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Abb. 8. Flandrische Truhe, XV. jahrhunden. Höhe m65, Breite 1,78 Meter
jagd, die zwei schmaleren Querhölzer in Minuskeln eine auf die Jungfrau
Maria bezügliche lateinische Inschrift. Die Türe bietet, abgesehen von dem
robusten Charakter des Entwurfs und der Sicherheit der Ausführung, ein
gewisses lokales Interesse. Dr. Figdor fand sie als einzige noch aus ihrer
Entstehungszeit erhaltene in der verfallenen Burg, einem der schönsten Edel-
sitze von Tirol, dem der Vaterländische Poet Hermann von Gilm die stimmungs-
vollen Strophen gewidmet:
„Du altes Schloß, du scheinst wohl nur zu schweigen,
Neugierig reckt die Föhre sich empor,
Die Eulen horchen, die verschwiegnen Zeugen -
Oh sag auch mir ein Märchen in das Ohr!
Du steingewordner Traum! Viel Tränen mochten
Auf deinem grasbewachsnen Boden hier
Gefallen sein; - wie deine Männer fochten,
Wie deine Frauen liebten, sage mir!"
Das zweite etwa x20 Jahre später entstandene Werk ist eine vornehme
und reiche Portalumrahmung mitTür, die Jörg Andreas Katzianer von Katzen-
stein, wie sein und seiner Gemahlin, einer gebornen Gräfin Thurn, in der
Portalbekrönung angebrachte Wappen erweisen, sich hat fertigen lassen.
Das umfangreiche Werk stammt aus dem Schloß Lustal bei Laase in Krain.
Die Intarsiaarbeit, mit der das Werk in allen seinen Teilen geschmückt ist,
zeigt ligurenreiche Darstellungen aus dem gesellschaftlichen Leben, ins-
besondere Reiterszenen, wohl nach Auftrag des Bestellers, der von den Chro-
niken als großer Reitersmann und Condottiere geschildert wird. Man kann
keinen besseren Beweis sich wünschen, als den Aufbau dieses Werkes, auf
dessen weitere Beschreibung wir angesichts der Abbildungen (Abb. 1 und 2)