Kompositionen ist eine Seite mit einer Initiale und einem aus abwechselnden Streifen
stilisierter Ranken und naturalistischen Streublumen zusammengesetzten Zierrahmen
wiedergegeben. Von Schriftseiten sind 76 reproduziert.
Der Ruf der Staatsdruckerei bürgt für die Höhe der künstlerischen Reproduktion
und doch sind die Mängel, die dem farbigen Lichtdruck anhaften, auch hier nicht zu
verkennen. Der Gesamteindruck ist Hau, häufig geradezu verschwommen und eine der
drei wichtigsten Mischfarben, das Rot, das Blau oder das Gelb schlägt immer vor. Diesem
Einwand muß sich ein anderer, bereits oben angedeuteter, zugesellen. Obwohl der Text des
Manuskriptes mit Sebastian Brant in Verbindung steht und die Abschrift eines offenbar
verschollenen Druckes zu sein scheint, ist er doch keineswegs von solcher Bedeutung, daß
jede Seite im Faksimile reproduziert werden müßte.Ebenso hätten nicht alle Ornamentseiten
wiedergegeben werden müssen, sondern nur die charakteristischesten, sind doch die meisten
einander ähnlich und kommt doch dergleichen in hundert vlämischen Handschriften der
Zeit vor. Es macht sich hier dieselbe unkritische Übertreibung geltend, die in Lapidarien
Steine anhäuft, die wertlos sind, wenn ihre lnschriften gelesen sind, und in Bibliotheken
Tagesblätter aufstapelt, in denen allen das gleiche steht. Schließlich aber muß, um abermals
auf etwas schon Geäußertes zurückzukommen, hervorgehoben werden, daß sich, so kostbar
und wundervoll auch das Seelengärtlein nach den verschiedensten Richtungen hin ist, doch
andere illuminierte Handschriften hätten Finden lassen, die es weit mehr verdient hätten,
so luxuriös publiziert zu werden. Ich nenne nur das Kleinod frühfranzösischer Malerei, das
die Hofbibliothek birgt, den Kodex 2597, König Renes „Cuer d'amours espris".
Von Friedrich DörnhöiTers Text ist noch nichts erschienen. Man kann mit vollstem
Recht darauf gespannt sein, um so mehr als die Frage nach den Künstlern durch Chmelarz'
Zuweisung der Miniaturen an die Werkstatt Gerhard Horebouts ja noch nicht endgültig
gelöst worden ist. Arpad Weixlgärtner
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM 50
ÜSZEICHNÜNG. Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschließung vorn 20. April d.]. dem Direktor des ÖsterreichischenAMuseums, Hof-
rate Artur von Scala dasKomturkreuz des Franz Joseph-Ordens mit dem Sterne allergnädigst
zu verleihen geruht.
USSTELLUNG ALTER GOLD- UND SILBERSCHMIEDEARBEITEN.
Montag den x 5. d. M. um u Uhr vormittags wurde im Österreichischen Museum in
Anwesenheit zahlreicher geladener Gäste die Ausstellung alter Gold- und Silberschmiede-
arbeiten eröffnet. Als Vertreter Sr. Exzellenz des Herrn Ministers für Kultus und Unterricht
Dr. Gustav Marchet wohnte Sektionschef Dr. Max Graf Wickenburg mit dem Ministerialrat
Dr. Adolph Müller der Eröffnung bei. - Wir werden in den nächsten Heften unserer
Monatsschrift reich illustrierte Berichte über diese Ausstellung veröffentlichen.
Die Ausstellung ist täglich von g Uhr vormittags bis 5 Uhr nachmittags geöffnet.
EU AÜSGESTELLT. Ausstellung der Vereinigung der Möbelposamentierer
Österreichs (Saal VIII); Graphische Arbeiten der I-Iofkunstanstalt J. Löwy in Wien
(I. Stockwerk, unter den Arkaden). - Über beide Ausstellungen wird an anderer Stelle
dieses Heftes berichtet.
ESÜCH DES MUSEÜMS. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
März von 3984, die Bibliothek von 2021 Personen besucht.