ENGLISCHE ARBEITERDÖRFER. I. BOURN- VILLE 54b VON H. E.VQN BERLEPSCH- VALENDAS-PLANEGG-MUNCHEN Sie IE Entdeckung neuer Seewege am Ende des XV. und im XVI. Jahrhundert änderte die Stellung der westlichen Länder Europas vollständig. Sie werden von dem Moment ab, wo der offene Ozean die Verbindung mit andern Weltteilen bildet, die Ausgangspunkte des Welthandels; ihnen gegenüber schwindet die vorherrschende Bedeutung der früher mächtigen südeuropäischen Handelsemporien, entsprechend natürlich auch die Bedeutung der im Innern des Kontinents gelegenen Städte, deren Blüte mit dem Mittelmeer- handel in enger Beziehung stand. Die Entwicklung der maritimen Macht Spaniens, Portugals, Frankreichs, Englands und Hollands rnußte zu Kämp- fen um die Suprematie führen. Trotz der riesigen überseeischen Land- erwerbungen ist Spanien relativ rasch zurückgeblieben. Das Ansehen, das der Betrieb von Handel und Gewerbe genoß, war zu gering, um eine mächtige Entfaltung zuzulassen. Das mehr als ausgiebige Zuströmen von Edelmetall allein reichte nicht hin, um zu einer Dauerherrschaft, die nur durch Tätigkeit gesichert wird, zu führen. Es fehlten jene Vorbedingungen, die Frankreich zur hohen Auffassung kulturpolitischer Gesichtspunkte führte, es fehlte ein Richelieu, Colbert, Mazarin, es fehlte die Einsicht für die außerordentliche Bedeutung einer exportfähigen Industrie, die Frankreich groß und reich machte. Das gleiche trifft für Portugal zu. England ist trotz vielfach erfolg- reicher Gegenwehr der übrigen westeuropäischen Staaten aus dem langen Ringen um die Erschließung außereuropäischer Besitzungen als Vormacht hervorgegangen. Wohl waren auch deutscherseits Ansätze nach dieser Richtung vorhanden. Die Welser von Augsburg besaßen in Venezuela blühende Niederlassungen, aber kein starker Arm schützte sie. Die Hansa, früher Beherrscherin des englischen Ein- und Ausfuhrhandels (eine Nieder- lassung in London bestand bis 1597) war bedeutungs- und machtlos geworden. Als dann vollends der dreißigjährige Krieg eine gründliche Zerrüttung der inneren Verhältnisse Deutschlands herbeiführte, war überhaupt jede Möglichkeit einer Machtentfaltung zur See, ohne die keine Kolonialpolitik möglich ist, für lange Zeit ausgeschlossen. Wohl hat ein weitausschauender Souverän, der große Kurfürst von Brandenburg, die Wichtigkeit des Kolonialbesitzes erfaßt; in Guinea wurde sogar der Anfang dazu gemacht; aber mit dem Jahre 1720 verschwand die brandenburgisch- preußische Flagge wieder vom offenen Meer und die Schiffe, von denen sie einst geweht, verfaulten-England führte den ersten großen, entscheidenden Schlag durch die Vernichtung der spanischen Armada. 1600 erhielt die