schränken. Die wirkungsvolle, dekorative Verwendung heraldischer Motive, die uns ja fast gänzlich verloren gegangen ist, macht diese antiquarische Seltenheit, die nach der Behandlung des heraldischen Beiwerks und des Laub- werks der Mitte des XV. Jahrhunderts entstammt, besonders kostbar. Das Wappen mit den drei Spechten ist das der Picchi von Borgo San Sepolcro bei Arezzo, und wir haben es also mit einem Ausläufer der Florentiner Früh- renaissance zu tun, an denen übrigens die malerische toskanische Bergstadt, die Heimat des Piero della Francesca, nicht arm ist. Wenn die Sammlung auf dem weiten Gebiet der Holzmöbel eine Lücke aufweist, so ist es das der Bettstellen. Außer einigen wohl weniger aus Sammler- als aus Gebrauchsrücksichten beschafften späteren Exemplaren ist diese Möbelgattung, die sich dem räumlichen Rahmen der Figdorschen Sammlung schwer eingegliedert hätte, nicht vertreten. Dagegen besitzt die Sammlung in einigen Wiegen und Krippenbetten kulturgeschichtlich und kunsthistorisch hervorragende Objekte. Ein oberitalienisches, in der Sammlung als Wiegenmodell gehendes Stück möchte ich für einer Krippe zugehörig halten. Die Form der Wiege mit dem nach unten sich verjüngenden Bettkasten, den brettförmigen in die nur schwach gekrümmten Wiegenkufen eingezapften Stollen böte nicht viel Besonderes (Abb. 48). Bemerkenswert ist hier nur die Art und Technik der Verzierung in vertieften geometrischen Linien, die in ihrer fast gesuchten Ein- fachheit an modernste Erzeugnisse erinnern. Eine Datierung des merk- würdigen Gerätes stößt mangels ähnlich verzierter Stücke auf einige Schwierigkeiten - die in Italien übliche Dekoration mit eingerieften Strichen verschwindet mit Beginn der Hochrenaissance -, doch dürfte die kleine Wiege schwerlich vor dem XVII. Jahrhundert entstanden sein. Der Reihe ausgezeichneter und charakteristischer französischen Möbel des XVI. Jahrhunderts, der wir schon begegnet sind und der wir noch weiter begegnen werden, gehört eine zwischen Säulen und hohem Untergestell hängende Wiege an (Abb. 49). Zwei dorische Säulen auf geschweiften Quergestellen, an Basis und Kapitell durch Querbretter verbunden, die ihrerseits wieder eine Bogenstellung auf Balustem zwischen sich aufnehmen, bilden den Unterteil, der mit den französisch-Handrischen Tischgestellen der Zeit eine gewisse Verwandtschaft aufweist. Die die eigentlichen Träger der Wiege bildenden beiden Säulen, welche in flachen gedrehten Knöpfen enden, stehen über den unteren Säulen. Der im Verhältnis zu seiner Länge etwas seichte und schmale Wiegenkasten hängt mittels Haken und Ringen an den Säulen. Geschmackvoll angeordnetes, flachgeschnitztes, ähnlich dem bekannten Monogramm von Henri II. und Diane de Poitiers gestaltetes Bandwerk schmückt die Außenflächen, von denen Kopf- und Fußteil geschweift ausgesägt sind. Die an fast allen Wiegen Europas vorkommenden schmalen Seitenöffnungen zum Durchstecken der Wiegenbänder, welche durch Zug die Schwingung der Wiege bewirken, fehlen auch hier nicht. Eine hübsche Analogie zu diesem Wiegengestell, vielleicht sogar die