Bett in Schiifsgesxalt, von Percier, nach Bajot Die südlich der Alpen unter dem Einfiuß hoher Kirchenfürsten und selb- ständiger Despoten kleinerer Staatsgebilde begünstigte Kunstverjüngung hat einen viel innigeren Anschluß an die klassische Welt und einen viel mäch- tigeren Ausdruck einer aristokratisch gearteten Kunstpflege gefunden. Hier ist auch die Intimität des Schlafraums, welche der Norden trotz aller formalen Wandlungen behält und pflegt, fast ohne Boden, während die großen Fest- und Staatsräume die kühnste und prächtigste Durchbildung erfahren. Sprechenden Ausdruck geben für diesen Gegensatz dieWerke der hollän- dischen und deutschen Maler der Renaissance, welche die malerischen Reize des Wohnraums entdeckten und die einfachsten Vorgänge des täglichen Lebens im Zusammenhang mit der künstlerisch hochstehenden bürgerlichen Wohnungskultur mit Liebe und feiner Empfindung für Licht- und Farben- probleme schildern. Die italienischen Maler der Renaissancezeit wenden dort, wo sie nicht religiöse Gegenstände behandeln, ihr Augenmerk vorwiegend dem Prunk hötischer Feste, dem Glanz fürstlichen Haushalts zu. Als durch die kriegerischen Erschütterungen und Umwälzungen der Reformationszeit die Kunstblüte des europäischen Nordens vernichtet wurde, gelangte dort zum zweiten Male der Einfluß romanischer Kunstpflege zur Macht und diesmal in weit kräftigerer Form. Gefördert durch das erneute Aufblühen der kirchlichen Macht Roms und die Konzentrierung der politischen Macht in den Händen großer Staatslenker, entwickelt sich eine merkwürdige, großzügige Kunstperiode, die starke formale Unabhängigkeit von den Gesetzen der Vergangenheit bekundet. Die Kunst der Barockzeit hat den prunkvollsten Ausdruck eines despotischen Willens geschaffen, der, über den Kleinen und wenig Bemittelten hinwegschreitend, stets auf glänzende Repräsentation. gerichtet war. Die Schlafräume der Großen werden zu Prunksälen, das Bett zu einem Paradestück vonmonumentalen Dimensionen und glänzenderAusschmückung. Die berühmtesten und imponierendsten Leistungen dieser Zeit weist Frank- 32