Liest man, daß die Bevölkerungsziffer zur Zahl der I-Iäuser in England im Durchschnitt sich verhalte wie 5,32 : 1, in London wie 7,72: 1, so daß also 5,32 beziehungsweise 7,72 Personen auf ein Haus kommen (Volkszählung von 1893), so ginge man sehr irre, diese Durchschnittsverhältnisziffern bei den Arbeitervierteln von London und Liverpool, Manchester, Birmingham, Leeds und einer ganzen Reihe anderer Städte als Norm anzunehmen. Daß ein und derselbe Raum durch zwei Familien besetzt ist, die darin wohnen, funktionieren, ist in unzähligen Fällen nachgewiesen; in Manchester beispielsweise kommen in den Arbeitera vierteln auf 250 Menschen meist zwei Aborte; diese befinden sich in Höfen, die gleichzeitig bewohnt sind. Keller-Wohnungen sind allgemein im Gebrauch. So leben zum Beispiel in Liverpool 35.000 bis 40.000 Menschen in 8000 Kellern. In Manchester liegen die meisten dieser Kellerwohnungen unter dem Wasserspiegel des morastigen, stinkenden lrk. Fälle wie in Gateshead, wo Familien von neun Köpfen einen kleinen Raum und zusammen zwei Betten haben, sind in größeren Fabrikstädten zahlreich. Nach amtlicher Untersuchung in 50 Städten wurde nicht in einer derselben zweckdienliche Beschleußung vorgefunden. In Liverpool wohnen 70.000 Personen in 2400 Höfen. Die Miete vieler Hausbewohner wird aus dem Erträgnis der Dilnger- haufen in diesen Höfen bestritten. In einem Bette wurden verschiedene Frauen während des Tages vorgefunden, die nicht ausgehen konnten, weil andere ihre Kleider trugen. Gleichzeitige Bettbenutzung durch mehrere Personen verschiedenen Geschlechts ist eine häufig wiederkehrende Tatsache. Die Trinkwasserversorgung liegt in der Hand von Spekulanten, welche die Leitungen sperren, falls nicht sofortige Bezahlung erfolgt. In einem von ro.ooo Menschen bewohnten Viertel Londons hat etwa die Hälfte derselben ein halbes Zimmer zum Bewohnen. Den schlimmsten baulichen Unfug bilden die Back-to-hack-Häuser, das heißt jene, deren Rückseiten direkt aneinander stoßen. In Leeds bewohnten noch 1893 200.000 Menschen solche l-Iäuser, deren Zahl seither jährlich um 1200 stieg. Ein Bericht von r885 bezeichnet die Wohnungsdichtigkeit als öffentliche Schande und betont, daß diese Zustände in London nicht ab-, sondern zunehmen. Die tollsten Beispiele von Verwilderung, die in diesen Quartieren herrscht, gibt Booth, Labour and life of Lhe people of London, 1891, ebenso die in den Daily News erschienene Artikelserie „Horrible London" und die ebendaselbst 1899 erschienene Arbeit von Haw, „No room to live. The plsint of overcrowded London". Zusammenfassendes Literaturverzeichnis bei Nostiz. Abb. 4. Broadway, Haus aus der Mitte des XIXJahrhunderts