind die damals eben im Umbau begriffene Hofbibliothek, der von
Kaiser oseph I. also vor nicht langer Zeit neu erbaute Redoutensaal, die
Amalienburg und Teile des Leopoldinischen Traktes angegeben; es kann
also keinem Zweifel unterliegen, daß mit der grauen Farbe jene Bauteile
angedeutet werden sollen, die, früher ausgeführt oder nach Entwürfen anderer
Künstler im Baue, auch in den neuen Plan
hinüberzunehmen wären. Die lichtrote Farbe
deutete dann den eigentlichen Plan Hilde-
brandts an. Nun ist es aber sehr merkwürdig,
daß ein Teil des lichtroten Mauerwerkes
schwarz, der andere rot umrandet erscheint.
Und zwar ist schwarz mit Ausnahme ganz ge-
ringfügiger Teile im Leopoldinischen Trakte
der große zusammenhängende Baublock
zwischen der Amalienburg und der mit be-
zeichneten Durchfahrt an Stelle der Caro-
linischen Triumphpforte". Auffälligerweise
reicht die schwarze Umrandung auch gerade
bis zu derKnickung derMauer inderSchaufier-
gasse, umfaßt also genau die sieben oben als
Hildebrandtisch bezeichneten Achsen. Alle
anderen rot angelegten Mauerteile sind nicht
schwarz, sondern rot umrandet und es ist sehr
bezeichnend, daß dies auch bei dem Teile
des Projektes der Fall ist, der an Stelle der vom
kaiserlichen Hofe noch nicht erworbenen
privaten Bauparzellen sich Findet; hier sind
auch nur die äußeren Umfassungsmauern an-
gegeben. Man erkennt gerade daraus recht
deutlich, daß die rot umrandeten Teile, im
Gegensatze zu denschwarzumrandeten, einen
der Ausführung ferneren Zustand darstellen.
Es wäre also alles bloß mit der Feder
Umrissene altes zu entfernendes Bauwerk,
alles Graue bestehendes Mauerwerk, das
bleiben soll, alles Rote I-Iildebrandtscher Ent-
wurf; und zwar wäre das schwarz Umrissene
zur Zeit der Planausfertigung bereits aus-
geführt, das rot Umrissene bloß projektiert.
Und es sind offenbar gerade diese zuletzt be-
sprochenen Teile, die Veranlassung gegeben
haben, daß der hier vorliegende Plan, der
übrigens nicht der erste Hildebrandts sein
wird, ausgeführt wurde.
Es wird also ein Bau, der dem Reichs-
kanzleitrakte, wie er bis 1890 bestand, an Um-
fang entsprach, schon von I-Iildebrandt her-
gestellt worden sein, wenn vielleicht auch nie
in ganzer Höhe und rnit allem Außendekor;
80
015
Entwurf Hildebrandts für die Fassade der k. k. Hofburg gegen die Bastei, gegen llü der wirklichen Größe
Teil des Entwurfes Hildehrandts für die Fassade der k. k. Burg gegen den Kohlmarkt, gegen 1,13 der wirklichen
Größe
doch muß der Bau gegen den Hof eine ganz andere Fenstereinteilung gehabt
haben als heute?
Es ist vielleicht nicht uncharakteristisch, daß in dem Entwurfe Hilde-
brandts das eine Tor gerade an der Stelle steht, wo sich die alte, ebenfalls
von diesem Künstler erbaute Triumphpforte befand. Es ist sogar möglich,
daß sie wenigstens gegen den Hof zu gar nicht abgerissen, sondern
einfach in die neue höhere Fassade eingeschlossen werden sollte. Nur die
inneren Pfeiler die im Grundrisse auch bloß in Umrissen angegeben sind
hätten unbedingt der Neugestaltung zu weichen; doch scheinen sie ganz
unverändert nach außen verschoben zu sein, so daß Hildebrandt sich sozu-
sagen nicht selbst zu desavouieren brauchte.
Die heute bestehende Reichskanzleifassade scheint sich genau an der-
selben Stelle wie die Hildebrandtsche zu befinden; aber, wie gesagt, sie hat
eine ganz andere Achseneinteilung. Den Grund dafür werden wir sehr bald
erkennen. Die Umwandlung der Fassade, die möglicherweise sogar Teile
des Hildebrandt vorhergehenden Baues Abbildung auf Seite 609 enthält, hat
man sich vielleicht in der Art vorzustellen, wie ich sie zum Beispiele in Rom
noch vor wenigen Jahren in Anwendung gesehen habe. Gegenüber Santi Apo-
stoli sollte ein neuer Palast aus mehreren alten hergestellt werden; man riß
die alten Fronten nun nicht nieder, sondern füllte alle Öffnungen mit
Mauerwerk aus, so daß man gewissermaßen eine einzige, glatte Fläche
erhielt; auf dieser bildete man die gewünschte Gestalt durch Einarbeiten und
Auftragen neuer Formen. Der Vorgang ist übrigens in Italien häufig; hier
wurde er sehr klar, weil das Geld während des Baues ausgegangen war und
Wenn uns zum Beispiele durch Aman über den noch gesprochen werden soll berichtet wird, daß der
Grundstein zur Reichskanzlei, die den Beginn des neuen Burgbaues gemacht hätte, am x5. Oktober 1723 gelegt
wurde, so kann sich dieses Datum ganz gut schon auf den Bau Hildebrandts beziehen.
Einzeichnung in dem Plane l-Iildebrandts Abbildung auf Seite 617, gegen der wirklichen Größe
daher ein großer Teil des Baues jahrelang wenn nicht heute noch mit
zugemauerten Fenstern dastand.
Ein ähnliches Ausnützen alten Mauerwerkes sehen wir ja auch bei der
Wiener I-Iofbibliothek, wo gerade der Plan Hildebrandts ganz deutlich zeigt,
wie der jetzige Bau durch Umwandlung eines älteren, langgestreckten,
rechteckigen Saalbaues entstanden ist. Zu diesem Konservativismus trug
jedenfalls auch die, schon im Mittelalter überall erkennbare und leicht
begreiiiiche, Scheu vor schwierigen Fundamentierungsarbeiten bei."
Wenn nun der ganze Bauteil, der sich an Stelle des jetzigen Reichs-
kanzleitraktes befindet, bereits vor 1724 fertig oder wenigstens in Ausführung
war und wenn dieser Bauteil, wie die erhaltenen äußeren Partien in der
Schauiiergasse kaum bezweifeln lassen, von Hildebrandt her-rührt, dann
ist wohl nicht anzunehmen, daß die heutige Fassade, die urkundlich
erwiesen siehe später Seite 630 durch den jüngeren Fischer von Erlach
ausgeführt worden ist, bereits auf Pläne des älteren Fischer zurückgeht. Es
Bei der Hofbibliothek reichen die Fundamente des alten Langbuues, dessen Achsenteilung in der
Hauptsache auch in den Neubau übernommen wurden, außerordentlich tief. Die später zugefügten Vorsprünge
in der Mitte vorne und rückwärts sind auf viel weniger tiefem Fundamente errichtet; deshalb hat sich dann auch
der Teil gegen die Festungswerke, wo der Boden weniger gesichert war als gegen die Stadt hin, nach außen
geneigt. Dies ist die Ursache filr die bald nötig gewordene 1769 vollendete Restaurierung des Baues, die durch
den später noch zu besprechenden Pacassi durchgeilihrt wurde. Wirklich wurden die Schäden aber erst in den
letzten Jahren behoben. Ich verdanke diese Aufklärung über die Fundamente Herrn Oberbaurat Ohmann.
61g
müßten denn die älteren
Pläne einmal zurückge-
stellt und dann wieder
vorgenommen worden
sein; doch hätte diese
Annahme wohl etwas
Gezwungenes an sich
und wird durch die
weiteren Betrachtungen
noch mehr an Wahr-
scheinlichkeit verlieren.
44 Sh
14
VÄII iliiiiiii
Wenn es für uns nun
vielleicht schon sehr
überraschend war, zu
erkennen, daß ganz be-
stimmte Teile der Burg
von I-Iildebrandt wirklich
ausgeführt waren und
zum Teile sogar noch
erhalten sind. so darf
eine andere Beobach-
tung, die wir an dem
Plane Hildebrandts machen können, wohl noch in höherem Grade als un-
erwartet gelten. Wir bemerken nämlich bei ganz genauem Zusehen in den
mittleren Teilen zwischen dem großen Hofe und dem Michaelerplatze ver-
schiedene Bleistiftlinien eingezeichnet; an einigen Stellen ist es deutlich, daß
sie über der roten Zeichnung sitzen, also nachträglich ausgeführt worden
sind, aber jedenfalls noch in alter Zeit, wie schon die gleichmäßige Patina"
der ganzen Zeichnung beweist.
Da die sehr feinen und zum Teile nur als Furchen erhaltenen
Bleistiftlinien überaus schwer zu erkennen, aber dennoch vollständig
gesichert sind, habe ich eine genaue Durchzeichnung angefertigt, bei der
außer den verstärkt wiedergegebenen Bleistiftlinien nur die wichtigsten
anderen Linien gestrichelt angedeutet sind Abbildung auf Seite 618.
Zunächst beachte man die lange von oben nach unten führende Gerade;
sie reicht oben bis in das aus der Stadt hinausführende anscheinend aber
mit keinem der jetzigen genau stimmende Tor des umgebaut ge-
dachten Leopoldinischen Traktes. Der Sinn der Linie ist klar bei dem
ursprünglich hier gegebenen Plane Hildebrandts ist, soviel man zu erkennen
vermag, der Durchgang durch die Burg aufgehoben wie in späteren Plänen
wäre der öffentliche Verkehr wohl durch die Schauüergasse zu einem neuen
Tor mehr rechts geführt worden; die lange Bleistiftlinie stellt nun die große
Durchschnitt durch den Vordertrakt des Palais Daun jetzt Kinsky in
Wien nach Niemann
UzU
Hauptachse dar, die vom Michaelerplatze
direkt hinausführen, dem Verkehre dienen
und zugleich einen großen Durchblick ermög-
lichen soll. Nach dieser Linie, die wohl ein
I-Iauptmotiv für ihre Wahl! auf der jetzigen
Reichskanzleifront beinahe genau senkrecht
steht, ist nun auch der korrigierte Zugang
am Michaelerplatze gerichtet.
Es ist begreiHich, daß bei Ausführung
des neuen, nach rechts verschobenen Zu-
ganges die Fenstereinteilung der Reichs-
kanzleifront, wie sie im alten Plane selbst
gezeichnet ist, unbedingt geändert werden
mußte; denn die neue Achse geht gerade durch einen Pfeiler. In der Tat sehen
wir, daß unter alleiniger Beibehaltung der Tore und die zu den kleinen
Höfen führen, neue Achsen angegeben sind; im Originale erkennen wir in
gleichmäßigen Abständen ganz kleine Rötel- oder bloß geritzte Linien, die
nichts Anderes als diese neuen Achsen bezeichnen können. Doch stimmt
diese Einteilung noch nicht völlig mit der heutigen.
Infolge der Verschiebung des Tores muß nun auch das Tor
wenn die Symmetrie gewahrt bleiben soll, mehr gegen die Mitte zu verlegt
werden. Bei der heute bestehenden Fassade ist diese Anordnung der Haupt-
tore auch tatsächlich zur Durchführung gelangt. Da man hiebei aber die
einspringende Ecke in der Schauflergasse bis auf die Verschiebung des
Tores selbst und den damit unmittelbar im Zusammenhange stehenden
Änderungen im früheren Zustande beließ, kam das Oktogon an diesem
Tore in eine auffällig schiefe Lage, die sonst gar nicht zu erklären wäre
Abbildung auf Seite 610.
Es ist dies ein Punkt, der mir sogar von ganz besonderer Wichtigkeit
zu sein scheint.
Es drängt sich nun die Frage auf, wer diese Einzeichnung vorgenommen
hat. Der nächste Gedanke ist natürlich der an Hildebrandt selbst. Für ihn
spräche auch die offenbare Rücksicht, die bei Anlage der Ellypse auf die
bestehenden Mauern genommen wurde während später der benachbarte
kleine Hof verlegt werden mußte, dann die Ähnlichkeit der Vorhallenbildung
im Palais Daun, jetzt Kinsky Abbildungen auf Seite 61g und 620, weiterhin,
daß eben die Achsenteilung der Hoffassade nicht mit der später ausgeführten
stimmt, endlich die Beibehaltung der scharfen Ecken vorne und vielleicht
die reichere Gliederung mit Risaliten.
Jedenfalls muß die Einzeichnung vor dem Beginne der Ausführung der
bestehenden Fassade erfolgt sein, da man sich später zur Unterlage für eine
neue Idee gewiß nicht des Planes einer überwundenen Zeit bedient hätte.
Grundriß der Eingangshalle des Palais
Daun jetzt Kinsky in Wien nach Niemann
Entwurf Lemerciers für den Louvre nach Korn. Gurlitt Geschichfe des Barockslils"
Wenn wir einen raschen Blick auf die damaligen Zustände der Kunst
in Mitteleuropa überhaupt, insbesondere aber auf die in Wien werfen, so
wird uns ein solcher Wandel im Plane nicht unbegreiflich erscheinen.
Nachdem sich gerade in dem regen Bauleben Wiens nach dem Zurück-
drängen der Türkengefahr unter italienischem, zum Teile auch bereits unter
französischem, Einflusse ganz eigentümliche Richtungen, wie die des älteren
Fischer und die Hildebrandts, geltend gemacht hatten, bereitete sich nun
wieder ein gewaltiger Umschwung vor.
Man erinnere sich nur der hohen Bedeutung, die gerade zur Zeit
Ludwigs XV. die französische Richtung in Europa erlangt hat und die Gurlitt
treffend in folgenden Worten zusammenfaßt
Wie Cotte, so wirkte auch Boffrand von Paris aus in die Weite. Wenn
man von I-Iardouin Mansart sagen kann, sein Geschmack habe Frankreich
beherrscht, so kann von seinen Nachfolgern das Wort gelten, sie haben
über die ganze gebildete Welt ihren Geist zu verbreiten gewußt. Boffrand
sammelte die Früchte der nun allgemein anerkannten Blüte der franzö-
sischen Kunst."
Diese neue Richtung" ist übrigens jünger und älter zugleich gegenüber
der unmittelbar vorhergehenden.
In Frankreich war die etwas kleinliche ältere Richtung durch Lebrun,
Perrault und andere überwunden worden; in Wien nahm der ältere Fischer
eine in gewisser Beziehung ähnliche Stellung ein. Hildebrandt repräsentiert
dagegen in seiner Zergliederung der Grundrisse, besonders in der reicheren
Dachwirkung und den üppigen Einzelnformen mehr die ältere und reiner
nordische ich sage nicht etwa ausschließlich deutsche Richtung; man
braucht nur Lemerciers Plan für den Louvre Abbildung auf Seite 621 mit
dem Belvedere Abbildung auf Seite 623 und beide mit Perraults Louvre
Abbildung auf Seite 622 zu vergleichen.
In Frankreich tritt nun allmählich gegenüber dem Grandiosen gerade
des Perraultschen Louvre bei aller Strenge der Einzelform wieder eine
Korn. Gurlitt Geschichte des Barockstils in Belgien, Holland, Frankreich und England
Seite 258.
Louvrefassade von Perrault Grundriß und Teil des Aufrisses nach G. Dehio Kunstgeschichte in Bildern"
leichtere Auffassung hervor und wieder mehr das echt nordische Streben
nach reicher, lebendiger Silhouette.
Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, läßt sich auch die eigen-
tümliche Erscheinung der französischen Rokokokunst, daß das eigentlich
Bauliche streng klassizistisch, die Schmuckform aber ganz frei und natura-
listisch ist, durchaus verstehen. Die barocke Wucht war doch auch in der
reinen Architektur zu Ende, der Klassizismus der Baukunst war sozusagen
ihr Naturalismus; denn man faßte die klassischen Formen als die der ewigen
Natur echter Baukunst entsprechenden auf.
Auf deutschem Boden, wo sich die Barockkunst, der allgemeinen Zeit-
strömung gemäß, um das jahr 1700 gleichfalls zu lösen beginnt, sind die
barocken Formen vielfach stärker und der Klassizismus schwächer; aller-
dings sind gewisse strengere Spätrenaissanceformen, zum Beispiele toska-
nische" Säulen, allenthalben in Übung geblieben. Doch treten auch im
Äußeren, rein Architektonischen, Formen auf, die dem inneren eigentlichen
Rokoko entsprechen, während in Frankreich der einzige größere Entwurf,
der die, uns heute allein als Rokoko erscheinenden, freien Schnörkelformen
auch ins Äußere übertragen will, der Entwurf Juste Aurele Meissoniers für
Saint Sulpice, eben deshalb unausgeführt blieb. Pöppelmanns Zwinger in
Dresden stellt etwa ein so geschaffenes selbständiges deutsches Rokoko oder
Vorrokoko dar, das wir allerdings nicht als solches zu bezeichnen gewöhnt
sind. Und in gewissem Sinne wäre I-Iildebrandt als Parallelerscheinung zu
betrachten.
Ganz anders hat sich dagegen der jüngere Fischer entwickelt. Ein
bloßer Vergleich des Baues der I-Iofbibliothek Abbildung auf Seite 625 mit
dem Entwurfe Hildebrandts für die Hofburg Abbildung auf Seite 616
macht dies trotz einer gewissen Verwandtschaft der Dachform sofort klar.
Der stärker französische Geist ist bei der Hofbibliothek wohl unverkennbar.
johann Emanuel Fischer von Erlach, der sowohl auf künstlerischem,
mathematischem als technischem Gebiete außerordentliches Talent ent-
Vergleiche meine Künstlerische Entwicklung der Weberei und Stickerei Wien, m04, Seite 308
und andere.
faltete, war mit Unterstützung
des kaiserlichen Hofes auf eine
Studienreise gesendet worden,
die ihn bis Jahre lang durch
Europa führte und offenbar
auch mit den Niederlanden,
insbesondere aber mit Paris
und der dortigen neuen Kunst
sowohl, als mit dem älteren
klassizistischen Barock Le-
bruns und Perraults bekannt
machte."
Dabei ist es natürlich be-
greiflich, wenn gerade der jün-
gere Fischer, der die ältere
Wiener Kunst so genau kennen
gelernt hatte, wie seine Zeich-
nungen für Delsenbach uns
zeigen, und der zuletzt noch am
Bau der Hof bibliothek an seines
Vaters Seite tätig war, auch
dessen Art nicht ganz verleug-
netefkl"
Aber nicht nur die ver-
schiedenen Künstler folgten
verschiedenen Richtungen, son-
dern auch die verschiedenen
Kunstfreunde. Um dies recht
klar zu machen, aber auch, weil
uns der Meister auch sonst noch
im Zusammenhange mit der
Bekanntlich verwendete er als einer
der ersten die Dampfmaschine und stellte
auch die erste in Wien auf, und zwar zum
Heben von Wasser im Schwarzenberg-
Garten.
"Albert Ilg, "Die Fischer von Erlach"
Wien 1895. Seite 525. 702, 70g und 7x3.
Über die Verbindung mit Leibniz, daselbst
S. 51g.
Wie weit wir beim älteren Fischer
französische Einiiüsse annehmen sollen,
hängt natürlich größtenteilsdavon ab, welche
Werke wir ihm überhaupt zuschreiben diir-
fen. Dr. jos. Demjac hat sich in einem Vor-
trage gedruckt in den Monatsblättern des
Wissenschaftlichen Klubs in Wien 1887.
soviel ich glaube, mit französischen Ein-
Hüssen auf den älteren Fischer beschäftigt.
8x
agglg uaqagpgxgm Jap "Smqpn '31 agp suueumaN xeseqlleg jmmwg latpnlnuuaA
uzq
WienerHofburg begegnet, will ich hier kurz
auf Balthasar Neumann hinweisen; in Eger
geboren, war er zumeist in Franken, aber
auch in Österreich sozusagen als Haus-
architekt" der Erlaucht gräflich Schönborn-
schen Familie tätig. Der Würzburger Fürst-
bisch of Johann Philipp Franz vonSchönborn
hatte nun Neumanns Pläne für das Würz-
burger Schloß an seinen Bruder Friedrich
Karl, der alsReichsvizekanzlerinWienlebte,
zurBegutachtunggesendet; der Reichsvize-
kanzler antwortete seinem Bruder darauf
am 8. März 1724."
Bemerkenswert ist, daß unter den
vornehmen Kunstfreunden, die sich, wie
Prinz Eugen, über Neumanns Pläne güns-
tig aussprechen, Gundacker Graf Althan,
der oberste Chef des kaiserlichen Hofbau-
amtes, nicht genannt wird. Und ebenso
auffällig ist, daß später, noch imJahre I73o,
als Neumann selbst ein Urteil Hildebrandts
und Fischers natürlich des jüngeren, da
der ältere schon Jahre tot ist erbittet,
immer nur Hildebrandt antwortet, daß
dieser dafür aber auf den Würzburger
Schloßbau allmählich ganz bedeutenden
Einfluß gewinnt.
Es scheint eben Graf Althan mehr auf
Seite des jüngeren Fischer, der Reichs-
vizekanzler und sein Kreis mehr auf der
Hildebrandts gestanden zu sein; vielleicht
war eben dadurch Hildebrandt auch der
Bau der Reichskanzlei, die zugleich die
Wohnung des Reichsvizekanzlers sein
sollte, zugefallen, während Fischer die Hof-
bibliothek zur Durchführung erhielt.
Neumann war im Jahre 1723 bei
Robert de Cotte und Germain Boffrand,
den maßgebenden neueren französischen
Meistern, in Paris gewesen; doch kann nicht
damals erst der französische Einfluß auf ihn begonnen haben. Einen großen
auf einer Seite offenen EhrenhoP nach französischer Art hatte sein Projekt
schon von Anfang an; die große Darstellung Würzburgs, von Johann
Vergl. Jos. Keller "Balthasar Neumann", Würzburg 1895, Seite 63.
Die k.k. Hofbibliothek, nach Kam. List, Die Hofbibliothek in Wien"
Salver 1723 nach Neumanns Zeichnung gestochen, zeigt uns das Schloß
aber viel französischer als es wirklich ausgeführt wurde. Es scheint später
vielleicht nicht ohne Einwirkung Hildebrandts, vor allem aber wohl
durch Verblassen der französischen Erinnerungen in der deutschen Umgebung
wieder eine Rückverdeutschung" des Meisters und seines Schloßbaues
stattgefunden zu haben.
Es ist nun bemerkenswert, daß wir auch einen Entwurf für die Wiener
Hofburg besitzen Abbildung auf Seite 624, der nicht nur außerordentlich
französisch ist, sondern vielfach gerade an die älteren Entwürfe des Würz-
burger Schlosses erinnert. Der Hintergrund des Hofes ist in Würzburg aller-
dings geradlinig geschlossen, der erwähnte ältere Entwurf zeigt aber in der
Mitte in Varianten auf den Hauptdarstellungen und in den Randbildem des
Stiches einen hochragenden Bau, der mit dreieckigen Giebeln bedeckt ist;
übrigens finden sich auch kleinere später ganz weggelassene runde Giebel in
der Mitte der Vorderfronten der Flügel. In dem Wiener Entwurfe ist der Rund
giebel in der Mitte wohl mit Rücksicht auf den runden Grundriß gewählt
der Grundriß lehnt sich eben stark an die berühmten Stallungen gegen-
über dem Schlosse zu Versailles an die seitlichen Anläufe finden
sich ähnlich mehrfach im Skizzenbuche Neumanns in der Würzburger
8x"
626
Universitätsbibliothek. Daß die Grundrißkurve
sowie dieVereinigung von dreieckigen undRund-
giebeln ganz der französischen Kunst jener
Periode entsprechen, kann die Abbildung auf
Seite 629 zeigen, ein Beispiel, das nicht als Vor-
bild, sondern, sozusagen, als Extrakt eines
Typus angeführt werden soll.
Das reiche Gitter vorne, das auf die ent-
sprechenden Anlagen vor demversailler Schlosse
zurückgeht, Findet sich schon in der erwähnten
frühen Darstellung des Würzburger Schlosses in
durchaus vergleichbarer Form.
Die starke Anlehnung an die französische
Kunst wird durch den Vergleich mit der Ab-
bildung auf Seite 627 klar; doch ist es be-
zeichnend, daß nicht der gerade italienische
Simsabschluß der ,,klassisch'ßfranzösischen
Kunst, sondern die reichere Dachsilhouette, die
sich von früher her erhalten hat und in der da-
mals neuen französischen Kunst wieder mehr ent-
faltete, damit verbunden ist.
Laviem Federzeichnung aus dem Eine sehr befremdliche Form zeigen die
skimnbuch, des 3.1.1 Nmmmn, m. breiten, schalenähnlichen Vasen und Posta-
mimiche mm mente vor der Dachmitte der Flügelbauten; ich
erinnere mich nicht, sie bei einem Wiener Bauwerke wiedergefunden zu haben.
Jedenfalls gehen auch sie auf ältere französische Vorbilder zurück, und
merkwürdigerweise findet sich diese Form auch im Skizzenbuche Neumanns,
noch dazu in Verbindung mit Figuren, die lebhaft an die I-Iermenpaare
im Gitter erinnern; allerdings wären die Doppelhermen an sich in jener Zeit
nichts Auffälliges.
Da nun auch die Zeichenart keineswegs dagegen spricht, darf man den
Entwurf auf Seite 624 wohl mit großer Wahrscheinlichkeit Balthasar Neu-
mann zuschreiben, dies um so mehr, als uns in Bönickes Grundriß einer
Geschichte von der Universität zu Würzburg" Würzburg 1788, II., Seite 108
berichtet wird, daß Neumann einen Plan für die Wiener Burg entworfen hat."
Dieser vermutliche Entwurf Neumanns wird wohl auf Anregungen des
Reichsvizekanzlers zurückgehen, jedenfalls zeigt er, wenn er, wie es sehr
wahrscheinlich ist, in dieser Form Mitte oder Ende der Zwanzigerjahre ent-
standen ist, daß damals ein Wandel in den Absichten sich geltend zu
Auch die Schriftzüge auf dem Blatte können für Neumann sprechen. Wenn auf der Rückseite Ersteß
Project der burg" steht, so bedeutet das wohl, daß Neumann selbst mehrere Projekte gemacht hat.
Übrigens findet sich unter dem scharfen Schluß-S von Erster ein deutliches gerade Neumann schwankt,
wie handschriftliche Bemerkungen von ihm auf Blättern der Eekertschen Sammlung beweisen, im Gebrauche
des Geschlechtes von Projecrt Bei dieser Gelegenheit spreche ich der Leitung der Würzburger Universitäts-
bibliothek sowie Herrn Architekten Ecken und Herrn Dr. j. A. Gottfr. Ziegler in Würzburg für die Förderung
meiner Studien den ergebensten Dank aus.
machen beginnt. Und vielleicht steht mit
dieser allgemeinen Entwicklung auch die
früher besprochene Einzeichnung in den
Hildebrandtschen Plan in Zusammenhang.
ßk Ik
Durch die früher besprochene Einzeich-
nung auf dem Hildebrandtschen Grundrisse
wird uns erst die Darstellung der Burg auf
einem älteren, bisher fast unbekannten Plane
der Stadt Wien einigermaßen verständlich;
zugleichkönnen wiran diesem das sozusagen
nächste Stadium der Entwicklung erkennen.
Der Plan trägt die Bezeichnung Die kay-
serliche Residentz- und Haubt Stadt Wien,
nebst den Vorstaetten in einem accuraten
Plan und Prospect entworfen und ediert von
H. ET" Abbildung auf Seite 628. Ich will nun durchaus nicht behaupten, daß
die Darstellung des Stadtplanes gerade ganz genau ist. Das Eine ist ja augen-
scheinlich, daß hier ein Projekt vorweggenommen ist; denn es erscheint
die Burg auch bereits an jenen Stellen ausgeführt, wo noch bis Ende des
XIX. Jahrhunderts Privathäuser standen. Aber das entspricht ganz den Uber-
lieferungen bei derartigen Arbeiten; auch Kleiner bringt, wie schon an den
Seiten der Darstellung des Reichskanzleitraktes zu sehen war, Bauteile, die
noch nicht fertig waren und unter Umständen nie fertig wurden.
Bemerkenswert an der Darstellung des Stadtplanes ist auch, daß die
äußeren Ecken der Burg bereits gerundet und mehr vorgeschoben sind, so
daß hier, wie gesagt, eine fortgeschrittenere, dem ausgeführten Zustande
nähere Etappe der Planung wiedergegeben zu sein scheint.
Die einspringenden Ecken beim Mitteltore ließen sich durch die ent-
sprechenden Fonnen der Bleistiftzeichnung Abbildung auf Seite 618 erklären,
wenn sie dort auch etwas anders gemeint sind. Der Vorhof" hat noch
elliptische Gestalt, nicht kreisrunde, wie sie später durch die ausgeführten
Teile gesichert ist. Wenn der wohl etwas zu lang geratene Zugang gassen-
artig offen erscheint, so beruht das vielleicht darin, daß der Zeichner nur den
Grundriß des Untergeschosses oder der Untergeschosse vor Augen oder in
Erinnerung hatte. Wenn das Tor, wie in dem sofort zu besprechenden
Stiche. noch in das höhere Geschoß einschneiden sollte, konnte seine obere
Bedeckung in dem Untergeschosse natürlich nicht angegeben sein.
Mittelteil der Louvre-Front an der Rue St.
Honore, nach Ehe, Die Spätrenaissance"
Das einzige rnir bekannte Exemplar finde sich heute im Städtischen Museum in Wien. Der Plan
zeigt unten eine Ansicht von Wien, die auf eine ältere wiederholt umgearbeitete Ansicht des Georg Matthäus
Vischer zurückgeht. Leider kennen wir weder den Verfeniger noch die genaue Entstehungszeit des Planes;
doch ist die Zeit gegen 1730 nach dem Zustande, Vorhandensein oder Fehlen der verschiedenen bekannten
Bauten keineswegs unwahrscheinlich.
nun weiter zu einem andern Entwurfe,
der im dritten 1733 erschienenen
Bande des Kleinerschen Werkes ent-
halten ist, einem Entwurfe, den man bis-
her gemeinhin dem alten Fischer zu-
schrieb und eigentlich allein kannte.
Wenn man sich den bis in die
Neunzigerjahre des vorigen Jahrhun-
derts unvollendeten Bau im Geiste
vollendet vorstellen wollte, hat man
sich deshalb, wie gesagt, auch immer
nur an diesen Stich gehalten Abbil-
dung auf Seite 613.
Teil eines altenPlanes vonWien, bezeichnet H. E." Die Unterschrift bei Kleiner nennt
21a Wükliche" "wie den Künstler nicht, wie dies übrigens
auch sonst nie bei Kleiner geschieht, besagt aber, daB der Stich nach einem
Modelle, das sich in der Burg beünde, ausgeführt worden sei."
Über das Vorhandensein eines solchen Modelles darf man sich nicht
wundern denn es war üblich, von größeren Werken hölzerne oder andere
Modelle herzustellen. Viele der Art besitzt zum Beispiele noch das Salzburger
Museum. Leider scheint das Modell aber spurlos verloren gegangen zu sein.
Die Originalpläne, angeblich vom älteren Fischer, sollen nach Joseph
von I-Iormayr der Sage zufolge" unter den Papieren des Architekten Hohen-
berg, über den noch zu sprechen sein wird, verworfen oder selbst absichtlich
vernichtet worden sein; es mögen dies die dem Modell zu Grunde liegenden
Pläne gewesen sein."
Wir wissen urkundlich, daß der ältere Fischer in seinen letzten
Lebensjahren mit dem Umbaue der I-Iofbibliothek und dem Neubaue der
großen Hofstallungen beschäftigt warjl" doch wurde, da er schon unter den
Schwächen des Alters zu leiden hatte, sein Sohn zurückberufen und ihm
als Stütze in Wirklichkeit wohl schon als entscheidender Faktor an
I-lildebrandt erhielt x70 fdr ein Modell zum Burggebäu aoo H. Selbstverständlich kann dies mit dem
oben genannten Modelle nicht im Zusamrnenhange stehen. Auch baute I-Iildebrandt ja noch später das oben
auf der Abbildung auf Seite 60g sichtbare Tor.
Wien, seine Geschichte und Denkwürdigkeiten". 1825. II. hg., 2. Bd., Heft und 3. Seite 14.
Bei den noch zu besprechenden Zeichnungen des Hof-Architekten Aman heißt es allerdings noch im
Jahre 1824 Die k. k. Hofburg unter der Kaiserinn M. Theresia und Kaiser Josef II. des von Karl VI.
bestimmten Burgbaues, wovon noch das Modell vorhanden ist," doch ist dies wohl nur von dem Stiche ab-
geschrieben; denn schon 1806 nennt Aman in einem Gutachten gegen den Saalbau in der sogenannten Nase"
der Burg und zugleich dem Begleitschreiben zu einem eigenen Entwurfe in der k. u. k. Fideikomrniß-
bibliothek die Hilfsmittel. auf Grund deren er sich ein Urteil über die ursprünglichen Absichten Fischers
gemacht habe, und dort hätte er gewiß des Modells Erwähnung getan, wenn es noch vorhanden gewesen wire.
Beglaubigte Zeichnungen des jüngeren Fischer sind mir nicht bekannt. In der A1bertina" Endet sich
eine dem älteren oder auch dem jüngeren Fischer zugeschriebene Skizze der Hauptgruppe auf dem Mittel-
risalite der I-Iafbibliothek, die aber wohl eine Bildhauerzeichnung ist; im Städtischen Museum" ist die
Darstellung einer Schlittenfahrt auf dem Mehlmarkte, der im Zustande etwa vom Jahre 1738 erscheint, erhalten.
Es ist eine Vorzeichnung zu einem Stiche, aber zu keinem bei Delsenbach oder Kleiner, und kaum von Fischer.
List, Die I-Iofbibliothelt in Wien" Wien 1897. Seite Ilg, a. a. O. Seite 755.
Alle Präfektur Hofseite in Straßburg i. E., nach R. Dohme, Barock- und Rokokoarchitektur"
die Seite gestellt. Der andere I-Iofarchitekt Hildebrandt war, wie wir sahen,
inzwischen mit den Arbeiten für die eigentliche Burg betraut, so daß eine
wirkliche Arbeitsteilung stattfand.
In den weiteren Etappen des langsam fortschreitenden Burgbaues
scheint nun Hildebrandtlj der allmählich auch in höhere Jahre gelangte, den
künstlerischen Anforderungen der veränderten Zeit wohl nicht mehr ganz
entsprochen zu haben und so trat denn der jüngere, aber welterfahrene und
sicher auch hochveranlagte JosephEmanuelFischer von Erlach an seine Stelle.
Wir besitzen hiefür den urkundlichen Beleg in einer Begleitschrift, die
das kaiserliche Obersthofmeisteramt einem Gesuche an den Kaiser beilegtef"
sie lautet
Wien, 13. Juni 1731 hat Joseph Emanuel Fischer von Erlach
Ew. Kay. Mt. Titular Hofikammerrath und Hoffarchitect wie dass sein anno
17 23 mit Todt abgegangener Vatter Joh. Bern. Fischer von Erlach in eadem
qu alitate eines Hoffarchitects 2000 H. besoldung vnd zu besserer Abwartung
deren Kay. Gebeüen 500 fl. jährlichen Wagengeldts gehabt habe, mit aller-
gehorsarnbster Bitte Ihn, da Er seither I. Julii x722 mit blosser Besoldung
von 1500 fl. diene mit dem salario seinem seeligen Vatter gleich biss auff
Geboren was, vergl. llg, a. a. O. Seite 44g. Der ältere Fischer war schon 1556 geboren, vergl. daselhst
Seit u. Hildebrand! starb 1745, Fischer schon 1723 a. a. O. Seite 703.
Ilg, a. a. 0. Seite 653.
630
Mumm. lmuvnuul
um; mrm, um
AIKGILHTO
Dlßlmmul
LL-
'51, erkläre... man?" fzämzsijßmtwm. "zrzzgatafß
ßnrgnailgrrefn "tgjmc umrscsrln, cm grgußsä Jlformrquc Ietfägnaur GAMzavxf?rsa-z4za
9,3351." unzvnf t..- ayardigsgßui Ladegut uzyuxn. HILZ,PGJ z... aum-Lt
Die Karlskirche in Wien, nach j. B. Fischer von Erlach, Entwurf einer historischen Architektur"
2000 H. zu accresciren, dass auch Ihme das aus dem Kay. Bau Ambt, nur
biss zur Endigung des Caroli Boromaei Kirchengebäues mit 500 H. angen-
hoffte Wagengelt noch weiter hinauss biss zur Endigung deren Kay. ge-
sarnbten Gebäuen, die sich seithero merklich vermehret hatten, als nemblich
bey der Bibliothec, neuen Burg Facciata, I-Ioff Cammer, St. Josephs Säulen
und Neuer Reith Schull allergnadigst zu prolongirenä"
Man ist also gewiß von vorneherein berechtigt, bei dem angeführten
Entwurfe der Reichskanzlei, somit auch bei der äußeren Fassade, an den
jüngeren Fischer von Erlach zu denken; es müßten sich denn wichtige
Gründe gegen eine solche Annahme ergeben.
Der gestochene Entwurf zur äußeren Fassade unterscheidet sich von
den vorher angeführten durch die gesteigerte Großartigkeit und Einfachheit.
Auffällig ist das vollständige Aufgeben der Dachsilhouette. Der Entwurf
wirkt dadurch gewissermaßen älter und im ersten Augenblicke italienischer
als etwa der auf Seite 624. Und er zeigt doch einen Fortschritt, und zwar
Nebenbei sei bemerkt, daß das Obersthofmeisteramt die Gewährung des Wagengeldes befürwortet,
betreffs des höheren Gehaltes aber bemerkt, dnß ihn seit des älteren Fischers Tode schon Hildebrand bezieht.
Der Beginn des Reitschulbmies wird im allgemeinen in das Jahr 172g verlegt. Vergl. Realis Coeckel-
bergh-Dützele, "Die k. k. Burg in Wien", Wien r846, Seite x83.
Die Karlskirche in Wien, nach R. Dohme, Barock- und Rokoko-Architektur"
einen Fortschritt nach der Seite des Franzosentums, indem er sich von der
leichteren und leichter verständlichen Form der neueren französischen Kunst
mehr ihrer klassischen Periode", dem Stile Louis XIV, nähert. Damit tritt
allerdings in gewissem Sinne auch wieder eine größere Verwandtschaft mit
82
032
e-si-fgüäm
Gräflich Althansches Palais, nach Sal. Kleiner
dem älteren Fischer hervor. Übrigens sind die ausgeführte innere Fassade
der Reichskanzlei und diese äußere einander geistig so nahe verwandt, daß
man beiden nur dann gerecht werden kann, wenn man sie im Zusammenhange
betrachtet.
Insbesondere die innere Fassade können wir als eine strengere und
stärker dem französischen Geschmack angenäherte Weiterbildung der
Fassaden des älteren Fischer ansehen, etwa des zweiten Entwurfes für
Schönbrunn oder jenes des Prinz Eugen-Palastes, wie er bei Delsenbach er-
scheint; der zuletzt genannte Entwurf hat auch bereits die drei flachen
Risalitef"
Die Konsolen im Hauptsimse sehen wir etwa am Trauthson-Palais;
doch gehören sie überhaupt der älteren Wiener Entwicklung an man
vergleiche besonders das Lobkowitz-Palais. Das Löwenfell über dem
I-Iaupttore findet sich zum Beispiele auch an der Böhmischen Reichs-
kanzlei", einem Baue des älteren Fischer.
Aus diesen Ähnlichkeiten folgt aber natürlich durchaus nicht, daß ein Ent-
wurf des alten Fischer vorgelegen haben muß; sondern sie erklären sich
überhaupt aus der Entwicklung der Kunst, die früher viel mehr als heute
von Werk zu Werk fortschritt, dann aus dem Willen des Bauherrn, der
die Anlehnung an erprobte Formen wünschte, endlich im besonderen aus
Im Stiche allerdings etwas unklar; doch trat sicher an der Ecke je eine Achse vor und dann nach
innen zu je eine zurück, die ganze Mitte aber wieder vor.
Federzeichnung in der k. k. l-Iofbibliotlaek, gegen der wirklichen Größe
der bereits besprochenen Entwicklung des jüngeren Fischer von Erlach
selbst.
Wenn man sieht, daß das I-Iauptmotiv, nämlich die Anlage der großen
Tore, erst ganz allmählich aus dem Hildebrandtschen Plane sich ergeben
hat ich erinnere nur an den schief ansetzenden Torgang gegen die
Schauiiergasse dann wird wohl niemand mehr an einen hier in Betracht
82'
aggig ualpgppum Jap Jaqn Kgaiseg axle agp uaäa? 11.10.15 xap gaL Smqgog 11 '21 agp in; siopef pnuuug
kommenden Plan des älteren Fischer denken." Der zu-
nächst befremdliche, obere Abschluß der Burgfassaden
erinnert an die Worte in Küchelbeckers Beschreibung
Schönbrunns vom Jahre 1730
Übrigens ist das ganze Gebäude Yltalienne, ohne
Dach, und mit vielen schönen Statuen oben herum besetzt,
welches demselben ein ungemeines Ansehen gibt."
Aber hier ist es mehr das Pltalienne", wie es die
französische klassizistische Barocke verstand; gerade die
vorherrschenden Trophäen als oberer Bauahschluß ge-
mahnen viel mehr an die Gartenseite des Schlosses zu
Versailles als an den älteren Fischer, der fast ausschließ-
lich Statuen anwendet.
Und die Zusammenziehung der Simskrönungen auf
dieRisalite, wie man sieanderinnerenundin gewissem Sinne
auch an der äußeren Fassade bemerkt, entspricht wieder
ganz der späteren französischen Entwicklung; ein schönes
Beispiel bietet da etwa das Schloß Bruehl am Rhein seit
172 im Bau. Übrigens zeigt sich eine ähnliche Anordnung
des figürlichen Schmuckes auch schon an der Hofbiblio-
thek. Das Aufgeben der reicheren Dachwirkung, wie sie
aber gerade gegenüber der Hofbibliothek hervortritt, ist
wohl unter dem überwiegenden Eindrucke der Louvre-
Fassade Perraults erfolgt, vielleicht auch aus dem immer
bewußter werdenden Gegensatze zu den andern an der
Burg schaffenden Künstlern.
Man kann, wenn es zunächst auch absurd klingt,
vielleicht sagen, die Burgfassade gegen den Kohlrnarkt
ist die barock erweichte oder barock durchglühte und
dann gebogene Louvre-Fassade Perraults. Etwas barocker
ilwlllllilllll
m...
1-1
u.
Ilg a. a. O. Seite 754 meint Die großen Bauten Fischers zum Behufe der
Umgestaltung der kaiserlichen Burg in Wien. also der Hofbibliothek, der Winters
reitschule und das Projekt für die Einfahrtshalle nach dem Kohlmarlrt zu, die Reichs-
kanzlei, sind vielleicht zum Teile der Erfindung nach noch Schöpfungen des großen
Meisters, wahrscheinlich aber zum grösseren Teile dern Sohne angehörig."
Der Beweis hätte in dem nie erschienenen zweiten Teile des erwähnten
Werkes gebracht werden sollen. Jedenfalls wäre er auf Grund anderer Erwägungen
erfolgt, als hier; denn llg kannte, wie man aus dem Schweigen an entscheidenden
Stellen deutlich erkennt und aus Tatsachen und persönlichen Verhältnissen, die
sich hier der Besprechung entziehen, klar hervorgeht, die hier besprochenen Pläne
höchstens zum Teile und faßte sie vermutlich anders auf. Denn hier soll nicht gesagt sein, daß der jüngere
Fischer die Pläne des älteren, wenn auch noch so umfassend, veränderte, sondern daß er selbst wenn solche
vorhanden waren neue schuf. Josef Bayer, der gelegentlich der Erneuerung des Burgteiles gegen den Kohl-
markt einige Aufsätze erscheinen ließ in der ,.Neuen Freien Presse" vom 13. November 1887, vom I3. Juni 188g.
vom xg. und zo. September 1893 und vom xg. und zu. Oktober 1893, bezweifelt in den späteren wenigstens
betreffs der äußeren Fassade die Urheberschaft des älteren Fischer, weil er glaubt. dieser, der 1723 verstarb,
könnte bei dem stückweisen Entstehen der Burg nicht gewußt haben, was gegen 1730 nötig geworden wäre.
Vergleiche Quirin Leitner, Monographie des kaiserlichen Lustschlosses Schönbrunn" Wien, 1575
Seite 7.
UQDuÜ nunumxx? .51 man Jcvnh ca uä-eomm 3c .5.- mocni noEo zum.
Variante zum Plane der k. k. Hofburg von Jadoz, gegen 1,1, der natürlichen Größe
ist der Wiener Bau nämlich doch und damit ist er eben ein Wiener Bau ge-
worden. Mit der Louvre-Fassade hatte Perrault, der ebensowenig ein Berufs-
architekt war, wie etwa Michelangelo, aber ein Mann von großem
Raum- und Formensinne, ein Mann von feinem Gefühle für die Forderungen
der Zeit, ein Werk geschaffen, das wirklich dem Streben einer ganzen
Periode Ausdruck zu geben verstand und das daher auch durch Geschlechter
als mustergültiges Vorbild angesehen wurde und als solches weiter wirkte.
Man brauchte sich der Abhängigkeit im einzelnen Falle dabei gar nicht
bewußt zu werden; vor allem brauchte die Ursache der Abhängigkeit nicht
oder nur zu geringerem Teile im Künstler selbst zu liegen. Wir übersehen bei
der Beurteilung der alten Bauwerke meistens eine der wichtigsten mit-
bestimmenden Tatsachen den Willen des Bauherrn.
Für den kaiserlichen Bauherrn lag es begreiflicherweise sehr nahe, in
Wien ein Gegenstück zum Pariser Herrscherpalaste zu schaffen, ähnlich wie
ja Schönbrunn gewiß unter dem EinFlusse, wenn auch keineswegs als
sklavische Nachahmung Versailles entstand.
Es ist ein großes Verdienst des Künstlers und auch des Bauherrn, wenn
man in den beiden Fällen noch so selbständig zu bleiben vermochte, als es
tatsächlich der Fall war.
Ein gewisser Grad der Anlehnung ist in solchem Falle überhaupt kein
Zeichen von Schwäche, sondern etwas selbstverständliches. Es handelt sich
um das Befolgen von Typen, die sich im Zusammenhange mit großen Kultur-
erscheinungen hier dem neuen Herrscherbegriffe entwickelt haben.
Die alte Universitätszula in Wien, nach R. Dohme, Barock- und Rokoko-Architektur"
Besonders bei Karl VI., der so lange im Süden weilte, ist das Verständnis
für die unter italienischem Eintiusse entstandene Barocke Ludwigs XIV.
unschwer zu begreifen.
Mit der Louvre-Fassade Abbildung auf Seite 622 stimmt die Fünfteilung
in unserem Entwurfe, in gewissem Sinne auch die I-Iöhengliederung nämlich
die Einfachheit des Unterbaues im Gegensatze zur Kolossalordnung darüber
vor allem aber das Aufsitzen des Torbogens auf dem mittleren Haupt-
simse. Doch ist, wie gesagt, alles barocker barock im besten Sinne des
Wortes gemeint.
Über das, was heute am meisten barock wirkt, über die Schwingung
der Fassade, brauche ich in diesem Zusammenhange wohl am wenigsten zu
sagen. Erwähnt sei nur, daß auch der ältere Fischer wiederholt, besonders
in seinem zweiten Entwurfe für Schönbrunn, geschwungene Fassaden ver-
wendet; französische Beispiele wurden schon oben angeführt.
Entschieden barock sind an dem Wiener Baue die Pilaster in den Rück-
lagen den Teilen zwischen den Risaliten. Solche Pilaster verschmelzen mit
der Mauer viel mehr zu einem Ganzen, als Perraults Säulen, die ein mehr selbst-
ständiges, durch die Gesamtmasse weniger gebundenes Leben entfalten.
Entwurf für die Hofburg in Wien, 1790- 1792. Lavierte Federzeichnung, gegen fs der natürlichen Größe
In hohem Grade barock ist ferner die Bildung des I-Iaupttores, wie wir
sie in dem Stiche sehen. Beim Louvre und ähnlich etwa bei dem unter
französischem Einflusse entstandenen Zeughause in Berlin ist das Über-
greifen der Toröffnung über das mittlere Hauptgesims doch nur scheinbar;
in Wirklichkeit ist das Halbrund des Bogens geschlossen und die tatsächliche
Öffnung auf den unteren Teil des Baues beschränkt. In dem Wiener Ent-
wurfe bricht das Tor aber wirklich durch die mittlere Hauptlinie hindurch.
Man könnte vielleicht einen Augenblick denken, daß hier eine Un-
genauigkeit des Zeichners oder des Stechers vorliege." Aber gerade in Werken
der Wiener Barockkunst, insbesondere in Bauten und Entwürfen des älteren
Fischer von Erlach können wir Vergleichbares finden; so erheben sich bei
dem Entwurfe für ein Gartenhaus in Fischers Werke Historische Archi-
tektur", IV.,Tafel 19 auf dem Mittelsimse des Baues, das sonst noch Pilaster
und Säulen trägt, gleich drei solcher Bogen nebeneinander. Auch der oberste
Hallenbau in seinem zweiten Entwurfe für Schönbrunn bietet eine ähnliche
Lösung. Jedenfalls muß man in solchen Lösungen aber eine andere Auffassung
als in den französischen Beispielen erkennen.
Wie befremdlich übrigens das hohe Tor auf spätere Zeiten wirkte, sehen
wir deutlich aus einer Bemerkung des k. k. Hof und Kanzlei Scriptors",
Ludwig von Remy, der im Jahre 1831 dem Kaiser Franz ein Begleitschreiben
zu zwei neuen Burgbauentwürfen überreichte?" es heißt da von der alten,
im Stiche erhaltenen Fassade
Es dürfte jedoch kein Zweifel obwalten, dass in dem erwähnten Kupfer-
stich, somit auch in dessen Abzeichnung die beigelegt war das Ver-
hältnis des Bogens des Einfahrts-Thores der Mitte, so wie die zwey Eingangs-
Thüren daneben, unrichtig gestochen und gezeichnet worden sey, weil ein
Um so mehr, als das innere Tor der Durchfahrt im Stiche entschieden zu hoch erscheint; es ist gewiß
nicht höher gedacht gewesen als heute, wo es unter dem Simse bleibt, oder als das im Stiche auf der Rückseite
des Hofes angegebene Tor. Da es sich im Stiche aber um die Wiedergabe eines Modelles handelt, und dieses
gewiß nur die Vorderseite gab. ist eine solche Ungenauigkeit erklärlich; es sprach jedenfalls auch die Absicht
mit, einen möglichst klaren Durchblick zu gewinnen.
In der k. u. k. Familientideikommiß-Bibliothek.
so rühmlich bewährter und ausgezeich-
neter Architekt, wie Fischer von Erlach,
ganz gewiß dieses Verhältnis ange-
messener und der höheren Baukunst ent-
sprechender bestimmt haben wird."
Aus Remys Worten spricht der
Doktrinär aus dem Anfange des 19. jahr-
hundertes; aber wir müßten es begreifen,
wenn der fortschreitende Klassizismus
schon in des jüngeren Fischer eigenen
Tagen an einer solchen Form Anstoß ge-
nommen hätte.
Auch müßten wir es verstehen, wenn
sich die gerade obere Simslinie, ebenso
wenig wie in Paris, auch in Wien nicht
dauernd siegreich erhalten hätte. Sie ist un-
leugbar groß und vornehm gedacht, beson-
ders auf den vom Südenkommenden Kaiser
mag sie, wie gesagt, gewaltigen Ein-
druck ausgeübt haben. In der trüberen
nordischen Luft wirken so einfache
Formen aber doch zumeist schwer und
öde; hier ist die reichere Silhouette eine
künstlerische Notwendigkeit; spottete man
doch auch in Frankreich über einen
solchen Bau mit geradem Abschlusse,
er sähe aus, als wäre der Dachstuhl ab-
gebrannt.
In der Tat ist ja auch seit alters auf
der allein ausgeführten Reitschulecke
eine Kuppel vorhanden, und schon ein
Stich bei Kleiner in dem 1737 er-
schienenen dritten Bande zeigt sie uns
Abbildung auf Seite 6x4.
Man darf heute, wo wir die Barock-
kunst völlig anders beurteilen gelernt
haben und über ganz anderes Vergleichs-
material verfügen als noch vor zwei jahr-
zehnten, jedenfalls nicht mehr sagen, daß
der Verfertiger des Modelles solche Kup-
peln wohl beabsichtigt, aber nur deshalb
nicht ausgeführt hätte, um mit der Arbeit
vorher fertig zu werden."
Vergleiche Bayer a. a. O. xg. und 20. September.
33
vau
äiilillli
Skizze zum Emwurfe jadots, etwas über V3 der wirklichen Größe. Städtische Sammlungen, Wien
Wenn man aber gemeint hat, daß insbesondere die Mittelkuppel bei
dem Entwurfe, der dem Modell zu Grunde lag, schon wegen der Rotunde
unbedingt nötig wäre, so kann man dem auch nicht beistimmen. Ich will
nicht leugnen, daß die kreisförmige Rotunde tatsächlich mit diesem Projekte
im Zusammenhange steht. Die Einzelformen stimmen, so weit wir sie nach
den alten Resten kennen, ganz gut mit anderen Arbeiten des jüngeren
Fischer, so die Voluten im inneren Haupttore, die etwa den Deckenträgern
der Reitschule entsprechen, oder der Trophäenschmuck an den Haupt-
pfeilern."
Der Vorhof", wenn ich ihn so nennen kann, scheint vergleiche Ab-
bildungen auf Seite 6x0 und 6x2 die Absicht oder wenigstens die Nebenabsicht
zu haben, von dem hohen Außentore, das wir auf dem Stiche gewahren, zu
dem tatsächlich viel niedrigeren des Oktogons und der inneren Fassade über-
zuführen; so scheint man die Sachlage ja auch bei dem Neubaue dieser Teile
in den Jahren 1890 bis 1893 aufgefaßt zu haben.
Der Umstand, daß das Hauptsims des Rundbaues mit dem Mittelsimse
der Fassade, nach dem gestochenen Entwurfe also dem Auflager des Haupt-
tores, übereinstimmt, spricht jedenfalls für eine solche Auflassung. Daß man
an Stelle der früheren Ellipse den Kreis gesetzt hat, geht wohl auf das
Streben nach größerer Ruhe und Monumentalität zurück."
Ein Zwang zur Schaffung einer äußerlich sichtbaren Kuppel ist mit
diesem Raume aber keineswegs gegeben; eine halbkreisförmige Kuppel
fände innerhalb der im Stiche gegebenen Fassade ganz gut Platz.""'""
Die Beleuchtung des Rundbaues sollte wohl ähnlich wie in der Eingangs-
halle des Prinz Eugen-Palais durch ein in der Mitte der Wölbung befind-
liches Oberlicht stattfinden; man wird eben auch da, wie es in der alten
Kunst üblich war wenn sich die Wirkung in einem Falle bewährt
hatte von Werk zu Werk vorgeschritten sein. Gewiß konnte auch das
römische Pantheon mit seinem einheitlichen Oberlichte als Muster vor-
schweben.
Nun ist aber, wie gesagt, wenigstens eine Eckkuppel tatsächlich aus
alter Zeit erhalten.
Es ist möglich, daß zu der Idee, hier an der Ecke eine Kuppel zu er-
richten, der Umstand mit beigetragen hat, daß, wie die Abbildung auf
Seite 608 zeigt, hier schon seit alters ein kleiner kuppelgekrönter Turm stand.
Bei einer barocken Neuanlage, die ohne Symmetrie nicht denkbar ist, konnte
0b das etwas harre Anserzen des inneren Haupttores der Rotunde an das Oktogon auf eine Änderung
während des Baues zurückgeht, bleibe hier unentschieden.
Während die früher geplante Ellipse Abbildung auf Seite 6x8 in den von Hildebrand! begonnenen
Bau oEenbar so eingefügt gedacht war. daß vom Bestehenden möglichst viel geschont wurde, mußre bei Aus-
führung des Kreises der anliegende kleine Hof verändert werden. Daraus hat sich in der inneren Fassade der
Reichskanzlei dann wieder das Blindtor zwischen dem Miitellore und dern rechten Tore ergeben; auf der anderen
Seite führt ein wirkliches Tor in den einen kleinen Seitenhof.
Der Zeit läge übrigens auch eine flachere Form nicht ferner, wie sich ja auch Korbbogen irn Tor-
baue vorfinden. Die Konstruktion der Kuppel wäre wohl aus Holz gebildet gewesen, wie dies auch bei der Reit-
schule der Fall ist.
man aber selbst-
verständlich
nichteineKuppel
allein beabsich-
tigen, sondern
mußte unbedingt
von vornherein
an ein Gegen-
stück am ande-
ren Fassaden-
ende denken
wobei wir von
der Mitte einst-
weilen nicht
sprechen wollen.
Da die Reit-
schule inschrift-
lich gesichert
r735 vollendet
wurde, ist die
Eckkuppel offen-
bar noch vom
jüngeren Fischer
selbst aufgesetzt
worden.
Es scheint also
doch die nordi-
sche in ge-
wissem Sinne
ältere und Hilde-
brandt näher
stehende Auf-
fassung am Hofe
tatsächlich wieder gesiegt zu haben; sie konnte es um so eher, als eben
auch die neuere französische Richtung, im Gegensatz zu Lebrun und
Perrault, im allgemeinen wieder mehr Wert auf reichere Dachformen legte.
Wenn man das erstarkte Gefühl für solche Formen recht deutlich
kennen lernen will, so braucht man nur einige der Änderungen zu verfolgen,
die der jüngere Fischer bei der Ausführung der Karlskirche an den Entwürfen
seines Vaters selbst vornahm; man vergleiche nur das einfache alte Dach
der Laterne im ersten Entwurfe Abbildung auf Seite 630 mit dem aus-
geführten Abbildung auf Seite 631; dieses hat eigentlich schon große Ähn-
lichkeit mit der Zeltform der Reitschulkuppel andrerseits auch mit der
Kuppellaterne der von I-Iildebrandt geplanten Hofkapelle. Auch die Ände-
Die National Competition rgoG, ohn Thornley Shaw, Carlisle, Entwurf für einen
schablonierten Hängestotf
83'
rungen an der Kuppel selbst, zum Beispiele das Anbringen einer zweiten
Fensterreihe im Dache, sind da bemerkenswert.
Entscheidend in gewissem Sinne für die Burgfassade mag das Dach
des ganz neu-französisch wirkenden früheren Althan-Palais auf der Wieden
gewesen sein Abbildung auf Seite 632. Dieser Bau ist sicher vor 1732 aus-
geführt, da er bereits auf dem Titelblatte des in diesem Jahre erschienenen
Teiles von Kleiners Werk abgebildet ist, ein Umstand, der übrigens auch be-
weist, daß der Bau zu den wichtigsten des Zeitabschnittes gerechnet wurde."
Wir müssen uns nun erinnern, daß Gundacker Graf Althan oberster
Leiter des kaiserlichen Hofbauamtes war; dann werden wir die Rückwirkung
auf den Burgbau um so eher verstehen.
Oft wirkt in der Kunst ja das kleinere Werk, an dem sich eine Form
bewährt hat, auf das Größere; oft schon deshalb, weil das Kleinere früher
fertig wird, als das wenn auch früher begonnene Große. So hat auch der Gesü
in Rom den Bau der Peterskirche beeinflußt.
Bemerkenswert ist es jedenfalls, daß die früher vollendete innere
Fassade der Reichskanzlei auf Dachwirkung verzichtet, die sicher später aus-
geführte, und auch unvollendet gebliebene äußere aber wieder zur reicheren
Dachform zurückkehrt; allerdings geschieht dies in einer Weise, die keines-
Wegs mit I-Iildebrandtschen Ideen für das Dach etwa identisch ist.
In den Kuppeln der Burg wir sprechen zunächst nur von den Eck-
kuppeln sind aber gewissermaßen auch die Türme der alten Schlösser
wiedererstanden. Daß dies wirklich die Herkunft ähnlicher Formen ist, kann
man schon an den alten Louvre-Pavillons erkennen, aber auch an den
späteren etwa in dem Entwurfe Lemerciers Abbildung auf Seite 621. Und
daß solche Formen sogar buchstäblich an die Stelle alter Türme treten,
zeigt etwa die Innsbrucker kaiserliche Burg, die bei dem Umbaue von 1765
bis 1773 an den Ecken zwei der Reitschulkuppel verwandte Dachbauten
erhielt; die eine dieser Kuppeln, nächst der Hofkirche, ist nun tatsächlich
an der Stelle eines damals noch vorhandenen reizvollen Renaissanceturmes
aufgeführt worden.
Ähnliche, wenn auch nicht so reiche Formen, finden sich an zahl-
reichen deutschen, aber auch an französischen Kirchen- und besonders
Schloßtürmen von der Renaissance an; im letzten Grunde gehen die Formen
bis in die Spätgotik zurück. In Wien wäre vor allem natürlich das
Belvedere hervorzuheben, das in dem Kleinerschen Stiche IV. 23 übrigens
mit ähnlichen Gehängen geschmückt erscheint, wie die Reitschulkuppel.
Auch wäre die MansardenkuppeF in Hildebrandts Entwurf Abbildung auf
Seite 616 hier in Erinnerung zu bringen.
Allerdings wirkt der Dachbau des Althan-Palais nur von der einen Seite aus der Reitschulkuppel so
ähnlich; doch genügt dies ja auch, um von einer Art Generalprobe der Form sprechen zu können. Zu vergleichen
wäre auch das Turrndach der Leopoldskirche in Wien 1724.
Zahllose ältere Beispiele in den verschiedenen Ansichten bei Kleiner. Von französischen Zeltkuppeln
hebe ich etwa die am Scblosse zu Chantilly oder Ecouen hervor. Vergleiche Henry Havard, La France
artistique et monumentale". Paris s. 2., IV. Seite x13 E. und V. Seite 65 H.
Wir können nun aber
wohl sagen, daß durch
die Ausführung der Kup-
peln der bauliche Ge-
danke, wie er dem gesto-
chenen Entwurfe inne-
wohnt, eigentlich aufge-
hoben ist. Das ganze
Schwergewicht des
Baues, das in dem Mo-
delle offenbar in den un-
teren Teilen ruht, "wird
nun nach oben getragen
und überhaupt die Wir-
kung aller Teile ver-
schoben.
Es erscheint mir für
einen wirklichen Künstler
aber undenkbar, daß er
bei einem in sich so ge-
schlossenen Entwurfe,
wie der Stich ihn uns
zeigt, einfach alle unteren
Teile unverändert ließe
und plötzlich ganz ab-
weichende und ab-
lenkende Formen auf-
setzte. Das wird auch
ein künstlerisch empfin-
dender Bauherr niemals
geduldet haben.
Ein Baum, der oben
anders aussieht als ein Die National Compezition xgoö, Louis Davies, Newcaslle-on-Tyne,
anderer, hat auch unten Tapmnemwrf
schon andere Formen, ein Mensch von gedrungener Körpergestalt hat
schon einen anderen Unterkörper als ein schlanker, oder er sieht eben un-
schön, wenn nicht komisch, aus; aber auch ein Kunstwerk ist ein Organismus.
Wie fein haben das zum Beispiele schon die Erweiterer der Wiener Stephans-
kirche in gotischer Zeit empfunden, da sie mit Rücksicht auf die gewaltige
Höhe des neuen Baues, insbesondere des Fensters über dem I-Iaupttore,
das romanische Riesentor" mit einem vorgestellten Spitzbogen versahen;
so wurde das Alte bewahrt und ein Übergang zum Neuen geschaffen?
Eine bloß technisch nötige Änderung hätte man jedenfalls ganz anders und einfacher durch-
führen können.
Besonders aber die Barockkunst, bei der alle einzelnen Teile so sehr in
Abhängigkeit voneinander stehen und überhaupt nur durch die Beziehung
zueinander ihr Recht erhalten, wird kaum unvermittelte und unorganische
Übergänge, noch viel weniger aber den Mangel an Übergängen geduldet
haben. Nein, wollte man das Obere wandeln, so wird man gewiß in ganz
wörtlichem Sinne tiefer greifende Änderungen vorgenommen haben.
In der Tat stimmen nun auch ganz abgesehen von der Kuppel
zahlreiche Einzelnheiten der Ausführung nicht mit dem Stiche nach dem
Modelle. Bei dem fertig gewordenen alten Teilen ist auch das allein aus-
geführte Fenster der Rücklage vergleiche die Abbildung auf Seite 612
ebenso gebildet, wie das in der herausgerundeten Ecke, während nach dem
Modelle die Fenster beider Teile verschieden wären.
Aufgegeben ist das noch stärker barock wirkende Verbinden
der übereinander liegenden Fenster in den Obergeschossen der Risalite; auf-
gegeben ist das zwischen den Obergeschossen hinlaufende bandartige Sims,
wodurch nun die Grundfläche mehr hervortritt.
Verändert sind die Dachbrüstungen und der Schmuck darauf; auffällig
ist da besonders das Zurücktreten der Figuren und das Vortreten der ihnen
gegenüber strenger wirkenden Vasen."
Es sind dies übrigens keineswegs so geringfügige Änderungen, wie man
im ersten Augenblicke annehmen könnte; denn die ganze Raumgliederung
zwischen den I-Iauptteilungen wird dadurch wesentlich beeinflußt.
Wenn wir dann die Kuppeln dazu nehmen, so ist der teilweise
ausgeführte Entwurf überhaupt ein anderer, als der im Stiche erhaltene.
Es wird also vielleicht gut sein, die Unterschrift unter dem Kleinerschen
Stiche, den man bisher immer mit dem Vorurteile betrachtete, er müsse
unbedingt stets maßgebend geblieben sein, einmal genauer zu betrachten.
Die Unterschrift lautet lateinisch Prospectus Propilei Principalis Palatij
Caesarei versus forum carboniorum secundum factam modellam perficiendi."
Klarer sind aber die nebenstehenden deutschen Worte Prospect der Haupt
Facciade von der Käys. Burg, wie solche gegen dem Kohlmarkt sollte
zustehen komen, nach dem daselbst befindeden Modell gezeichnet".
Der lateinische Ausdruck kann gewiß eben sowohl einen Bau bezeichnen,
der ausgeführt werden soll, als einen, der ausgeführt werden sollte; der
deutsche Ausdruck dagegen sagt ganz klar das letztere. Denn sicher hätte man
auch im Deutsch des XVIII. Jahrhundertes von einem Werke, das zwar noch
nicht ausgeführt aber zur Ausführung bestimmt ist, nicht gesagt, daß es aus-
geführt werden sollte", sondern daß es ausgeführt werden soll".
In anderen Fällen, zum Beispiele bei der Karlskirche, dem Salesianer-
kloster, den Hofstallungen, dem Palaste des Prinzen Eugen, der Schwarz-
spanierkirche, bringt Kleiner ganz ruhig Ansichten, die sicher nicht nach
der Natur, sondern nur nach Entwürfen angefertigt sein konnten; denn die
Unwicbtiger mag es erscheinen, daß die Keilsteinlinien in den Bogen der Untergeschosse nicht über-
einstimmen; immerhin ist dies vielleicht kein Zufall.
Die Naüonal Competition 1906, Stanley B. Poner, Macclesfield, Seidenstofl
Bauten waren, als die Stiche erschienen, entweder nicht fertig oder wurden,
wie die Hofstallungen, überhaupt nie so ausgeführt, wie sie in den Stichen
erscheinen."
Bei Delsenbach heißt es auch Lust-Gebäude und Garten Sr. Hochfürsll. Durch. Adam Frantz Fürsten
von Schwarzenberg wie solches meistentheils aufgerichtet" also nicht ferrig ist. Die Vorlage des Stiches
ist, nebenbei bemerkt, vom jüngeren Fischer gezeichnet. Es fallen die Zeichnungen für Delsenbach vor Fischers
große Studienreise. Es sei hier auch kurz darauf hingewiesen, daß sich zwischen dem Kleinerscben Stiche der
inneren Reiebskanzleifassade und der Ausführung einige Unterschiede finden am Simse über den minleren
Risalitfenstern, an den Krönungen der Fenster des Hauptgeschosses, über den Herkulesgruppen und so weiter.
Wenn Kleiner also an alledem nicht Anstoß nimmt, dagegen bei der
Burgfassade eine vom Gewohnten so abweichende Unterschrift gibt, so muß
man wohl annehmen, daß das so bezeichnete Projekt eben tatsächlich
bereits aufgegeben war. Kleiner mochte es nun für besonders würdig
halten, der Nachwelt überliefert zu werden." Vielleicht hat der Verleger den
Stich auch wie andere, in der sicheren Erwartung, daß er zur Ausführung
gelangen werde, herstellen lassen und wollte ihn nach endgültiger Zurück-
stellung des Projekts nur nicht nutzlos beiseite legen.
Man könnte aber vielleicht einen Augenblick lang glauben, daß die
Worte ausgeführt werden sollte" deshalb gebraucht wären, weil der ganze
Burgbau überhaupt nicht mehr weitergeführt werden sollte. Doch trifft dies
nicht zu; denn der Stich ist bereits X733 im Handel, und der andere, der die
Reitschule darstellt, zeigt uns ganz deutlich, daß noch bis 1735 weitergebaut
wurde." Es kann sich also nicht um das Aufgeben des Burgbaues im ganzen,
sondern nur um das Aufgeben des im Modelle ausgeführten Entwurfes oder
um eine wesentliche Änderung desselben handeln.
III
all
Wir haben nun auch eine alte Zeichnung erhalten, die zwar nur einen
Teil der Fassade darstellt, diesen aber dem ausgeführten Teile weit ähnlicher
wiedergibt als der Stich bei Kleiner. Zugleich führt uns diese Zeichnung,
dem Stiche gegenüber, eine wesentliche Änderung vor Augen, die aller
Wahrscheinlichkeit nach mit dem Aufsetzen der Kuppel in Verbindung steht.
Auf den ersten Blick erkennt man, daß die hier auf Seite 633 wieder-
gegebene Zeichnung von zwei verschiedenen Händen auch mit zwei
verschiedenen Tinten ausgeführt worden ist.
Der größte Teil ist anscheinend von einem Bauzeichner genau nach
einem vorhandenen Entwurfe nachgezeichnet, offenbar um dem Künstler,
der die meisterhaft gezeichneten Figuren einsetzte, eine Unterlage zu bieten.
Das von dem Bauzeichner Wiedergegebene schließt sich nun im all-
gemeinen an den durch den Stich erhaltenen Entwurf; einzelne Teile des
Stiches, zum Beispiele das Symbol der stehenden Figur oben, versteht man
hier überhaupt erst.
Ganz klar ist aber, daß diese Zeichnung nicht vor 1745, dem Jahre, da
Franz Stephan, Maria Theresias Gemahl, als Franz I. Kaiser wurde,
entstanden sein kann; denn man sieht an den Stellen, wo früher Initialen
und Wappen Karl VI. zu sehen waren, jetzt seine Initialen und sein lothrin-
gisches Wappen. Diese Änderungen konnte natürlich noch der Bauzeichner
In der trefllichen Arbeit des Dr. Viktor Hofmann v. Wellenhof, Der Winterpalast des Prinzen Eugen
von Savoyen Wien 1904 wird wohl nicht mit Unrecht die Vermutung ausgesprochen, daß die Unter-
schrift Cette maison avec le grand escalier est du dessin de F. v. E." unter dem Stiche bei Delsenbach gerade
die Kenntnis des durch die Ausführung bereits überholten Fischefschen Projektes erhalten sollte. Ich habe
schon bemerkt, daß Kleiner nie den Urheber eine Werkes nennt, so daß also in dem oben besprochenen Falle
trotz Verschweigen des Namens eine ähnliche Absicht vorliegen könnte.
Die Vollendung der Reitschule im jahre 1735 ist auch inschriftlich gesichert. Vgl. Realis a. a. O.
Seite x37.
u-fl
WJ
durchführen;
daß er den
Wappen-
adler, der auf
der Welt-
kugel oben
zu sehen ist,
gründlich
mißverstan-
den hat,
spricht sogar
für seine
Tätigkeit.
Nun gleich-
falls von
seiner Hand
ist aber auch
noch das in
den großen
Torbogen
eingestellte
niedrigere
Tor. Wir
hätten hier
also tatsäch-
lich eine ähn-
licheLösung,
wie in den
früher be-
sprochenen
französi-
schen Vor-
bildern. Und
daessichhier
ebennochum
die Bau-
Zeichnung
handelt, so
wird dieses
Tor schon in der Vorlage vorhanden gewesen sein. Diese Vorlage weicht nun
aber auch in einer anderen Sache von dem im Stiche erhaltenen Modelle ab;
es sind nämlich die Fenster der Rücklagen eines ist links zu sehen schon
wie in der Ausführung, das heißt den Fenstern der Risalite gleich, gebildet;
nur die Sohlbank zeigt wieder eine nicht zur Ausführung gelangte Variante.
.7 VVAVM
NAVWM
Die National Competition 1906. Wilfred Moody Mobbs, Bradford, Entwurf für bedruckten
Baumwollstoß
zu
uqu
Jedenfalls steht aber die Zeichnung oder vielmehr ihr Vorbild der
Ausführung näher als der Stich. Wir sehen hier, wie angedeutet, aller
Wahrscheinlichkeit nach die Weiterentwicklung, wie sie auch mit der Eck-
kuppel im Zusammenhange steht, vor uns; das hohe Tor wäre jetzt geradezu
unerträglich gewesen. Und auch die Ausgleichung der Fenster, das Aufgeben
des Aufeinanderstellens der Fensterumrahmungen entspricht derselben
künstlerischen Absicht, dem Fortschreiten des Klassizismus und zugleich
des nordischen Geistes.
Bemerkenswert ist auch, daß die Tiefe der Pilaster hinter den Säulen
beiderseits außen angegeben ist; es ist also klar, daß das Mittelrisalit nicht
gerade, sondern gleichfalls gekrümmt gedacht war; es war dies übrigens
auch schon bei der Bleistiftzeichnung des Hildebrandtschen Entwurfes der
Fall und wird sich auch bei späteren Entwürfen wiederfinden.
Leider kann uns diese Zeichnung, da sie eben nur die Mitte darstellt,
keinen Aufschluß über die Seitenkuppeln geben. Wie steht es aber mit der
Krönung der Mitte? Man ist nun offenbar bei der alten geblieben, die auch
sehr wohl zu dem Ganzen paßt. Wäre eine Mittelkuppel geplant gewesen,
so hätte man sie gewiß auf dieser Zeichnung, wenigstens in ihren Ansätzen,
angegeben; auch hätte man oben wohl die Figuren geändert.
Wir werden übrigens im Laufe der Untersuchung sehr bald auf eine
andere Zeichnung stoßen Abbildung auf Seite 63g, die uns die ganze
Fassade und doch nur die zwei Eckkuppeln, keine Mittelkuppel, bietet.
Auch sind bei anderen vergleichbaren Bauten, etwa bei den freilich jüngeren
Communs in Potsdam, die dem Wiener Beispiel sehr ähnlichen Kuppeln
nur den Eckbauten vorbehalten, während das eingeschwungene Rund
dazwischen einen bescheideneren Mittelaufsatz zeigt.
Wenn eine Mittelkuppel bereits geplant gewesen wäre, so wäre sie
wegen der notwendig vorauszusetzenden Größe, die jedenfalls weit
bedeutender sein mußte als die der Seitenkuppeln, ganz von selbst das Haupt-
motiv des ganzen Baues geworden und hätte sich gewiß als solches erhalten,
um so mehr als wie immer wieder betont werden muß ja nicht nur
die wechselnden Künstler entschieden, sondern auch die Bauherren, die in
mancher Beziehung die Tradition fest erhalten mochten. Nun sehen wir aber,
daß die Entwürfe der unmittelbar folgenden Periode nicht nur keine Mittel-
kuppel zeigen, sondern, daß sogar die Rotunde hinter dem Mitteltore verloren
geht, während sich die Einschwingung der Fassade selbst mit großer Zähig-
keit erhält, ja in gewissem Sinne sogar zum Hauptmotive des ganzen neuen
Burgbaues wird und nur ganz vorübergehend außer acht gelassen erscheint.
äk 41
Am wichtigsten erscheinen mir da die Entwürfe Jadots, die sich in
mehreren Varianten und in sehr genauer Ausführung erhalten haben.
Der eine Plan, von dem hier auf Seite 635 das für uns wichtigste
Stück wiedergegeben ist, trägt auf der Rückseite den Bleistiftvermerk
Die National Competition 1906, James Hunniford, Belfast, Entwurf für ein Damast-Tischtuch
jadot 1748; auf einem anderen Blatte in der Hofbibliothek befindet sich
die sicher alte Bezeichnung Jadot.
jadot Baron de Ville-Issey, war Hofarchitekt des späteren Kaisers
Franz I., und zwar schon zu einer Zeit, als dieser noch in Lothringen weilte;
er wurde dann vom Hofe sowohl in Florenz, wo er den schönen Triumph-
bogen bei Porta San Gallo errichtete, als in Wien, wo die jetzige Akademie
der Wissenschaften sein Hauptwerk ist, als seit x753 auch in Brüssel
beschäftigt"
Es ist also von vornherein durchaus wahrscheinlich, daß er auch einen
Plan für die Burg entworfen habefw ein Vergleich der Fassadenteile des
Entwurfes Abbildung aufSeite 634 mit der erwähnten Akademie der Wissen-
schaften, der alten Universitäts-Aula Abbildung auf Seite 637, wird jeden
Vergl. Th. G. von Karajan, Festrede bei der feierlichen Übernahme des ehemaligen Universitäts-
gebäudes durch die kaiserliche Akademie der Wissenschaften 1857" Wien, k. k. Hof- und Staatsdruckerei.
Übrigens wird auch die "Bozsehaftersxiege" in der Burg auf ihn zurückgeführt.
zu
Zweifel an der Urheberschaft jadots beheben. Es ist der Stil der fort-
geschrittenen Pariser Kunst jener Tage.
Der Umstand, das Jadot erst im Jahre 1750 zum Hofbauinspektor
ernannt wurde, schließt natürlich nicht aus, daß er schon früher einen
Plan ausarbeitete, vielleicht schon 1745, wie bei einem von Aman wieder-
gegebenen Plane in Jadots Art erwähnt ist; der Künstler war, wie gesagt,
sicher schon lange vorher für den Hof beschäftigt.
Das Wichtigste an dem Entwurfe Jadots ist für uns natürlich wieder
die Front gegen den Michaelerplatz; beiläufig sei erwähnt, daß sie in dem
abgebildeten Entwurfe auf einem eigenen Stück Papier gezeichnet und an
Stelle eines ausgeschnittenen Teiles eingeklebt ist man sieht, wie sehr
gerade in diesem Punkte die Ideen wechselten. Die Mitte hat drei Achsen,
die Teile zur Seite haben je fünf. Die Einschwingung ist sehr stark; es bleibt
deshalb nur verhältnismäßig wenig Tiefe in der Mitte und schon darum ist
an einen Rundbau hier nicht zu denken.
Das Tor führt durch die Längsmitte des nach links erweitert gedachten
Hofes; der öffentliche Verkehr ist, wie offenbar auch schon bei früheren
Plänen, von der Burg selbst abgeleitet und führt durch die SchauHergasse
zu einem neuen Stadttore.
Wir werden dabei an die Worte Bas. Küchelbeckers a. a. O. Seite 620
erinnert Nahe bey derselben der Burgwache gehet ein ordentliches Stadt-
Thor, das Burg-Thor genannt, unter denen Kayserlichen Apartemens oder
Zimmern, hinaus, welches ebenfalls wegen der vielen Wagen, und andrer
starken Passage, eine grosse Incommodite ist."
Auf dem einen der Pläne Pacassis, über die noch kurz gesprochen
werden soll, ist das neue Tor auch tatsächlich angegeben.
Außerordentlich bemerkenswert ist die Verschiebung des großen Hofesf"
die Ursache dazu liegt offenbar in dem Streben, die Mitte des Hofes mit dem
Torbau gegen den Michaelerplatz, der allmählich der Angelpunkt der ganzen
Anlage geworden ist, in Einklang zu bringen.
Wenn man je an eine Mittelkuppel dachte, nie wäre sie so berechtigt
gewesen wie jetzt, wo sie zugleich nach dem Hofe hin hätte wirken können,
während sie früher vom Hofe aus gesehen als exzentrisch hätte stören
müssen; aber gerade jetzt ist nicht nur die Rotunde geschwunden, sondern
auch eine Mittelkuppel nachweisbar ausgeschlossen.
Es ist mir nämlich gelungen, für den hier besprochenen Plan Jadots
den Fassadenentwurf in einer an sich ganz unscheinbaren Zeichnung der
Wiener Städtischen Sammlung nachweisen zu können.
Ich habe bereits erwähnt, daß gerade der Teil des Planes, der die
eingeschwungene Fassade zeigt, an die Stelle eines ausgeschnittenen Stückes
nachträglich eingesetzt worden ist; bei der Umänderung, die wohl rasch vor
sich gehen sollte, ist die Innengliederung des Bauteiles, die wir jedoch an
Diese Idee ist auch von dem größten später an der Hofburg tätigen Architekten, Van der Nüll, in seinen
Entwürfen wieder aufgenommen worden.
anderen wohl
etwas späteren-
Plänen erkennen
können, gar nicht
angegeben.
Ich denke nun,
daß man mit der
hier im Plane zu-
erst gegebenen
Lösung an maß-
gebender Stelle,
etwa der Ober-
leitung des Hof-
bauamtes, nicht
einverstanden
war und deshalb
die Hauptidee
rasch neu ent-
wickeln ließ. Der
frühere Zustand
des Planes ent-
sprach vielleicht
dem in mehreren
Varianten erhal-
tenen Entwurfe
mit offener Säu-
lenhalle bald mit
einzelnen Säu-
len, bald mit Säu-
lenpaaren,
wovondieAbbil-
dung auf Seite
636 ein Beispiel
Die National Compeiizion 1906, Percy Bignall. Noningham, Entwurf für einen
Spitzenvorhang
bietet. Man begreift, daß diese Entwürfe, wenn sie auch der Außen-
architektur jadots und überhaupt der neueren französischen Auffassung sehr
entsprachen, in Wien nicht ganz Anklang fanden; man hatte sich mit der
alten Idee, die in gewissem Sinne tatsächlich großartiger ist als die neue,
offenbar schon zu befreundet, als daß man auf sie verzichten wollte. So
schafft hier Jadot einen neuen Entwurf, der sich augenscheinlich viel enger
an die vorhandenen Pläne anschließt.
Die Abbildung auf Seite 639 zeigt uns diesen geänderten Entwurf
Jadots. Die Zeichnung ist auf Papier mit einem alten Zeichen von Honig
in Amsterdam zuerst mit Bleistift, darüber mit der Feder ausgeführt und braun
laviert; das Dach ist rot, die Uhr und der Schmuck der Kuppel sind gelb
angegeben, das Zifferblatt
blau. Es soll mit einfachen
Mitteln ein möglichst natur-
getreuer Eindruck hervorge-
rufen werden. Die Angabe
der Fensterkreuze ist später
und von ziemlich kindlicher
Hand erfolgt.
Es ist eine ganz merk-
würdige Darstellungsart, we-
der eine perspektivische noch
eine orthogonale, sondern es
ist die ganze Kurve zu einer
geraden Linie gestreckt. Daß
es sich aber wirklich um einen
zu dem Jadotschen Plane ge-
hehheeh hhhhh hhhheh gehe
ganz klar daraus hervor, daß
die Gesamtmasse der Kurve und dieser gestreckten Ansicht fast auf den Milli-
meter übereinstimmen und daß alle einzelnen Bauglieder im Plane und
in der Ansicht einander genau entsprechen; bei der großen Verschiedenheit
der Kurven in den uns erhaltenen Plänen kann dies unmöglich Zufall sein.
Wenn man die Ansicht, der Kurve des Grundrisses entsprechend, nach
innen und, den Wendungen der Ecken entsprechend, nach außen biegt und so
über den Grundriß hält, so bietet sich ein klares Bild der beabsichtigten
Fassade; jedenfalls ist die Zeichnung auch zu diesem Zwecke gemacht
worden. Entweder wollte der Künstler sich selbst oder anderen die Idee auf
diese Weise recht anschaulich machen.
So erklärt sich auch, warum die Zeichnung ziemlich flüchtig und un-
gleichmäßig wohl großenteils nur von einem Bauzeichner nach einigen
Angaben des Künstlers durchgeführt ist.
Die Anlehnung an die älteren Ideen ist, wieegesagt, klar; nur ist das
Mitteltor anders gelöst. Die Einfachheit entspricht ganz der späteren Zeit
mit ihrem weit vorgeschrittenen Klassizismus. Die wasserspeienden Brunnen-
köpfe in den Nischen gehen wohl auf eine allgemeine Andeutung des
Künstlers zurück; solche Köpfe sind bei ihm auch an der Aula überaus
häufig.
Die Vereinfachung der Fensterbänke entspricht gleichfalls Jadots Rich-
tung; sie erinnert besonders an die Fenster der seitlichen Fassaden der
Aula. Der Mittelaufsatz oben ließe sich durch zahlreiche Beispiele der jün-
geren französischen Schule belegen; hier genügt es aber auf Jadot selbst
hinzuweisen Abbildung auf Seite 634.
Die Idee der Vereinfachung des Unterbaues ist überaus folgerichtig
durchgeführt und das Schwergewicht der Formen nach oben und außen
Die National Competition xgoö, William H. Pegg, Noningham, Entwurf für einen Spitzenfächer
geschoben, während die Mitte eben allein schon durch die Stellung in ihrer
Bedeutung gesichert war. Man kann beinahe sagen, die spätere Idee des
jüngeren Fischer ist durch Jadot folgerichtiger durchgeführt worden, als durch
Fischer selbst. Es ist dies aber nicht so verwunderlich. Es ist ein Fort-
schreiten von französisch inspirierter Wiener Kunst zu wirklichem
Franzosentume. Allerdings, die große Idee bleibt das Werk des Wiener
Baukünstlers.
Die Ansicht der Burgfassade ist besonders dadurch von so großer
Bedeutung für uns, weil sie die einzige aus der Zeit der fortdauernden alten
Tradition ist, die uns überhaupt die Kuppeln zeigt; diese einzige Ansicht
bietet nun aber keine Mittelkuppel!
Jadot, der wie gesagt auch den großen Hof nach dem Außentore
richtet, zieht damit gewissermaßen die letzte Konsequenz aus dem Streben,
die Burg nach der Stadtseite hin möglichst wirkungsvoll zu gestalten."
jadot stellt auch insofern gewissermaßen den Schluß der älteren Ent-
wicklung des Baugedankens dar, als bei dem fortschreitenden Einfiusse des
französischen Geistes nun tatsächlich ein Franzose selbst oder wenigstens
ein französischer Lothringer an die Stelle der heimischen Baukünstler ge-
treten ist. Seine Ideen sind gewiß groß, aber sie sind Ideen geblieben. Was
wirklich geschaffen wurde, wie die I-Iofbibliothek, die Reichskanzlei, die Reit-
schule, hat der Österreicher geschaffen. Und selbst Jadot mußte sich bei dem
Entwurfe für die äußere Fassade Fischers Ideen beugen.
Es gibt nur einen Schritt weiter und auch den scheint jadot getan zu haben. Wir finden nämlich in der
k. k. I-lofbibliothek drei allerdings nur ganz skizzenhafte Entwürfe, die den nunmehr verschobenen Innenhof
von den Seitenhöfen zum Teile nur durch Säulenhallen getrennt zeigen, eine gewiß sehr malerische Lösung;
sie erinnert einigermaßen an das Palais royal in Paris, an das Schloß Cbristiansborg x73 bis 1740 oder das
Stadtscbloß in Potsdam seit 1740. Die Vorderseite ist dabei einmal noch mit Beniitzung eines Teiles der
alten Reichskanzlei, ein andermal ganz neu, ausgeführt; ein drittesmal, und das ist am überraschendsten, ist der
ganze vordere Längstrskt die Reichskanzlei weggerissen und der Hof in ähnlicher Weise wie bei dem oben
besprochenen Plane der Hofburg Abbildung auf Seite 624 geöffnet.
Und so ausge-
zeichnet die jadot-
schen Pläne sein
mochten, wären sie
ausgeführt, so wä-
ren sie doch nur
ein allerdings
glänzendes Bei-
spiel des damaligen
Weltstiles gewor-
den. Was Fischer
geschaffen hat, ist
trotz Einwirkung
der Zeitströmung,
deren Nichtbeach-
ten einfach ein Feh-
ler gewesen wäre,
etwas Eigenes ge-
worden und konnte
darum, wie der er-
wähnte Berliner
Bibliotheksbau be-
weist, als etwas
Echtes auch selbst
noch nachwirken."
Da wir mit Jadot,
sozusagen, an
einen Höhe- und
Schlußpunkt ge-
langt sind, möchte
ich hier auch nicht
aufdiePlänePacas-
sis eingehen, ob-
gleich sie manches Bemerkenswerte bieten." Kriege und neu sich er-
schließende Aufgaben lenkten die Aufmerksamkeit der Herrschenden erst
Karls VI., dann auch Maria Theresias und Franz I., die sich eine Zeit
lang anscheinend wieder mehr mit der Frage beschäftigt hatten
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Q-voQ-unQ-rc-Q-nkn-Qlsh r.-
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Die National Competition rgoö, john Holden, Battersea, Entwurf für bedmckten
Musselinstoü"
Die Berliner l-lofbibliothek, die erst 1775 bis 1780, wie man sagt. auf besonderen Wunsch Friedrichs
des Großen in der Art der Burgfassade gebaut wurde, geht auf den Kleinerschen Stich zurück, der wohl auch
allein zugänglich war, hat daher auch keine Kuppeln; sie ist aber in Einzelnheiten klassizistisch abgeändert.
Das hohe Tor war in so später Zeit und besonders zu solchem Zwecke natürlich unmöglich.
Pacassi ist jener Architekt, der in den Vierzigerjahren des XVIIl. Jahrhunderts den Bau des Schön-
brunner Schlosses in der Hauptsache beendete. dann zwischen r763 und 176g die Ausbesserungen der
kaiserlichen Hofbibliothek leitete und auch an der Behebung der Schäden. die sich nach Jadots Abreise an
der alten Aula ergaben, tätig war. Ein besonders bedeutender selbständiger Künstler scheint Pacassi nicht
gewesen zu sein, sondern mehr ein Mann von technischer Bedeutung oder wenigstens technischem Rufe.
Leider sind wir über Nicolao Pacassi sehr schlecht unterrichtet; Wurzbachs Biographisches Lexikon" weiß
Die National Competition 1906, William Sydney Machin, Burslem, MajolikaHiesen
nun offenbar für lange Zeit überhaupt von dem Burgbaue ab. Mit der durch-
greifenden Umgestaltung des stehengebliebenen alten Ballhauses zu einem
wirklichen Theater in den Jahren 1748 und 1756 war der Plan des Aus-
baues der Fassade wohl für längere Zeit tatsächlich aufgegeben, obgleich
von ihm eigentlich nur zu melden, daß er Hofarchitekt war und besonders für seine Verdienste um die Hebung
des Steinkohlengebrauches und der Gypsgewinnung 1764 in den Ritterstand, 1796 in den Freihermstand
erhoben wurde. jedenfalls sind die Zeichnungen der Burg, da der Adelstitel in der Unterschrift fehlt. also vor
1764 ausgefertigt; doch ist dies vermutlich viel früher der Fall gewesen.
Nach Quirin Leitner begann man mit dem Schönbrunner Schloßhau wieder 1744, siehe a. a. O. Seite
wo es aber wohl irrtümlich heißt Den Plan entwarf der Architekt Anton Pacassi; die Ausführung des Baues
war dem Baumeister Valrnagini übertragen". Unter einem Stiche von G. Nicolai aus dem jshre 174g der bei
Leitner nicht erwähnt ist findet sich die Unterschrift "Prospect des Käys. königl. Sommer- und Lust-Schloss
Schlinbrunn, Wie solches gegen Mitternacht anzusehen. So unter genehmhaltung Einer General-Bau-Direlttion
und Herrn v. Valmagini Secretairc, als Contralor Sr. Käysl. königl. Mayestitt von Nicolao Paccassi Käysl.
klßnigl. Kaff-Architekt erhauet ist worden."
1748 kommt Pacassi zum ersten Male im Hof- und Staatsschematismus vor als Nicolaus Pagazi,
kayaerl. königl. ordinari Architector log.iert dermalen zu Schönbrunn".
Da der eine Entwurf Pacassis im ersten Stocke einen großen durchgehenden Thronsaal, der andere
einen schriggestellten Saal bringt, ist bei seinen Entwürfen eine Rotunde und jedenfalls auch eine Mittel-
ltuppel ausgeschlossen. In welchem zeitlichen und sonstigen Verhältnisse Pacassis Entwürfe zu Jadot stehen.
soll hier nicht entschieden werden.
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656
immer noch neue Projekte entstanden. Später war der Faden der Über-
lieferung jedoch abgerissen und ein ganz anderes rein klassizistisches
Kunstfühlen an die Stelle des alten getreten.
Wir dürfen daher in unserer geschichtlichen Übersicht hier wohl halt
machen.
FF 41
Nur ganz rasch sei ein Blick auf einige spätere Arbeiten geworfen."
In der k. u. k. Familientideikommiß-Bibliothek finden sich zwei stark
klassizistische Entwürfe von Joh. Ferd. Hetzendorf von Hohenberg, dem
Erbauer der schönen Gloriette in Schönbrunn; offenbar ist ihm auch ein
zweiter Entwurf in der Hofbibliothek zuzuschreiben undvielleichthängtnoch
ein weiterer, der wieder in der k. und k. FideikommiB-Bibliothek verwahrt
wird, mit ihm zusammen. Nach den mehrfach an dem Bau angebrachten
Initialen gehört dieser Entwurf sicher erst in die Zeit Kaiser Leopolds II.
1790 bis 1792. Es sind diese Entwürfe in Hohenbergs Art die ersten be-
kannten Zeichnungen eines Künstlers, die den Bau mit drei Kuppeln, nämlich
zwei Eckkuppeln und einer größeren in der Mitte, darstellen. Abbildung auf
Seite 638.
Die späte Zeit sah eben die alten Reste und wollte ihnen allen gleiches
Recht werden lassen; so kam das Mittelrund, das von anderen Bau-
künstlern inzwischen überhaupt schon aufgegeben worden war, dessen Reste,
aber aus einer überwundenen Bauperiode noch dastanden, zu seiner
mächtigen Krönung.
Allerdings haben sich auch aus der klassizistischen Zeit noch Entwürfe
ohne Mittelkuppel erhalten; so eine, übrigens sehr stümperhafte, Arbeit eines
gewissen Gfalli" aus dem Jahre 1796 gleichfalls in der k. u. k. Familien-
fideikommiß-Bibliothek oder eine der beiden, die in derWiener Bauhütte"
Band XVIII, Blatt 1-4 abgebildet sind und die schon Bayer-i als Schüler-
übungen, und zwar als Übungen zweier verschiedener Schüler, erkannt hat.
Der Hofarchitekt Johann Aman war in den Jahre 1806 bis etwa 1827 mit Plänen für einen vom Kaiser
Franz beabsichtigten Umbau oder Ausbau der Burg beschäftigt. Um seinen Arbeiten sozusagen eine ge-
schichtlich gesicherte Unterlage zu bieten, versuchte er eine Übersicht über die ältere Baugeschichte der Hof-
burg zu geben und stattete sie mit einer großen Anzahl von Grundrissen und Aufrissen aus; die Arbeit befindet
sich heute in der k. u. k. Familienftdeikommiß-Bibliothek. Die Aufrisse betreffen allerdings nur den mittel-
alterlichen Zustand; für die Barockzeit sind nur Grundrisse gegeben und leider reicht der heute noch erhaltene
Text auch nicht bis in diese Zeit. Es wire möglich, daß Aman noch ältere Zeichnungen zur Verfügung standen,
die uns heute verloren gegangen sind.
Der auf die Zeit Karls VI. bezügliche Plan zeigt auch bereits Fenster in den Rilcklagen, aber zwischen
ihnen immer nur einen Pilaster; das Tor kann nicht in das erste Stockwerk übergreifen, da hier vorne ein un-
unterbrochener gangartiger Raum angegeben ist; eine Rotunde ist noch vorhanden, braucht aber natürlich keine
Kuppel zu tragen. Ob dieser Plan je so existierte oder einer Kombination Amans seine Entstehung verdankt,
vermag ich einstweilen nicht zu entscheiden.
Für die Zeit Maria Theresias und Josephs II. ist einer der Pläne Jadots mit freier Säulenhalle angegeben
und die Jahreszahl 1745 dazugesetzt, was ganz gut richtig sein kann.
Über einen Plan, den der Maler und Architekt Anton Gfall r7x5-x77o anfertigte und der bei Realis
sehr gerilhrnt wird, vermag ich weiter nichts zu sagen.
Aber nicht des eben in der Anmerkung genannten.
"Neue Freie Presse" 13. Juni 188g.
Natürlich gehen sie
aber nicht, wie ange-
nommen wurde, auf
Originalpläne Fischers
zurück, sondern auf die
damals vorhandenen
Bauteile und vielleicht
auf den Stich. Und wenn
man sie in die Zeit von
1770 bis 1780 versetzt, ist
das wohl etwas zu früh.
Dann wären etwa die
eigenen Entwürfe Amans
zu erwähnen, die in man-
chen Teilen auf Paccassi
und Jadot zurückzugeben
scheinen. Doch soll uns
hier, wie gesagt, die
spätere Entwicklung der
Idee nicht beschäftigen.
Es liegt mir auch
vollkommen ferne, sagen
zu wollen, so und nicht
anders hätte der Bau bei
der Wiederherstellung
in unseren Tagen aus-
geführt werden sollen.
Im Gegenteile, wenn
etwas aus dieser Be-
trachtung klar geworden
ist, so ist es eben die
Tatsache, daß es den
alten" Plan überhaupt
nicht gibt; es gibt nur alte Pläne". Den Plan" gibt es immer erst, wenn
eine Bauidee nicht mehr lebendig, sondern erstarrt ist.
Es hatte die neuere Zeit ebenso das Recht, ihrer Idee Ausdruck zu ver-
leihen, wie jede frühere. Wenn sie sich dabei an Altes anlehnte, so war das
eben auch Geist der Zeit, und Gutes kann auf jedem Wege hervorgebracht
werden. Die Entscheidung darüber, wie es erreicht werden soll und ob es
erreicht worden ist, gehört den Zeitgenossen.
ßk
Ik
Die National Competition 1905, Leonard Laverack Jones, West Harn,
Wandschirm aus Eiche mit eingelegten Paneels
Aber in anderer Hinsicht ist es für unsere wissenschaftliche und auch
für unsere künstlerische Erkenntnis jedenfalls von Bedeutung, wenn wir
81'
Einblick in den Werdegang eines so großen Werkes gewinnen. Wir können
die Entwicklung durch nichts so gut kennen lernen, wie wenn wir sie an der
Wirkung auf ein und denselben Gegenstand bemessen. So erkennen wir die
allmähliche Umwandlung von der Barocke in den Klassizismus, wir lernen
die Beziehungen Wiens zur französischen Kunst von einer ganz neuen Seite
kennen; auch die bisher so vereinzelt dastehende Aula gewinnt plötzlich
I-Ialt und Zusammenhang; wir sehen die größten Meister, von deren Mit-
arbeit an dem Werke wir sonst gar keine oder nur eine ganz undeutliche
Vorstellung hatten, hier unmittelbar an der Arbeit; I-Iildebrandt, der jüngere
Fischer und Jadot gewinnen dadurch für uns ganz anderes Leben; ein
Streiflicht scheint auch auf den älteren Fischer und auf Balthasar Neumann
zu fallen.
Wenn vom älteren Fischer überhaupt ein Plan für die Hofburg vor-
handen war, so kann er so befremdlich es im ersten Augenblicke er-
scheinen mag vielleicht am ehesten noch in der Art des oben mit
Neumann in Verbindung gebrachten Entwurfes gewesen sein; eine nähere
Untersuchung über diese Frage und die genannte Zeichnung behalte ich mir
noch vor.
Bei dem fast völligen Mangel wirklich stilistischer Untersuchungen
über die Wiener Barockkunst ist es möglich, daß ich selbst zur Ansicht
gelange, daß der ältere Fischer in seinen späten Tagen viel französischer
wurde als man gemeinhin denkt, und daß ihm vielleicht Entwürfe zugehören,
die wir ihm heute zuzuschreiben noch zögern. Jedenfalls scheint aber der
ausgeführte Burgbau die Hofbibliothek zum Teile ausgenommen mit
dem älteren Fischer in keinem direkten Zusammenhänge zu stehen.
Die wesentlichen Ergebnisse dieser vorläufigen Untersuchung werden
durch die geänderte Auffassung des einen oder anderen Punktes übrigens
wohl kaum eine tiefgreifende Wandlung erfahren.
Ich will hier also die wichtigsten Tatsachen, die wir aus der vorher-
gehenden Betrachtung für die Geschichte der Burg gewonnen haben, noch
einmal kurz zusammenfassen.
Zunächst haben wir aus den erhaltenen Entwürfen Hildebrandts
erkannt, daß dieser Meister nicht nur umfassende Pläne für die Burg ent-
worfen, sondern zum großen Teile auch ausgeführt hat und daß die von
ihm ausgeführten Partien wenigstens teilweise auch noch vorhanden sind.
Dann haben wir aus einer eigentümlichen Eintragung in dem älteren
Plane erkannt, wie die Idee einer eingeschwungenen Fassade mit anschließen-
der runder Vorhalle, zunächst in elliptischer Gestalt, entsteht.
Sodann haben wir auf einem alten Stadtplane zuerst die Umwandlung
der ursprünglich eckigen Baublöcke zur Seite des eingeschwungenen
Fassadenteiles in abgerundete und ihr Vortreten bemerkt; damit ist die
großartige geschwungene Front gefunden, die seither das Entzücken der
Künstler und Beschauer bildet und allmählich zum Mittelpunkte der ganzen
Burganlage werden sollte. Wir haben dann gesehen, wie sich im Laufe der
Ausführung der Plan wieder wandelt, wie gegen-
über den großen, auf südlicher Grundlage ruhenden,
Formen der klassisch" französischen Richtung
sich wieder mehr rein nordisches und, wenn wir so
sagen können, mehr zeitgemäßes Empfinden gel-
tend macht, wie durch die Kuppeln nun die Dach-
silhouette ihre Ausbildung erfährt und wie dies
offenbar noch unter der Leitung des jüngeren
Fischer von Erlach erfolgt ist. Wenn die Zelt-
kuppel, wie sie auf der Reitschulecke erscheint,
auch gerade nicht als unbedingte Neuerfindung
gelten kann, so darf man doch sagen, daß sie viel-
leicht die schönste Ausgestaltung dieser Form
darstellt. Gleichzeitig mit der Änderung des Daches
wurde wie wir zum Teile an der Ausführung,
besonders aber an einer alten Zeichnung, be-
merken konnten die Front selbst durch die
Änderung der Fenster, der Krönungen des Simses
und wohl auch schon durch die Verringerung der
Torhöhe im Sinne einer Mäßigung der barocken
Ideen umgestaltet. Sodann sehen wir, wie beijadot,
der in gewissem Sinne den Abschluß der Bauent-
wicklung und des steigenden Einflusses franzö- Die National compemm 1905
sischer Kunst darstellt und bei Paccassi, nun die Lily Humm, sunduland, Bei
Rotundehinterdem eigentlichen Tore verschwindet, m1" V4"
dafür aber das Tor selbst für den ganzen Innenbau richtunggebend wird.
Eine Ansicht aus dieser Zeit zeigt die Fassade nur mit den Seiten- nicht
mit einer Mittelkuppel. Diese tritt erst in einer späteren Periode hinzu
und bereitet so jenes Bild vor, das wir heute zu sehen gewohnt sind.
Wir können somit bei allen Schwankungen im einzelnen eine durchaus
organische Entwicklung an dem Burgbaue bemerken und was diese Ent-
wicklung besonders wichtig macht, ist, daß es die Entwicklung der öster-
reichischen Kunst jener Zeit überhaupt ist.
Wenn die Burg auch nie nach einem der großen Pläne wirklich ganz
ausgeführt wurde, so war doch immer bis auf unsere Tage ein großer
Baugedanke lebendig und hat, wie es auch beim Louvre, der Peters-
kirche oder der Stephanskirche geschehen ist, zwar keinen streng einheit-
lichen, aber doch einen organisch gewordenen Bau geschaffen, einen Bau,
der von Kraft und Schönheit der verschiedensten Zeiten zu berichten weiß
und eine Fülle der Gedanken und Gefühle wachzurufen vermag.
Vielleicht wird es auch möglich sein, diesem vorläufigen Berichte eine
ausführlichere Würdigung und Wiedergabe der erhaltenen Entwürfe folgen
zu lassen, so daß man in die großen Überlieferungen noch klareren Einblick
zu gewinnen vermag.
DIE NATIONAL COMPETITION 1906 54b VON
P. G. KONODY-LONDON 51b
IE jeweiligen Resultate der National Competition
das ist des Wettbewerbes der unter der Zentral-
leitung der South Kensington-Behörde stehenden
Kunst- und Kunstindustrieschulen sind nicht
ohne tiefgehende Bedeutung für den Entwicklungs-
gang des englischen Kunstgewerbes, denn wenn
auch die etlichen x6.ooo der Prüfungskommission
vorgelegten Arbeiten nur von häufig noch kaum
reifen Schülern stammen und das Ungewisse,
Schüchterne, Zögernde des noch Lernenden auf-
weisen, so läßt sich doch aus der Summe dieser
Arbeiten auf die Tendenz der Gegenwart und auf die Aussichten für die
nächste Zukunft schließen auf erstere durch die Prinzipien des Unter-
richts, der zu diesen Resultaten führt, und auf letztere durch das Versprechen
manchen individuellen Talents.
Dabei darf allerdings nicht außer acht gelassen werden, daß die Aus-
stellung dieser Schülerarbeiten dem Publikum nur die ausgewählten und
preisgekrönten Arbeiten vor Augen führt, nur zirka zehn Prozent der Un-
menge von Versuchen, mit denen sich die Prüfungskommission zu befassen
hat. Und so läßt sich denn auch der Widerspruch zwischen dem im großen
ganzen abfälligen Urteil des Prüfungsausschusses und dem ganz erstaunlich
hohen Niveau der ausgestellten Arbeiten erklären, denn das abfällige Urteil
bezieht sich mehr auf das Zurückgewiesene als auf das Preisgekrönte.
Von größter Bedeutung ist die unverkennbare und von ahr zu Jahr
mehr hervortretende Tendenz, die Entwürfe für kunstgewerbliche Gegen-
stände nicht als abstrakte Erfindung zu behandeln, sondern auf dieAusführung
im entsprechenden Material Gewicht zu legen. In früheren Jahren wurden
allzuhäufig Zeichnungen eingesandt, welche zwar an und für sich genügend
originell und dem Auge gefällig, aber zur Übertragung ins Material gänzlich
ungeeignet waren. Heute tritt das Technische mehr in den Vordergrund.
Häufig sind die Zeichnungen für Gegenstände jeglicher Art neben der Um-
setzung der künstlerischen Erfindung in greifbare Wirklichkeit ausgestellt
und in den verschiedenen Industriezentren, wie zum Beispiel Birmingham
für Schmuck und Metallarbeiten, Burslem und Hanley für Töpferei, Notting-
ham für Spitzen und so weiter, wird der Unterricht vom Anfang an direkt
auf die praktische Verwertung des Könnens gelenkt. Das Beste, was die Aus-
stellung der National Competition aufzuweisen hat, dankt seinen Ursprung
diesen auf das Praktische weisenden Lokalbedingungen und am schwächsten,
bis ans Nichtssagende grenzend, sind jene Industriezweige vertreten, deren
Betrieb nicht zentralisiert ist, wie zum Beispiel die Möbelkunst. Schon an-
läßlich der letzten Arts and Crafts-Ausstellung konnte man nicht umhin,
die Armut an Erfindung in der Möbelabtei-
lung zu konstatieren. Immerhin waren da
aber doch die Arbeiten reifer Künstler zu
sehen, während sich die Möbelentwürfe der
National Competition auch nicht ein einziges
Mal über das Schülerhaft-Dilettantische er-
heben. Es lassen sich höchstens einige Lob-
worte über die technisch vortreffliche Holz-
schnitzerei aussprechen, obgleich die Nei-
gung zu naturalistischer Behandlung hier
häufig das wahre Wesen des Ornaments
außer acht läßt. Von neuen Formen ist hier
nichts zu finden und die Dekoration, ob ge-
schnitzt oder gemalt oder eingelegt, ist zu
unabhängig aufgefaßt und hat wenig oder
keinen natürlichen Zusammenhang mit der
Form und dem Zweck des Möbels. So ist
zum Beispiel die Bemalung von L. L. Jones
WandschirmvortrefflichalsBildkomposition
und in der Farbenwirkung. Der Schirm selbst
aber ist bedeutungslos als Möbelstück und
wirkt höchstens als Umrahmung der Bilder.
Das vielversprechendste der durch die
diesjährige Ausstellung zu Tage gebrachten
Talente istunzweifelhaftCharles L. j. Doman
aus Nottingham, der Gewinner von nicht ßieNarionalbCvmp-rifivn 1936. flharles
weniger als zwei Gold- und zwei Silber- Dom"N""'"g"i','g;ifjjjj'""m" Bronw
medaillen.
Sein Spezialfach ist die Skulptur, und sowohl in seinen Wiedergaben nach
der Antike als in seinen unabhängigen Arbeiten zeigt er ein Formverständnis
und ein Gefühl für plastische Feinheit, das mehr von ausgebildeter Meister-
schaft als von schülerhaftem Versuchen spricht. Seine preisgekrönte Akt-
studie nach der Antike hat ein nervöses Leben, wie es beiKopien nur höchst
selten zu finden ist, und beweist nicht nur ein scharfes Auge und ein
für einen Anfänger kaum begreifiiches technisches Können, sondern auch
ein Verständnis der klassischen Kunst, das die äußere Form tief durchdringt
und der griechischen Naturauffassung auf den Grund geht. Bei solcher
Grundlage ist es kaum überraschend, auch bei seinen selbständigen Arbeiten
eine seltene Reife, ein ausgesprochenes Schönheitsgefühl und eine feste,
sichere Handhabung anzutreffen. Sein Türklopfer mit den anmutigen und
fehlerlos modellierten Putten und dem gesund architektonischen Aufbau ist
eine ganz bedeutende Leistung. Er hat die solide Schwere und Gedrungenheit,
die seiner Bestimmung entspricht, ohne in plumpe Schwerfälligkeit auszu-
arten. Er ist ebenso frei von der Nachahmung der Cinquecentisten als von
Die National Competition xgoß, Albert Halliday, Bradfurd, Entwurf für einen Altar aus Schmiedeeisen
der Zügellosigkeit der Ultramodernen. Nicht minder glänzend sind seine
Versuche in der kleinen Reliefplastik, seine Entwürfe für Medaillen und
Siegel, erstere von ungemeiner Zartheit in der Reliefbehandlung und letztere
etwas mehr energisch in der Andeutung der Formen und alle gleich gelungen
in der Anordnung und Ausführung der Buchstaben. C. Doman berechtigt zu
den kühnsten Erwartungen und so erfreulich es ist, daß ein so gediegenes
Talent sich vorläufig der angewandten Kunst widmet, so bedarf es kaum
der Stimme des Propheten, um vorauszusagen, daß ihm ein Feld freieren
Schaffens beschieden ist.
Nichts vielleicht drängt sich bei dieser Ausstellung von Schiilerarbeiten
dem Beschauer mehr auf, als die Vorliebe, mit welcher die aufwachsende
Generation den Vogel als Dekorationsmotiv verwendet. Fast hat er die früher
nahezu tyrannisch herrschende Pflanze verdrängt, die jetzt nur schüchtern
hin und wieder als Begleitung auftaucht. Von rein naturalistischer bis zu
streng stilisierter Auffassung figuriert da das Federvieh jeglicher Art, von
dem unvermeidlichen Pfauen bis zu dem bescheidenen Sperling und dem
räuberischen Geier. Der Pfau ist und bleibt in dieser gefiederten Welt der
Herrscher der dekorativen Linie. Sei es der Symmetrie seiner Form oder
dem Vorhandensein einer Unzahl vortrefllicher Vorbilder zuzuschreiben,
das eine steht fest, daß er hier weit besser als irgend ein anderer Vogel
stilistisch ausgebeutet ist und daß, je weiter sich das Vogelmotiv von der
schwungvollen, symmetri-
schen Linienführung des
Junovogels entfernt, desto
weniger der Schüler es
dekorativ zu verwerten
weiß. In vielen Fällen ist
der Entwurf nichts weiter
als eine gut beobachtete
und naturtreue Vogelstudie,
die durch symmetrische
Wiederholung in ein Muster
verwandelt werden will und
darin liegt doch ein gründ-
liches Mißverstehen des
wirklichen Wesens des
Ornaments.
Von den hier abge-
bildeten Entwürfen, denen
der Pfau als Grundlage
dient, sind wQhl beiden Die National Competition 1906, Sydney Padmore, Birmingham.
Spitzenfächer von W. H. Emwurffür eine Ventilationsverkleidung
Pegg aus Nottingham am bemerkenswertesten. Hier ist der Vogel offenbar
erst in der Natur gut beobachtet und dann in reines Ornament umgesetzt,
und zwar mit genauer Berücksichtigung des Materials und der Technik, für
welche der Entwurf bestimmt ist. Man bemerke die Geschicklichkeit, mit
welcher die Kreuzungspunkte der streng stilisierten Federkurven so an-
geordnet sind, daß sie in die Faltungslinien des Fächers fallen. Sehr
gelungen, wenn auch weniger originell, ist die Verwertung des so beliebten
Motivs für einen Tellerrand von Stanley Woodman, Macclesiield, und in
Verbindung mit Rebenranken für einen Seidenstoff von Stanley B. Potter,
einem jünger derselben Kunstschule.
Vorzügliches weist die Töpfereiabteilung auf, auf welche nicht weniger
als drei von der Gesamtsumme von zehn Goldmedaillen entfallen. Die
Burslem-Schule scheint sich besonders auf Glasurziegel zu
werfen, die in der modernen englischen Architektur von Tag
zu Tag eine größere Rolle spielen. Im Privathaus finden sie
reichliche Verwendung für die Wandverkleidung von Bade-
zimmern und Stiegenhallen und zum Schmuck von Kaminen
und Waschtischen und in den neuerbauten Verkaufsläden von
Fisch-, Geflügel- und Wildbrethändlern sind sie selten ab-
wesend. Kühn und wirkungsvoll ist W. S. Machins Entwurf
Die NalionalCompe-
liüODlQO5,E1SiE fur eine Maolikaziegelverkleidung, der in der Ausführung
G"gge'""i'"'mdga"' noch durch den prächtigen Glanz der Farben und durch die
Spange aus gecrie-
1mm, Silbe, leichte Rehefbehandlung der Konturen gewinnt. Dem Auge
86
vv-r
gefällig sind auch M. Eckersleys Glasurziegel mit paarweise angeordneten
Vögeln und Windenblüten in herzförmigen Ranken.
Unter den Metallarbeiten zeichnen sich vor allen Dingen die Emails
aus, allerdings mehr durch die präzise Ausführung und die Glut der Schmelz-
farben als durch Originalität der Erfindung. Auch der Schmuck bringt wenig
auffallend Neues zu Tage. Hier, mehr als in irgend einer anderen Ab-
teilung, zeigt sich, daß die Art NouveauWBewegung in England abgetan
ist und daß die Symmetrie der klassischen Stile ihr wüstes Liniengewirr
verdrängt hat. Fast grenzt hier das scheue Zurückhalten an Furcht und es
wäre ratsam, in diesem Industriezweig ein wenig zu freierer Erfindung zu
ermuntern. Elise Guggenheims Spange aus getriebenem Silber, obgleich nur
mit einem Buchpreis belohnt, gehört zu den gediegensten Arbeiten dieser
Abteilung.
Reichlich beschickt und vielversprechend ist die Spitzenabteilung, in
der speziell die Entwürfe für I-Ioniton-Spitzen beachtenswert sind. Ein Braut-
schleier von Gertrude Chapman, Dover, ist von entzückender Feinheit und
Anmut, während Percy Bignalls Vorhang, mit einer Goldmedaille belohnt,
von herkömmlicher Behandlungsweise wegbricht und auf neue Bahnen weist,
in denen sich den Fachkünstlern ein weites Feld bietet. Man hat an dem Ent-
wurf ausgesetzt, daß die kranzartig gerahmten Felder mit Hattemden und
sitzenden Vögeln mit den äußeren Bambusstäben und den zarten inneren
Zweigchen keine Verbindung haben. Mir will es im Gegenteil scheinen, daß
diese Kombination sehr geglückt ist und daß die anmutigen, nach innen
gekehrten Zweigchen und Schmetterlinge den krassen Gegensatz der etwas
massiven Kreisfelder und des dünnen Gewebes angenehm auflösen, während
die Bambusumrahmung einen höchst originellen und passenden Abschluß
bildet.
Die Stickerei für ein Altartuch von Mary Nicholls, Worcester, die Stoff-
muster von Ethel M. Spencer, Leeds, Louise Davies, Newcastle-on-Tyne
und James Stenniford, Belfast, sowie das Zierglas von Frederick Noke,
Stourbridge, und der Altar von Albert Halliday, Bradford, zeigen alle ein
gründliches Verständnis dekorativer Prinzipien und der von dem Material
bedingten Behandlungsweise.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN 50' VON
LUDWIG HEVESI-WIEN 54'
REI DENKMÄLER. Wien hat diesen Herbst drei ansehnliche neue Denkmäler
erhalten, die von der Bevölkerung mit lebhaftem Anteil begrüßt wurden. Das Deutsch-
meisterdenkmal am Deutschmeisterplatz, vom Schottenring aus gut zu sehen, mit den
rötlichen Massen der Kaserne als Hintergrund Bildhauerjohannes Benk, Architekt Weber
und den Karl Ludwigs-Brunnen im Währinger Cottage Edm. v. Holimann. Beide Werke
entsprechen vollkommen den jetzigen Wiener Mehrheitsanschauungen über Zweck und
Mittel der monumentalen Gedenkplastik und haben in den beteiligten Kreisen alle An-
erkennung gefunden. Das Deutschmeisterdenkmal insbeson-
dere, dessen Bezirk terrassenartig erhöht, wie eine kleine
Zitadelle die ganze Mitte des Platzes einnimmt, macht einen
originellen, wehrkräftigen Eindruck. Die architektonische
Idee hat sogar ihren modernen Zug, der sich auch im ein-
zelnen ankündigt. Bei den militärischen Darstellungen ist
der Realismus der vorhergehenden Epoche maßgebend. So
bei dem fahnenschwingenden Deutschmeister auf dem hohen
Konopischter Granitpylon und den beiden rühmlichen Epi-
sodengruppen auf seitwärts ausladenden Konsolen, während
die beiden vergoldeten Hochreliefs Zenta und Kolin am
Sockel den barocken Zeitstil von dazumal vorzüglich treffen
und die Vindobona, die den Lorbeer emporreicht, sich mit
mehr akademischer Fassung begnügen muß. Beim Hoff-
mannschen Brunnendenkrnal ist das Porträt auf ein Relief-
medaillon beschränkt, die symbolisierende Begleitung bilden
überaus sorgsam durchgebildete, zum Teil reich drapierte
Freifiguren und ein Adler krönt die hohe Spitzsäule. Beide
Male sehen wir also den intelligenten Eklektizismus am
Werk, mit künstlerischem Verstand und technischer Tüch-
tigkeit, ohne modernistische Anwandlung, die der Gelegen-
heit nicht entsprochen hätte. Es ist dem, was man heute
fraglos verträgt, das mögliche abgewonnen. Das dritte Denk-
mal gilt einem großen Wiener Künstler der Vergangenheit,
Georg Rafael Donner. Es steht in einem der Rasenßecke des
verlängerten Schwarzenbergplatzes und ist eine tüchtige
Arbeit von Richard Kauffungen. Auf einfachem, modernes
Detail meidendem Sockel von braunrotem Granit eine über-
lebensgroße Bronzeiigur, im Arbeitskittel am dreibeinigen
Ständer, auf dem das Modell der Hauptfigur des Donner-
brunnens steht. In der bewegten Stellung mit aufgestemm-
tem rechten Fuß und dem erregten Antlitz läßt der Künstler
das feurige Blut Donners und ein wenig auch seinen harten
Lebenskampf anklingen. Durchführung im Sinne des ob- M's dem R'1iq"i'"sd""'
Hauses Braunschweig-Lüneburg,
gedachten ReahSm"S' Das Welfenkreuz, Rückseite
ÜNSTLERHAUS. Die I-Ierbstausstellung der Künstlergenossenschaft füllt das
ganze Haus, und zwar mit fast lauter einheimischem Erzeugnis. Ein Sensationsstück
ist nicht vorhanden, doch geben die Fortschritte des Nachwuchses der Ausstellung ein
lebhafteres Interesse. Überdies ist mancher lohnende Rückblick in die Vergangenheit
eröffnet. So enthält der erste Stock eine Gedächtnisausstellung Peter Krafftscher Werke
aus Anlaß seines fünfzigjährigen Todestages. Die Wiener Galerien haben manches all-
bekannte Siegesbild, Landwehrrnannsbild oder auch romantische Szenen aus den Dich-
tungen der Dichter beigesteuert. Am lebensvollsten aber wirken die Bildnisse aus jenem
Wien, das heute schon eine so schöne Patina hat. Da lebt ein Meister der Zeit weiter. So
in dem großen Ölbrustbild der reizenden Erzherzogin Henriette und dem kleinen, miniatur-
feinen Reiterbildnis des Erzherzogs Carl, in den behäbigen Brustbildem des Ehepaars
Dominik und Therese Artaria, in dem großen Gruppenporträt der Familie Konrad Laurenz
von Dietrich-Landsee, aber auch in zahlreichen mit leichtem Bleistift hingeschriebenen
Generalsporträten von 18x bis 1814 und den äußerst sorgfältigen Tuschporträten des Erz-
herzogs Carl und anderer hoher Herrschaften. Auch die Damen seiner Familie und sich
selber hat Krafft trefflich abkonterfeit, am köstlichsten seine schöne junge Frau Julianne.
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Auf dem Totenbett ist er von Eybl mit
Bleistift gezeichnet x853. Eine andere
Kollektion ist dem Tiermaler Anton Schrödl
gestorben xgoö gewidmet, dem wir nach
seinem I-Iinscheiden einen Nachruf gewid-
met haben. Die Waldmüller- und Petten-
kofen-Zeit spiegelt sich der Reihe nach in
diesen tüchtigen, zum Teil trefflichen Ar-
beiten, die ihren Wert behalten. Ein anderer
Saal beherbergt unseren Münchener Lands-
mann Matthias Schmid, der eine große An-
zahl seiner treuherzig erzählenden Bauern-
bilder versammelt hat. Sie sind ja nicht
von heute, sondern von gestern und auch
nicht von gestern, sondern von vorgestern
und die Zeit ist über sie hinweggegangen.
Auch sind ja Defregger und Kurzbauer ihm
darin weit über, aber er ist doch eine
Erscheinung für sich und hat sein Plätz-
chen in der Chronik sicher. In der eigent-
lichen I-Ierbstausstellung tritt bloß Eduard
Kasparides kollektiv" auf. Diese große
Zusammenstellung seiner meist stark-
farbigen, nachdrücklich stilisierten Natur-
szenen spiegelt jedenfalls einen eigenen
Charakter wieder. Er gebraucht mit Passion
das große und kleine I-Iimmelslicht und schwelgt in den prächtigen Feststunden der
Natur. Sein Instinkt für das abgeschlossene Bild in der Natur ist stark, er packt seine
Motive mit sicherem Griff und bietet jedesmal etwas Fertiges. Nur wird er mitunter
blechem oder auch farbendruckmäßig, es fehlt die täuschende Atrnosphärik von heute.
jedenfalls ist er ein wirklicher Künstler. In dem Bunterlei des übrigen Ausstellungsmaterials
fallen die Porträte angenehm auf. Man begegnet den Alten und Jungen, von Angeli bis zu
Eichhorn; nur Pochwalski fehlt, entschädigt aber durch ein Jagdstilleben mit trefflicher
Auerhahnstudie. Laßlo ist in zwei Fällen weit unter sich selbst, sehr tonfein und vornehm
aber im Porträt der Fürstin Windisch-Graetz Erzherzogin Elisabeth und sehr fesch in der
Porträtstudie der Pianistin Miss Newcomb. Einer derjüngsten, M. V. Krauß, tritt mit einem
lebendig pointierten Kinderbildnis weit hervor, in die Nähe von Adams, in dessen Weise
es auch arrangiert ist. Adams hat ein sehr gutes, dunkeltoniges Sitzbildnis des Fabrikanten
Brünner. Bemerkenswert sind ferner W. Scharf, Larwin Ritter von Scanavi, übrigens
auch zwei weibliche Studienköpfe von überraschender Farbenkraft, Uhl Dr. M. Neckar,
Rauchinger Kommerzialrat Flemming und eine eifektvolle Dame in Schwarz, Brüch
Graf Coudenhove, Schiff Sängerin Bricht-Pyllemann, Veith, Schattenstein, Eichhorn
Graf Colloredo-Mels und andere mehr. In einem Salon sind lauter Porträte beisammen;
die reinen Ufiizi. Die Landschaft zeigt die gewohnten Züge. August Schäffers Wolfgangsee
hat einen überraschend kräftigen Lichtflimmer, jungwirths Allerseelen" ein feines Luft-
grau. Pooschs Klosterneuburg" einen sonnigen Sonnenschein, Bozeks Winterbild einen
gustiosen Schnee, Gellers Kleinigkeiten aus Stein an der Donau die bekannten zierlichen
Eigenschaften, Quittners Pariser Dächer" kommen eher aus Tausend und eine Nacht,
Kinzels dörfliche Motive zeigen sein Streben ins Neuere von der guten Seite, AdolfSchwarz
geht an der dalmatinischen Küste, wo er so heimisch ist, romantischen Motiven nach.
Auch die Plastik bietet manches Angenehme. An zwei Ehrenplätzen stehen Denkmäler
der Pietät, die elegante bronzene Reiterstatuette des Erzherzogs Otto, von F. A. Swoboda,
Aus dem Reliquienschatze des Hauses Braunschweig-
Lüneburg, Das Welfenkreuz, Vorderseite
und seine wohlgetroffene Gipsbiiste von Erwin
Pendl. Unter den Statuetten erscheint auch,
nach langer Zeit, Artur Strasser wieder; sein
Augur" und Steinträgew sind Bronze und mit
bekannter Feinschrneckerei polychromiert. Viel
Talent ist in den Lobmeyrschen Kinderplaketten
von Otto I-Iofner. Ein Hauptinteresse der Aus-
stellung aber lenkt sich auf die Arbeiten des früh-
verstorbenen Medailleurs F. X. Pawlik, die seine
Witwe mit vielem Verständnis geordnet hat. Man
sieht da seinen ganzen Entwieklungsgang, von
Tautenhayn über Scharff dessen Gedächtnis-
plakette eines seiner besten Werke ist bis in die
moderne weich fließende, malerische Weise
hinein. Pawlik hinterläßt eine ganze Porträtgalerie
von Zeitgenossen, darunter ganz hervorragende
Arbeiten Familie Dr. Fischhof, Abt Karl von
Melk, Eduard B. Forst u. s. w.. Seine letzte Me-
daille war die auf Adalbert Stifter. Der Klub der
Münzen- und Medaillenfreunde hat ihn viel an-
geregt. Interessant zum Beispiel die Neujahrs-
karten" des Herrn Bachofen von Echt seit r8g8.
Auch Bürgermeister Richter von Retz ließ durch
ihn alle lokalgeschichtlichen Episoden verewigen.
Daß er auch im Auslande Anklang fand, beweist
schon, daß die Pariser Münze sich von einem
seiner Werkchen eigens ein Exemplar prägen
ließ. Es ist ein Anhänger, den nur noch die
Herren böhr und Nentwich besitzen.
EZESSION. Die xxvn. Ausstellung der
Sezession ist in- und ausländisch gut be-
schickt und bietet mannigfaltigen Schaustoff. Den
Ehrenplatz hat Eugene Carriere inne, dessen
Andenken durch ein Viertelhundert Bilder er-
neuert wird. Obenan steht das große Bild
Theater in Belleville", das so voll ist vom
Zauberspuk des Alltags, vom Husch-Husch der Lichter und Schatten, daß das ganze
Menschenleben sich gleichsam als Schattenspiel symbolisiert. So ist ja sein ganzes Werk.
Auch die Bildnisse, wie sein eigenes und das seiner Frau, sind voll dieser ergreifenden
Symbolik der Vergänglichkeit. Ihm gab sie auch eine eigene Technik ein, dieses Malen in
leichten, seichten Tönen, die er ineinander spielen läßt und denen er die feinsten Anklänge
der Wirklichkeit als Lichter aufsetzt. Niemals ist die Grisaille lebendiger gewesen als bei
ihm, der sie zu einer neuen Art von Kolorismus ausbildete. Besnard, La Touche und
Skarbina, auch drei feine Farbenspürer, sind ihm als Genossen beigegeben. Und zwar von
Besnard zwei vorzügliche Porträte Emil Sauer und der französische Botschafter Barrere
in Diplomatengala, jener mehr als scharfe Skizze gegeben, dieser mit einem eigenen non-
chalanten Aplomb der Behandlung. Neu für Wien ist der junge Spanier Jose Maria Sert,
dessen Malereien für die Kathedrale von Vich in Katalonien Kampf Jakobs mit dem Engel
u. a. eine mächtige Vision von Muskeln und Farbe bedeuten. Die begleitenden Kartons
zeigen den nicht gewöhnlichen Umfang seiner Phantasie. Ein neuer Gast ist auch der inRom
malende Karl Hofer, der an Anfänge oder Fortsetzungen Hodlers erinnert. Er ist ein Fresko-
Aus dem Reliquienschatze des Hauses Braun-
schweig-Lüneburg, Patene des heil. Bernward
Aus dem Reliquienschatze des Hauses Braunschweig-Lüneburg, Tragaltar des Eilbertus
temperament und sollte Wände zu bemalen kriegen. Der monumentale Mensch, also
natürlich mit Vorliebe Akt, ist sein Lieblingsthema, und zwar behandelt er ihn mit einer
Naivetät, die ihren komischen Zug hat. Er streift die Chinoiserie und das gibt diesen
Szenen einen Zug jener frischen Barbarei, der in unserer Überkulturwelt ein neuer Reiz
geworden ist. Bilder wie Frauen am Meere", Susanna", Zwei Porträte" haben ihre
deutliche Eigenart. Ein neuer Mann ist ferner der Spanier Castelucho, dessen elegante
Salondame ein iigurantes Bild abgibt, ohne doch eine neue interessante Anschauung von
farbigem Wesen zu bringen, wie sie Anglada nach Zuloaga gebracht hat. Etwas Über-
raschendes hat noch der junge Pole Ladislav Slewinsky Zakopane, dessen Blumenstücke
förmlich an Cezanne erinnern. Landschaftlich ist ihm sein Landsmann Filipkiewicz über,
dessen Schneebilder insbesondere sich mit seltener Kraft in Licht und Farbe setzen. Den
schneeigsten Schnee freilich, den absoluten Schnee, fast über Axel Gallen hinaus, liefert
Oskar Moll. So schneit es erst seit wenigen Jahren. Unter dem landschaftlichen Nachwuchs
treten diesmal Rene Stengel und Adolf Zdrasila besonders hervor. Einige unserer Wiener
leisten in ihrer Weise Erfreuliches. Lenz hat zwei große figurenreiche Praterbilder von
frischer Beobachtung und tiefer Farbe; Stöhr einige Akte in rot und grün gemengter
Reflexmanier, einmal mit einem vorzüglichen Hintergrund von Fichtendickicht; Novak
ist ungemein fein in einem Stückchen altmodischen Interieurs mit Stilleben; Karl Müller
hat wieder einige alte Wiener Hofansichten mit allem lokalen Behagen abgemalt, dazu
aber auch zwei Ansichten aus der Wohnung Brahms', eine mit seinem Schreibtisch, die
an aktenmäßiger Genauigkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Willkommen sei Rösch, der
nach zwanzigjährigem Auslandleben wieder in Wien eingerückt ist, und zwar mit einer
Reihe tonfeiner Aquarelle aus Spanien, durchaus architektonischer Art, dazwischen aber
auch einer großen Ruine in Schönbrunn". Otto Friedrich, Friedrich König und Leopold
Stolba lassen ihren fröhlichen Geistern freie Bahn. Sehr bemerkenswert sind aber auch
ein paar Stücke Plastik. Hellmer bringt eine mächtige Bronzevase, eigentlich Cachepot,
mit einem umlaufenden l-lochrelief allerbacchischesten Inhalts; Hanaks weiblicher Torso
in Marmor ist ein hervorragendes Werk, das in eine Sammlung gehört, und sein Brunnen
mit aufrechtem männlichen Akt ist echte plastische Plastik; Müllner versucht sich an
einem Soldatendenkmal für Hel", das in jetziger denkmalfroher Zeit gewiß Beachtung
verdient. Schließlich geht auch das Kunstgewerbe nicht leer aus. Ashbee zum Beispiel füllt
mehrere originelle Vitrinen Leopold Bauers mit neuesten Silberarbeiten. Auch die Sessel
Bauers und die Möbel Oerleys sind recht anziehend. Und die architektonische Einkleidung
der Ausstellung ist von Plecnik und Bauer mit Geschmack besorgt.
Aus dem Reliquienschatze des Hauses Braunschweig-Lüneburg, Das große Kuppelreliquiar
EÜNIER-AÜSSTELLUNG. Die Ausstellungssaison ist vom Hagenbund ein-
geweiht worden. Er hat das malerische und plastische Lebenswerk Constantin
Meuniers in mehreren hundert Nummern zur Schau gestellt und es auch durch einen
anregenden Vortrag julius Leischings Brünner Gewerbemuseum glossieren lassen. Der
architektonische Rahmen ist von Josef Urban, eine wirksame Raumgestaltung, die nament-
lich dem unvollendeten Hauptwerk, dem Denkmal der Arbeit", auf erhöhter Estrade
eine Art weltliches Presbyterium einräumt. Ist doch ohnehin der sittliche Gehalt dieses
Lebenswerkes, gleichsam im Sinne einer Religion der Arbeit, so erhöht, daß eine weihe-
volle Stimmung sich von selbst einstellt. Die Reihe der Werke geht vom schlagenden
Wetter" Le grisou, in kleiner Wiedergabe der lebensgroßen Brüsseler Gruppe bis zum
Zola-Denkmal, das über die Gipsversuche nicht hinausgelangt ist. Zola als aufrechte
Paletotfigur, am Sockel ein Arbeiter und eine stillende Mutter mit Kindern, welche Gruppe
am endgültigsten durchgebildet ist. Auch über das Arbeitsdenkmal erfährt man Neues.
So sieht man da den ersten Entwurf, in Form eines Kamins mit aufrechten Seitentiguren
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und einem breiten krönenden Reliefstreifen. Dann erst geriet der Künstler auf die Form
eines gewaltigen Würfels mit Reliefseiten, Ecktiguren und der überragenden Hauptiigur
des Sämanns, der mit Alles enthaltender Geberde die Hoffnung der Zukunft ausstreut.
Es blieb auch dabei nicht. Die Zusammenstellung im Hagenbund soll auf Mitteilungen
Fernand Khnopffs beruhen, der die weiteren Absichten Meuniers gekannt habe. Zwei
der großen Reliefs waren vom Künstler nur erst irn kleinen angefertigt und wurden für
diese Wanderausstellung von anderer Hand vergrößert. jedenfalls erhält man einen
mächtigen Eindruck und der Sämann ist und bleibt wohl die bedeutsamste Figur des
Künstlers. Über die Bedeutung Meuniers und das etwa Bleibende an ihr ist aus diesem
Anlaß in der Presse eine interessante Erörterung eröffnet worden. Fällt doch immer
erst die Zukunft das Urteil, und auch dieses ist nicht inappellabel, denn auf jede nächste
Zukunft folgt immer wieder eine fernere. Prophezeien ist also ebenso leicht als schwer.
Die Warnungen vor Überschätzung sind jedenfalls wahlberechtigt und auch keineswegs
pietätlos, denn man steht trotzdem unter dem Eindruck einer ursprünglichen und tief
heraufquellenden künstlerischen Schöpferkraft, die einen Teil ihrer Zeit überzeugend zu
gestalten vermag. Diese Gesamtleistung ist eine der lebensvollsten Episoden der demo-
kratisierten Zeitkunst. Obwohl, wie auch Leisching betonte, Meunier keineswegs in
Sozialismus machen wollte ich hob seinerzeit hervor, daß er ja dann zum Arbeiterführer
oder mindestens zum Deputierten gewählt worden wäre ist doch seine Kunst von
großer sozialer Bedeutung. Aber mehr in dem Sinne, daß sie den innigen Zusammenhang
von Kunst und Leben einmal mit besonders eindringlicher Kraft aufzeigt. Und dann dadurch,
daß sie dem vierten Stand, nachdem er seine politische Gleichberechtigung errungen, nun
auch die künstlerische erkämpfen hilft. Und zwar in dem Sinne, der uns alle zu bejahenden
Mitinteressenten macht, nämlich nicht durch I-Ierabdrücken des Niveaus zu den ästhetisch
enterbt Gewesenen, sondern durch Ernporheben dieser Schichte in reinere Sphären, wo
ihrer eine ungeahnte Läuterung harrt. Das Wort moderne Antike" ist für Meunier
alsbald geprägt gewesen. Er hat die Identität des Menschen von ganz oben bis ganz unten
künstlerisch erwiesen. Der Unterschied zwischen seinem jugendlichen Debardeur aus dem
Antwerpener Hafen und einem griechischen Hermes, zwischen seiner achtzehnjährigen
Hiercheuse" germinalischen Andenkens in Mannskleidern und einer antiken Diana ist
nicht so groß, als man vor ihm geglaubt hätte. Wie Goethe das Ewig-Weibliche, haben
Meunier und Millet das Ewig-Menschliche auf den Schild gehoben. Sie haben den Erden-
kloß neu humanisiert für unsere jetzigen Begriffe. Dabei ist bloß Schlacke abgefallen, der
Charakter bleibt gewahrt. Das Individuum mit seinen Zufälligkeiten ist zum Typus mit
seiner Gesetzmäßigkeit erhöht. Der Stil, dem ja die Kunst heute wieder zustrebt, hat sich
eine neue Schichte der Menschheit erobert. Nicht der Schulstil, wie in Zeiten der Dressur,
des Kunstdrills, der auf eine Drillkunst ausging, sondern der Eigenstil jedes starken Einzel-
talents. Wie der schöpferische Einzelne sich die Natur zurechtlegt, wie er seinen Organis-
mus auf sie überträgt, das ist ja das interessanteste an aller Kunst. Natur, gesehen durch
ein Temperament", sagte schon Zola, ohne einstweilen die Tragweite seines Wortes zu
ahnen. Ihm reichte es nur bis zum Impressionismus, uns über diesen hinaus bis zu seiner
reifen Frucht, dem persönlichen Stil. Meunier ist eines unserer größten Beispiele, was
etwa darunter zu verstehen wäre.
HENRY DE GROÜX. Eine große Ausstellung von Pastellen und auch einigen Öl-
bildern in der Galerie Miethke macht das Wiener Publikum mit dem belgischen
Maler Henry de Groux bekannt. Er ist x867 in Brüssel geboren, ein Sohn des bekannten
Armeleutmalers Charles de Groux, und lebt in Paris. Als Sonderling, als Original, als
Friedensapostel mittels Feuers und Schwertes, als Bekrieger des Krieges, der Tyrannei,
des Elends. Ein Tendenzmaler, der von Wiertz herkommt, aber auch von Delacroix, denn
er ist ein feuriger, romantischer Kolorist, dessen Blut noch ganz anders siedet, als bei
Wiertz, der trotz seiner ungeheuren Geberden doch die schwachmatische Gedankenmalerei
der Kartonzeit nicht verleugnet.
Bei Henry de Groux tritt man in
eine Weltvoll düsteren Feuers und
ominöser Pracht. In eine Traum-
welt, denn er ist ein Träumer,
der alleModellmalerei verschmäht
und nur seine Gesichte sieht. Da-
bei aber saugt er die Außenwelt
unwillkürlich so authentisch ein,
daß er keineswegs wie Böcklin
als Auswendigmaler gelten kann,
sondern anfangs tatsächlich als
Realist eingeschätzt wurde. Das
war, als er x8g1 in Brüssel, dann
1892 in Paris mit dem großen
Bilde Le Christ aux outrages"
43 Meter erschien. In Wien
istnur eine kleinere Pastellvariante
davon zu sehen, aber auch diese
von mächtiger Wirkung. Die
orientalische Seltsamkeit und die
grotesken Äußerungen des Fana-
tismus, das Urwüchsige der Ge-
berde und man möchte sagen die
Genialität der Grimasse, in diesem
Gewühl von exotischen Möglich-
keiten, das Alles ist nichts Ge-
wöhnüches Dabeiistxomposition, Sevres-Porzellan, um 1840, aus Fürstlich Metternichschem Besitz,
K"b1 Fß lf ld
Perspektive, Zeichnung mangeL asen drmiges gea ,im nte ie ee rnte
halt, jeder Zeichenlehrer kann da sein kritisches Licht leuchten lassen. Die Farbe freilich ist
ungewöhnlich; es ist eben die Farbe der Farbig-Geborenen, die kein Verstand der Ver-
ständigen erlernt. Und überquellend, überwältigend ist das Temperament, die Charakteristik
der Leidenschaften. In Brüssel schon wurde der Maler für diese Tafel in der Luft zerrissen.
Namentlich stieß man sich daran, daß er den geschmähten Erlöser als angstvoll zurück-
fahrenden Menschen darstellte in der Wiener Variante anders. Der Heiland, sagte er zu
König Leopold II., sei ja Mensch geworden, um alle Menschenangst und Menschenpein
wirklich zu fühlen; Ein Wurm bin ich, kein Mensch", sage der Psalmist. König Leopold
war überhaupt der Einzige in Brüssel, der sich mit ihm einließ er konnte sich selber le peintre
aux outrages nennen. Und der König zahlte auch die Kosten des Transports nach Paris.
Dort wurde der Künstler von Männern wie Puvis de Chavannes und Octave Mirbeau
freudig anerkannt, von der Menge freilich verhöhnt; sein Bild blieb aber doch die Sensation
in der Ausstellung der Union liberale, nachdem der Salon des Marsfeldes es zurück-
gewiesen. Es erschienen dann von ihm zahlreiche Werke ähnlichen Gehalts, meist Pastell
und Lithographie. Er war mit Zola befreundet, den er in einer Szene unter dem Titel
m. Fevrier 1898" darstellte, wie er bei dem Dreyfus-Prozeß aus dem Palais de justice
tritt und die fanatisierte Menge ihn in die Seine werfen will. Es ist ein Zola aux outrages.
Einer seiner Lieblingshelden war Napoleon, dessen Episoden er in meisterhaften Litho-
graphien voll moderner Stimmung darstellte Schlacht bei Austerlitz, Schlacht bei Water-
loo, Rückzug aus Rußland, St. Helena u. s. w.. Er ist da gleichwertig mit Raffet Nächt-
liche Heerschau. Bei Miethke sieht man nur ein Napoleon-Bild, allerdings ein Prachtstück
von Farbe, Bonaparte auf arabischem Fliegenschimmel vor feuerroter Luft, gleichsam als
Silhouette, von einem Weltbrand abgehoben. Ferner liebt er Richard Wagner, dessen
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Lohengrin und Siegfried zu seinen bevorzugten Helden gehören. Und Dante, dessen
Göttliche Komödie ihm unter anderm die Reihe von Pastellszenen geliefert hat, die man
bei Miethke sieht. Seine Höllenglut und I-limmelsglorie Beatrice ist in der Tat etwas
ganz anderes, als die .. sagen wir, Gustav Dores. Da ist eine rasende Glut, die in
ungeheuren Flammen durch Klippen bricht, wie sie in der Oberwelt nicht vorkommen.
Das ist schon eine eigene Geologie, wie sie zu diesen Scharen von Verdammten paßt, die
Mückenschwärmen gleich an Höllenkerzen zu verbrennen scheinen und doch immer
wieder da sind zu neuem Auflodern. Nur ein einziger Maler der Neuzeit hat diese jenseitig-
keiten mit gleich starker Phantasie gemalt, William Blake, der hellseherische Schmerzens-
mann. Allerdings mit ganz andern Mitteln, mit denen des Gedankenzeichners, des Repor-
ters von Visionen. Blake war der halluzinierte Puritaner, der vom Zeichnen schier Wund-
male an den Händen bekam, wie die großen christlichen Schwärmer der Vorzeit. Aber
der sinnliche Ausdruck seiner farblosen Szenen ist gleich Null, man könnte sie sich ebenso
gut als weiße Reliefs auf blauem Wedgwoodporzellan denken. Daß die Hölle etwas
Glühendes und Peinliches ist, spürt man bei Henry de Groux und Rodin. Das Wiener
Publikum hat natürlich diesem Belgier gegenüber einen schweren Stand, aber es ist schon
gut, daß es auch solche Erfahrungen macht. Die Hauptsache ist ja Horizont gewinnen.
DIE HÖLLE. So heißt ein neues Theaterchen, halb und halb Kabarett, das sich
kürzlich in den unterirdischen Sphären des Theaters an der Wien aufgetan hat. Es
verdient Erwähnung, weil einige namhafte Wiener Künstler sich um die Ausstattung
bemüht haben. Josef Urban hat das Bauliche besorgt, in heiteren, neuzeitlichen Formen,
die sich von allem Klischee fernhalten. Was er an Zierdetails verwendet, ist eher scherz-
haft zugestutzt und mit Glascabochons und dergleichen im Souterrainstil aufgepulvert.
Der Bildhauer Barwig Hagenbund liefert dazu große Masken von parodierter Stilistik.
Die Malerei ist von Ludwig Ferdinand Graf und Heinrich Lefler mit sicherem Schick
besorgt. Graf bringt vier ovidische Verwandlungen jupiter mit Europa, Leda, Kallisto und
Danaä. Freiluft mit Freilicht, alles in launischen Reflexen flatternd, in Schein und Wider-
schein aufgelöst. Der Künstler hat dazu die richtige Palettenphantasie und fürchtet sich
nicht vor ihr. Lefler aber hat an gelegenen Wandstellen sechs arabeskenhafte Farben-
Hecke hingesetzt, deren jeder sich als tanzendes Pärchen entpuppt. Immer ein Exzentrik-
dämchen mit einem Teufel, was alsbald auf einen kapriziösen Kleckswirbel oder Wirbel-
klecks hinausli-iuß. Diese Bildchen sind auch mit einem Urbanschen Extraschick einge-
rahmt. Die anstoßende eigentliche Hölleß mit Boxes garniert, ist ganz rot in rot. Tape-
zierung, auch derTüren, Wanddekor, Beleuchtungskörper, alles rot. Züngelnde Goldflammen
uud dergleichen die Ziermotive. So hat sie sich Henry de Groux doch nicht vorgestellt.
KLEINE NACHRICHTEN Sh
AUS DEM BERLINER KUNSTLEBEN. Im Salon Schulte ist eine spanische
Ausstellung sehr fesselnd. Sechs Goyas geben starken Eindruck. Die beiden Porträte
des Generals Palafox und des Pfarrers von Chinchon Goyas Bruder, der Kriegsmann und
der Gottesmann, sind wie Verkörperungen der altspanischen Mächte, und das Frauenbild,
die Herzogin de Baena, auf dem Divan liegend, taucht fahl leuchtend aus dem Dunkel.
Schicksalskolorit ist um diese Menschen, und dazu zwei Goya-Nachtstücke, infernalische
Spukszenen, malerische Hexensabbatträume. Eine Galgenvision das eine schwimmende
Finsternis mit helleren Schattengestalten und über ihnen schwebend der weiße Körper
des Abgehenkten im bleichen Hatternden Armensünderkittel. Wie ein Bild zu Arnims
Isabella von Ägypten wirkt das. Das andere, dem verwandt in der helldunklen Mischung,
hat zum Thema einen nächtlichen Überfall der Mörder Tod bricht nächtlich in das Haus.
Die Schauer der
Dunkelheit wallen
auf und ab und
zwischen den ge-
spenstischen In-
truses" schwankt
die schlotternde
Gestalt des Über-
fallenen im Hemd,
und das helle Lin-
nen und die Blöße
inmitten der Fin-
stemis-Gewaltsam-
keit ist wie ein
geller Todesschrei.
Wie in diesen
beiden Bildern ein
Kriminalstoff in
eine sonambule
Beleuchtung ge-
taucht wird, in ein
Schwebekolorit
zwischen Tag und
Traum, das kehrt
literarisch ähnlich wieder in den eben erschienenen Novellen Jakob Wassermanns Die
Schwestern". Noch manch anderes altspanische Bild bannt mit Rätselaugen das Frauen-
antlitz, das Don juan Carreno de Miranda gemalt. Es ist ein bleiches Antlitz, wenn es auch
eine hektische Röte überßiegt, unter schwerem blauschwarzem Haar, das den Kopf auf dem
dünnen Hals zu bedrücken scheint; einem zarten anämischen Infanten, aus einer Gruft
entstiegen, gleicht es er ist sehr blaß und jung und früh verstorben".
Die finstere Verzückung eines Priesterkopfes von Don Juan de Valdes-Leal lassen
olterwonnen und die Wollust des Glaubensmartyriums aufsteigen, Autodafe-Extasen.
Und wie Gesichte solch entriickten Schauens erscheinen die starren, zwischen Himmel
und Erde ragend schreitenden Sybillen des Zurbaran und die in einem Himmel hieratischer
Falten ausgebreitete himmlische und irdische Liebe des Domenico Theotocopuli.
Diese Bilder gehören der Sammlung Ignatio Zuloagas und in ihrer Nachbarschaft hängen
die Werke zweier modernen Spanier. Neben der Düsternis des Todes und dem dumpfen
Leuchten aus der Kirchen altehrwürdigen Nacht" steigt nun eine Welt voll flackernder
iiebrischer Lebensbegier. Mit der Aufschrift zweier d'Annunzio-Bücher kann man sie
nennen Fuoco und Piacere Feuer und Lust.
Claudio Casteluchos koloristische Bacchanale rauschen daher, sein Reigen der
Tänzerinnen, grün-, orange-, rot- und blautupfig, auf farbigen Lichtwellen balanzierend in
der erregenden Optik des Bühnenlichts. Momentan erfaßt. im Wirbel eingefangen. um-
jauchzt, wohl auch umkreischt von einer kühnemwilden InstrumentationEtwas Blendendes,
der Rausch einer südlichen Festival-Nacht vibriert durch die Bilder. Sie reißen nicht hin,
aber sie peitschen die Phantasie.
Virtuoses Rafhnement mischt hier die Essenzen. Eine unersättliche Genußsucht
erprobt hier immer neue Farbensensationen für die zuckenden Nerven. Die Vor-
stellung liebkosenden Streichelns hingewühlter schillernder Seidenstoffe steigt aus
manchen Bildern.
Die Frauen werden wie ein Stilleben behandelt, wie eine Bonbonniere, die ein
Ästhet als kostbares Bijou entworfen.
Sevres-Porzellan, um 184a, aus Fürstlich Metternichschem Besitz, Fruchtschale, im
Mittelfelde die Spitzenerzeugung
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Illuminierenden Schimmerschein gießt Castelucho darüber aus und die Gestalten der
Musiker im Hintergrund erscheinen zu den umsprühten Tänzerinnen-Phantasrnagorien des
Vordergrunds wie Phantome in Grau.
An solchen grauen Hintergrundsinfonien erkennt man den Schüler Whistlers, mit
dessen toniger Distinktion sich dann die Feuerwerkerei eines Anglada mischt.
Neben Castelucho, dem Fünfunddreißigjährigen, erscheint der dreiundzwanzigjährige
Jose Maria Lopez Mezquita. Er liebt mehr die Freilichtmagien als die paradies artiiiciels
des Bühnenlichts. Er malt das weißtlimmernde Granada wie ein Bimmerndes Mittags-
gespenst, er malt einen im Freien hingestreckten Schläfer, auf dessen Körper die Sonnen-
kringel tanzen, auf dem Hintergrund der Lattenmusterung eines I-Iolzzaunes.
Das Nachtbild von ihm, der spanische Volksball, hat in der Beleuchtung wenig
Reiz, die Figuren und Gesichter verschmelzen nicht zu einem farbigen Ensemble, sie
bleiben zeichnerisch hart im Raum. Gut als Charakteristik ist nur der Vorderabschnitt,
die Leiste der drei Musikantenköpfe, deren jeder mit den erloschenen Augen einen andern
Typus des Blindengesichts darstellt.
Von den andern Bildern der Schulteschen Oktoberausstellung sind noch die sehr
distinguierten Gesellschaftsporträte des Wiener Malers Paul Joannowitsch zu nennen.
Ein junger Schweizer Künstler, Johann Bossard, zeigt sein Werk gleichzeitig auf zwei
Bühnen, die Zeichnungen und Lithographien bei Amsler und Ruthardt, die Skulpturen
bei Keller und Reiner. Mehr Denken als Gestalten ist seine Art und das grüblerische Zu-
sammenballen von Gedankenfetzen aus der Nietzsche-Welt hat oft etwas Peinliches. Die
Monumentalplastik, Das Leben", eine farbige Bildnerei lebensgroßer Gestalten, ist in
ihren Sockelgruppen ein chaotisches Leibergemisch und trotz der vielen Körperlichkeiten
bleibt sie ganz abstrakt. Geschmack fehlt ganz, der Grundstein der Skulptur hat vier
Ausläufer, die als Masken gebildet sind, und zwar nicht stilisiert, sondern als realistische
Gesichter mit stark ausgebildeten Nasen, die als Vorsprünge aus der Fläche aufragen und
unfreiwillig komisch wirken.
Das graphische Werk zwingt auch nicht. Die Mottos und Leitsprüche, der ganze
Ballast und Wust unverdauter Zarathustraweisheit läßt kalt. Was vielleicht als Tiefsinn
empfunden wurde, wirkt gemeinplätzlich flach abgegriffene Münzen aus zweiter und dritter
Hand und eine abgelesene Terminologie, die sich an pathetischen Literaturen versehen hat.
Bossard schreibt zum Beispiel über seinen Zyklus der jahreszeiten, in dem mehr
Worte als Gesichte sind Als vier Spiegeln spreit ich zwischen ihnen meines Lebens
Teppich als Tanzplatz mir und meiner Eva". Das klingt sehr anspruchsvoll und ist sehr leer.
Die Federzeichnungen Die Tragödie des Daseins" wollen apokalyptisch sein, aber sie
packen nicht mit visionärer Gewalt, sie sind getüftelt und spintisiert. Auch hier wirkt die
Handschrift Bach, kalt, kreidig, unsinnlich. Und in einem Widerspruch steht die schwind-
süchtig magere Formgebung zu den oft monströsen Themen der Blätter. Sie bringen Dar-
stellungen, die man dem Stoff nach mit Götzenbildem barbarischer Kulte vergleichen
kann bestialische Kreuzungen, Tiere der Offenbarungen und Versuchungen, mehrköpflge
Ungeheuer, die Hörner schlangenumzüngelt, eine Sintflut von Totenköpfen, Wiesen voll
Schädeln, ein Meer von aufgespannten Rachen, Fetischfiguren mit Brüsten gleich der
Diana von Ephesus. Doch dies spukhafte Aufgebot, das philosophischen Sinn verkünden
soll, bleibt leer und hohl und im künstlerischen Ausdruck ganz und gar trocken.
Von diesem mehr redenden als bildenden Künstler erfrischt man sich in der von
malerischem Leben erfüllten Atmosphäre Manets.
Der Salon Cassierer hat die Sammlung des Pariser Opemsängers Faures, der zu einer
Zeit, da Manet den meisten ein Ärgernis und eine Torheit war, eine hervorragende Aus-
lese von des Meisters Werk zusammengebracht.
Sevres-Porzellan, um 1840, aus Fürstlich Metternichschem Besitz, Zuckerschale mit Untertasse, im Mittel-
felde die Waffelbäckerei
Man sieht in dieser Kollektion interessiert auch die frühen Kopien. Manet
d'apres Velasquez", wie unter dem Abbild des spanischen Bildes Les petites cavaliers"
aus dem Louvre steht, ist ein Zeichen des künstlerischen Ahnenkultus Manets, über-
raschender aber scheint eine Tizian-Reproduktion nach dem Gemälde Die Jungfrau mit
dem Kaninchen".
Und aus dem Jahre dieser Kopie, 1859, stammt das große Bild des Absynthtrinkers,
das der Salon refusierte. Die spanische Verwandtschaft erkennt man deutlich in den
Qualitäten dieser tonigen gelbgrauschwarzen Flächen, die weich übergehen in diesen aus
der Farbe aufgebauten Formen.
Dann die Porträte, der fanatische, cholerische Kopf Rocheforts, geistreich in der
Zeichnung, mit steiler Stirn und dem grauen, zu Berge stehenden Schopf, und das male-
rische strotzende Prachtstück Le bon back", das den Kupferstecher Belot mit einer frap-
panten Unmittelbarkeit festhält. Die Tugenden eines Porträts, malerisch zu sein und eine
Menschencharakteristik zugleich, werden durch dies Werk hinreißend dargestellt. Genuß-
froh, behaglich, gleichsam in die weichen Wolken des eigenen Wesens eingesponnen, sitzt
dieser Mann, er hält sein Glas wie ein Niederländer und dampft aus der Tonpfeife
den dichten Rauch, der über sein volles, heiteres Gesicht in die Lüfte steigt.
Jovial", das ist das Zeichen dieses Wesens, nicht in dem abgegriffenen Sinn des
Wortes, sondern in dem ursprünglichen, der bedeutet, im Sterne Jupiters geboren.
Und die Töne des Bildes, die fleischfrohen Wangen zwischen dem Pelzbarett und
dem weichen, umrahmenden Bart und die weiße Pfeife als ein schräger Akzent darauf,
strömen zu einem tiefen, ruhevollen Ganzen zusammen, zu einem Element, in dem das
Wesen der dargestellten Person selbstvergnüglich sich wiegt.
Auch Frauenporträte sind dabei. Die berühmte Berthe Morizot in schwarzem Tüll-
schal auf l-Iellgrün, wischig, delikat. Dann jene Dame, die er als eine lebendige Dar-
stellung des Frühlings gab für die unvollendet gebliebene Serie der vier Jahreszeiten, durch
Pariser Schönheiten verkörpert.
Die Frühlingsdame in einem Blütengarten unter Blütenzweigen ist mit dem
duftigen Sonnenschirm, dem lichtdurchsprühten Hut und dem hellilimmernden Kleid in eine
Mille-Heurs-Stimmung getaucht. Lachendes Leuchten geht von ihr aus. Zu dieser
Sävres-Porzellan, um 1840, aus Fürstlich Mettemichschem Besitz, Teller im Fond die Teppich-
weberei in der Savonnerie
Figurine passen die Manetschen Garten- und Landhausszenerien. Mittagszauber schwingt
und summt in ihnen und die Stille hängt an weißen und milchiggrauen Mauern, die von
den üppigen Schatten der Bäurne und Büsche überstrichen werden.
Die reine Liebe zu den Spielen des Lichts lebt Manet am glücklichsten in den Still-
leben aus. Die Dinge in ihnen sind nur die Mittel zum Zweck, daB sich an ihnen farbige
Magie oifenbare. Sie sind bekannt und oft gezeigt worden.
Weniger bekannt aber sind die Seebilder, die Schiffer und die Arbeiter des Meeres
mit ihren in machtvoller Energie gemeißelten Gestalten auf dem bewegten schäumenden
Hintergrund der Wasser.
Besonderen Geschmackreiz hat noch ein Strandbild von Boulogne. Die Mischung des
körnigen Sandgelbs mit dem Blau des Meeres und dem Blaßblau, Blaßgelb und Weiß der
Damenkleider erinnert an die Delikatesse japanischer Blätter.
Aus der Faure-Sammlung stammen auch die fünfzehn Monets, die man bei Cassierer
sieht. Diese Kollektion ist nicht so charakteristisch und nicht durchwegs ersten Ranges.
Manche Motive dieser Bilder, so die Nebelphantasie der Themse, kennt man in reicheren
und gelungeneren Variationen. Fesselnd ist der Flieder im Frühling", ein Flimmerfeld,
zuckend in einem blaulila Pizzikato, und der Boulevard des Capucines", das Straßenbild
von oben gesehen mit seinem Hirrenden Menschengewühl, das sich als ein schillerndes
Mosaik, als das Farbenspiel eines unaufhörlich rotierenden Kaleidoskops darstellt.
Sevres-Porzellan, um 184a, aus Fürstlich Metternichschem Besitz, Teller, im Fond das
Bedrucken des Porzellans
Die deutsche Suite dieser französischen Kunst bilden geschmacksfeine Interieurs,
Blumen und Fruchtstilleben von Heinrich Hühner. Und als ein zugleich scharf charakterisie-
render Zeichner und farbiger Emptinder zeigt sich der Münchener Willi Schwarz. Desgas,
L'Autrec und die Japaner sind seine Familie.
Zur nachträglichen Huldigung für Begas, den Fünfundsiebzigjährigen, hat der Verein
Berliner Künstler eine Ausstellung in der alten Musikhochschule veranstaltet.
Man wird unter diesen Gipsen nicht recht warm und fühlt keine lebendige
Berührung. An den Kleinmodellen der Berliner Monumentalgruppen hat man nichts
Anregendes zu studieren. Es bleibt nur die Frühzeit interessant, als Begas noch nicht der
emblematische Hofhistoriograph war, sondern seine Phantasiespiele und seine Freude
an der bewegten Lebenslinie der Erscheinung mit freudiger Hand ausformte.
Zeugen solcher Zeit sind der Centaur, der seine Hand der Nymphe als Steig-
bügel reicht, dal sie auf seinen Rücken klimme, der Pan mit der Nymphe, der Faun
mit dem flötenspielenden Knaben. Keine papierenen Studien nach der antiken Mytho-
logie sind das, sondern ein naturgläubiger Geist spricht hier, ähnlich wie bei Böcklin.
Mythen werden nicht abgeschrieben, sondern erlebt und erlauscht. Sinnenfreude an
Menschenkörpern verkündet der Raub der Sabinerinnen und die Susanna.
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Dem eifriger Suchenden enthüllen sich unter den zunächst übersehenen Skizzen und
Entwürfen manche Stücke voll Griff und Gewalt. Ein Bismarck-Kopf, der in anderthalb
Stunden nach dem Leben modelliert wurde, hat viel mehr Persönlichkeitskraft und Essenz
als der Normal-Generalskopf des Denkmals.
Die Studien zu den Stiergruppen für das Budapester Rathaus verraten trotz des
kleinen Formats Faust und Wucht dieser tierbändigenden Bildnerkraft. Eine Kain und
Abel- und eine Adam und Eva-Gruppe sind in ihrer Anschauung und Charakteristik, der
Kain vor allem mit seinem vom Schrecken der Welt aufgescheuchten Antlitz, ganz
unkonventionell und besonders empfangen.
an
Schließlich sei noch von einigen Kleinkunstwerken gesprochen. Neue schwedische
Bronzen, Gefäße und Vasen sieht man bei Keller und Reiner. Nach einem neuen von dem
Bildhauer Elmquist entdeckten Gußverfahren sind sie hergestellt. Ihre Reize bestehen in
der subtilen, beim Gußprozeß organisch bewirkten Tönung.
Es vollzieht sich hier auf der Metalloberfiäche ein ähnlicher Vorgang, wie in der
Keramik bei der Art du Feu-Poterie. Wie dort die irdene Haut, so wird hier die Bronze-
epidermis lebendig, ein natürlicher Teint" entsteht auf ihr. Viel koloristische Finessen
der Tönung finden sich dabei. Langhalsige Vasen bringen in ihren Übergangsschattierungen
Sinfonien in Grün oder in einem tiefen Pfaublau zum Ausdruck und die porige, nervige
Struktur der Wandung läßt diese Abtönungen noch nuancierter wirken. Verblichenes
Goldgelb verklingt in einem fahlen Herbstrot. 1m schwärzlichen Eisenton blitzt es wie
von Silberglimmer auf.
Zur Farbe kommt ein diskreter, weich aus der Fläche herauswachsender Reliefzierat.
Blütengezweig, Blattwerk rankt sich, Käfer, Libellen, Heuschrecken sind impressionistisch
festgehalten; aus dem Netz- und Adergewebe der Blätter und der Insektenflügel sind dabei
fein ornamentale Reize geworden.
Nach dem natürlichen Modell sind diese Motive abgegossen, also wirklich rein
übernommene Kunstforrnen der Natur, denen eine künstlerische Hand feinfühlig den
richtigen Platz gefunden.
Eine liebenswürdige Fertigkeit der Vergangenheit wird jetzt wieder sehr begünstigt,
die Silhouettenkunst. Die Schattenrisse der Goethe-Zeit, Frau von Stein mit der Büste,
Goethe selbst mit Fritz von Stein erscheinen nachgebildet und in gelbem Birkenholzrahmen
gefaßt in unseren Kunstläden. Die Bücher des genialen Konewka, der das Elfengewimmel
des Sommernachtstraums in luftiger Schwarzkunst heiter beschwor, tauchen wieder auf.
Andere Unbekannte werden ans Licht gezogen, wie der schlesiche Sandmann Eckert, den
die Kunsthandlung von Werkmeister neu herausgab. Das war ein Riesengebirgswanderer,
der um die Mitte des vorigen Jahrhunderts umherzog; denen, die ihm Quartier boten,
schnitt er zum Dank Bildchen aus.
Sehr anmutig sind diese Genreszenen. Sie geben eine Gerhart Hauptmann-Welt en
miniatur, die l-Iandwerksburschen der Pippa, den Fuhrmann Henschel mit der Botenfuhre
über die Berge, Rose Berndt auf dem Felde und manch andere Verwandte kann man,
wenn man will, hier entdecken und ansprechen. Lustig sind die Tiervignetten, Kühe
mit ohrspitzenden Kaninchen am Boden, der Eber, der am Strick seinem Beruf entgegen-
geführt wird. Mit Geschmack sind die für die Ausschneidetechnik besonders wirkungsvollen
Durehbruchsmotive benutzt, zum Beispiel der Leichenwagen, der mit seinen Speichen
ein schwarzes Filigranmuster auf den weißen Grund zeichnet.
Eine moderne Spezialistin für solche Scheren-Artistik ist Johanna Beckmann. Sie
begleitet Märchenreime von Zwergen und Wichtelmännchen und allerlei Tierfabelhumore
079
mit ihren Schwarzbildchen. Deren eigentlicher Reiz aber liegt in der Feinheit und Leichtig-
keit, mit der Halme, Ähren, Blattwerk, die ziehenden Fäden von Spinnweb und Altweiber-
sommer über ihre Blätter hinspielen.
Man denkt von diesen hingestreuten, reizvoll unsymmetrischen und in der Physio-
gnomie so scharf präzisierten Schattenspielen der Natur an Lafcadio Hearns Schilderung
seiner Augen-Erlebnisse vor den japanischen Papierfenstern, auf denen sich die Umrisse der
Zweige abzeichnen und von denen er glaubt, daß sie von großem Einfluß für die japanische
Zeichenfähigkeit und den Takt des suggestiven scheinbar unbeabsichtigten Arrangements
gewesen sind. Felix Poppenberg
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM Sie
RQFFNÜNG DER VVINTERAÜSSTELLÜN G. In Anwesenheit Seiner
Exzellenz des Herrn Ministers für Kultus und Unterricht Dr. Gustav Marchet und
zahlreicher geladener Gäste wurde am zo. d. M. die Winterausstellung im k. k. Öster-
reichischen Museum eröffnet. Um Uhr kam Seine Exzellenz der Minister für Kultus und
Unterricht Dr. Gustav Marchet mit dem Sektionschef Dr. Grafen Wickenburg. Im Vestibül
empfing ihn der Direktor Hofrat von Scala und geleitete ihn nach der Begrüßung in den
Säulenhof, wo er ihm zunächst die Beamten des Museums vorstellte. Sodann trat der
Minister den Rundgang durch die Ausstellung an. Wir werden im Jännerheft unserer
Zeitschrift einen ausführlichen reich illustrierten Bericht über die Ausstellung veröffent-
lichen. Die Ausstellung ist an Sonn- und Feiertagen von bis Uhr und an Wochen-
tagen von bis Uhr abends geöFfnet.
ER RELIQUIENSCHATZ DES HAUSES BRAUNSCHWEIG-LÜNE-
BURG, welcher durch nahezu 40 Jahre im k. k. Österreichischen Museum verwahrt
und der Besichtigung und Forschung zugänglich gemacht war, ist vor kurzem an Se. königl.
Hoheit den Herzog Ernst August von Cumberland zurückgestellt worden; er ist nicht, wie
angenommen wurde, nach Gmunden, sondern in das herzogliche Palais nach Penzing
gebracht worden. Der in dem monumentalen Werke von Wilhelm Neumann DerReliquien-
schatz des Hauses Braunschweig-Lüneburg, Wien, Hölder 189i" publizierte Schatz enthält
82 Objekte Kreuze, Tragaltäre, Reliquienschreine, Kistchen, Büchsen, Tafeln und Buch-
einbände, Büsten und Kopfreliquiarien, Arme, Ostensorien, Monstranzen, ciborienförmige
Gefäße, Agnus dei, Phylakterien etc. von unschätzbarem historischen und künstlerischen
Werte. Wir reproduzieren die kostbarsten Stücke das große Kuppelreliquiar, das Welfen-
kreuz, die Patene des heiligen Bernward und den Tragaltar des Eilbertus.
EU AUSGESTELLT wurden in den Sälen II und III Porzellane, die aus Fürstlich
Mettemich-Winneburgschem Besitz stammen und die als ein Teil des Substitutions-
vermögens dieses Fürstenhauses für längere Zeit im k. k. Österreichischen Museum ver-
bleiben sollen. Unter diesen Porzellanen, welche zahlreiche chinesische und japanische
Arbeiten umfassen, und wozu auch einiges Wiener Porzellan, sowie ein Tafelservice aus
Sevres aus der Zeit um 18m gehören, ist namentlich ein großes Service, das nach 1840
ebenfalls in Sevres ausgeführt wurde, als Prachtleistung ersten Ranges zu bezeichnen.
Das Service war ein Geschenk des KönigsLouisPhilippe an den Staatskanzler Fürsten
Klemens Metternich anläßlich der am 10. Oktober x846 stattgefundenen Hochzeit seines
Sohnes Antoine Philippe Louis von Orleans, Herzogs von Montpensier mit der Infantin
Marie Louise, Schwester der Königin Isabella von Spanien. Es besteht aus 85 Tellern,
großen vasenförmigen Kühlgeiäßen, Fruchtschalen, Zuckervasen, Dessertschüsseln,
88
680
Kompotschüsseln, flachen Schüsseln und Fruchtvasen und zeigt auf kobaltblauem
Grunde ein dichtes goldenes Netzdessin und im Fond der Teller, sowie in einzelnen
Medaillons der übrigen Gefäße bunt gemalte Darstellungen aus allen möglichen gewerb-
lichen, kunstgewerblichen und landwirtschaftlichen Betrieben in Frankreich und seinen
Kolonien. Diese Malereien sind mit außerordentlicher Akkuratesse und Sauberkeit durch-
geführt und besitzen nicht geringes kulturgeschichtliches Interesse. Einige charak-
teristische Stücke dieses Services bringen wir auf Seite 67x, 673 und 675 677 in
Abbildungen.
ESUCH DES MUSEÜMS. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
Oktober von 4082, die Bibliothek von x321 Personen besucht.
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mrßuwnenvzis v. Es ßVS iv,m.1s1.1v.w.cw.v.wmßß
Gültig vcni 1. Oktober 190a.
Wien-PontafeI-Venedig-Rom u. Mailand -Genua.
ab Wien Weslb .nn wsu
Wien sniin.
an Villach. .111, 9a
Poulalel am
Venedig 2111
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Genua ..
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zwischen Wiau-Venedig-Rom, Speisewagen zwischen Glamlorl-
Ponlnfal. Fahridauer Wien cnedig 1151.. wicneunni a0 St.
Wien-Lemberg-Odessa-Kiew und Czemowirz-
Bukarest-Constanza-Consxaminopel.
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249 04a Krakau. 93g saß 224
aß 130 Lßmberg. JÄ 21, .12 B25
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9111 92a Odessa Veienh. 1.1 am 915
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hTcnh-ig und Freitag. lDicneiag und Samstag. bpeisewagen
zwischen Oderberg-Lemberg. Schlafwagen zwischen Krnkm14
Iizknny. Schlafwagen zwischen wicn-Pndwcioczi-nkn '1. Wolo-
czyska-Kiew. Speisewagen zwischen Krziknuevndivaicczyska.
Wien-Marienbad-Karlsbad Z. B.Berlln und
WieneEger-Franzensbad rCasseldKöln -Aachen.
.1 Wien x. F. J. .11
n. Mzrleuhad .11
Karlsbad
Eger.
Frauze
Leipzig 13.13.
Berlin l3
111 Cussol
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Direkte Wagen 1. n. 11.141. znisclien Wien-Karlsbad z. B. und
zwischen Wlau-Eger.
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k. k. österreichischen Stutabnlmen
in Wien, 1., Walfischgasse 1a.
Donselbst Flhrkirtenausgabe, Erteilung von Auskünften, Verkauf von
Fahrplänen im Tnschenformate. Letztere sind auch in allen TnlL-Trrxf.
und Zeilungsverschleißen erhältlich. Die Nachtzeiten van Gü abends
bis früh sind durch Unterstreichen der MinntenziHem bezeichnet.
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WIEN-ARLBERG-PARlS-GENF.
10 WBL" knugünvßiieuxwesm an
14ul 700
140
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"iieungon w. lau-Innsbruck u. Basel
lafwagen zw. Wien nach, zurück Puris- neu;
Speisewngen zw. wargx- nrichfNux-im Oktober. No-
vemlmr und m.
Faxhrldauer Wien-Fa a5 und am Hunden.
WIENKÖLN-BRÜSSEL-LONDON. I. 7A!
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Hannover
Speisnwugen zw. Wion-Wfllrzburg. Direkte WVagen
I. u. 11. K1. zwischen Wien-Frankfurt a. M. Schlaf-
wagen zu. Wien-Frankfurt Schlaf! u. Speise-
wagen zwischen NVien-Oslen Fahridauar Wien-
London euv, oder
ÜINJINISIRVCK
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1111111111111111011 1111 IKIRAKAV
Glllilg 1h i. Oktober 1908.
FAHRPLAN.
IAuszug.
Gültig ab l. Oklnharlßüß.
5111. Sah. 5111.
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1b Wien Nnrdhht A11
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