„theogonische Zeichnung" veröffentlicht hat, war mit einem braunen Peruaner verheiratet. In Peru wuchs auch Paul auf. Der Sohn eines 48er Umsturz-journalisten diente dann als Matrose auf Kauffahrem und Kriegsschiffen, heiratete die Tochter eines dänischen Hafen- kapitäns, Schwägerin des norwegischen Malers Fritz Thaulow. Also Revolution, Utopie, Äquator und Ozean in diesem Blute. Er wurde zunächst Börsenagent und verdiente 50.000 Francs jährlich, sammelte aber impressionistische Bilder und malte dann welche. In Pont Aven (Bretagne) warf er sich ganz auf die Malerei, anfangs in der Weise Monets, dann stilisierend. Er stellte wiederholt in Paris aus, fand aber, je stilistischer er wurde, desto weniger Anklang. Auch nicht bei Durand-Ruel, wo er das zweite Mal 45 von den Marquesas-Inseln und Tahiti mitgebrachte Bilder ausstellte. Der Peruaner in ihm brach mächtig durch und er herauschte sich an der üppigsten Exotik. Goldenes Zeitalter in einer Märchennatur, wie er sie auch in seinem (jetzt untindbaren) Buche „Noa-Noa", mit Charles Morice gemeinsam, in Vers und Prosa geschildert hatte. Er kehrte dann der Zivili- sation den Rücken und ging für immer nach Tahiti. Bei Miethke wirft man nun einen Blick in den Farbentraum seines Lebens. Er ist ein mächtiger und zugleich empfindlicher Farben- seher, der die Eindrucksmalerei gleichsam um eine tropische Kolonie bereichert hat. Eine Kolonialkunst wird ja in diesem Jahrhundert der Imperalismen gewiß entstehen. Die schüchternen, technisch unrealisierbaren Träume I-Ians von Marees von I-Iesperidengärten und Ludwig von Hoffmanns von verlorenem Paradiese sind hier zum Teil schon erfüllt. Eines der Wundermärchen unserer Zeit. Wenn Gauguin selbst die heilige Familie nach polynesischem Typus malt (eines seiner prächtigsten Stücke), sollten doch diejenigen Europäer keinen Anstoß nehmen, die so viele schwarze Madonnen (Maria aegyptiaca), meist dem heiligen Lukas zugeschrieben (auch die in der Santa Casa zu Loreto), unbedenklich hinnehmen, weil sie von alters überliefert sind. So weit der Künstler impressionistisch malt, ist er heute allgemein als Meister anerkannt. Neben diesen Perlen sind aber auch seine merkwürdigen Stilversuche, mit kühnsten Vereinfachungen aller Elemente eines Bildes. Auf einem japanischen Farbenstich oder Kakemono nimmt man sie ohne Frage hin, hier weist die Mehrzahl sie mit Hohn ab. Und mit Unrecht. Sie geben eine intensive Vision von Umatur und bauen, innerhalb ihrer Selbstbeschränkung, ein vollständiges malerisches Weltbild auf, wie es der Naturalismus nie erzielen kann. Das ist ja eben der Sinn des Stils und Stilisierens. Sich bescheiden, um Einfachheit und Vollständigkeit zu gewinnen. In engen Grenzen ein volles Weltbild. Gauguin ist dies innerhalb seiner natürlichen Grenzen erstaunlich gelungen und es wird ja auch, dank seiner Verstorbenheit, mit der Zeit anerkannt werden. Andere Naturen werden andere Wege zu gleichem Ziele finden. - In dem anderen Miethkeschen Lokal (Graben 17) sieht man gleichzeitig andere letzt- moderne Pariser Meister zusammengestellt. Vorzügliche Bilder von Maurice Denis, gegen den es keine Bedenken mehr gibt, von Cezanne, dessen Tod auch schon die Opposition besänftigt hat, dann einiges von Bernard, Puy und noch anderen. Das Publikum kann nur gewinnen, wenn es solche malerische Erfahrungen macht. KLEINE NACHRICHTEN S0 EUE REMBRANDT-LITERATUR. Das Jubiläumsjahr 190a hat eine Fülle neuer Schriften über Rembrandts Werke gebracht, meist populärer und populari- sierender Natur. Die Deutsche Verlagsanstalt publizierte in ihrer Sammlung „Klassiker der Kunst in Gesamtausgaben", mit einer Einleitung von dem jetzt verstorbenen Adolf Rosen- berg, 565 der Gemälde des Meisters. Die Reproduktionen sind scharf und entsprechend gut, wer sie genau und verständig durchgesehen, wird gerne dann zur weiteren Erkenntnis nach Bodes monumentalem Meisterwerk greifen. Auch die Radierungen Rembrandts gab dieselbe Verlagsanstalt in dieser Sammlung heraus. Hans Wolfgang Singer in Dresden hat die Aus- gabe besorgt. Er hat eine Neuordnung der Oeuvres von Rembrandt vorgenommen und nach 24