242 reich auf, dessen Einiiuß auf Sitten und Leben wie auf die Kunstäußerungen auch das schwerfälligere deutscheVolk eroberte. Es ist die Glanzzeit höiischer Moden, die dem Bürger nur als Staffage Raum gönnen, und darum ist bis heute eine Nachahmung und Widerspieglung dieser Epoche in äußerlicher Wiederholung auch dort noch beliebt, wo man den Reiz der Geselligkeit im Glanz der Repräsentation zu suchen pflegt. Wie weit ist aber das selbst- bewußte Empfinden des schöpferischen Grandseigneurs alter Zeit von der Kopie seiner Gesten und Moden durch den modernen Parvenu und Dollar- Entwurf für einen Schlafrlum, aus der „Wiener Zeitschriß" X818 magnaten entfernt! Und wie fremd erscheinen uns heute die Sitten des täglichen Lebens, welche jene Raumbildungen bestimmten. Gerade der Schlafraum bietet hier Gelegenheit zu charakteristischen Feststellungen. DurchAuflösung aller strengen Formen in freien Linienschwung, welchen die Beweglichkeit der Spätrenaissance verbaute, verwandelt sich der architek- tonisch aufgebaute Bettkasten in eine Nische, den Alkoven, mit eingebautem Ruhebett. Es ist die intimere Form der Bettanordnung, die dem prunkvollen Paradebett ausweicht. Aber trotz dieser Geschmeidigkeit der Formen bleibt der repräsentative Charakter gewahrt. War der Schlafraum der Frau seit altersher ihr Wohnraum, so wird er im XVIII. Jahrhundert geradezu ihr