29a sich, daß auch die Kenntnis der Herkunft der gotischen Stücke bereits im XVLJahrhundert ver- loren gegangen war so sehr, daß einem der heute noch erhaltenen Gefäße eine fabelhafte Provenienz aus der Insel Malta angedichtet werden konnte. Wir müssen daher versuchen, allein aus den for- malen und technischen Eigenschaften dieser Gat- tung den Aufschluß über Zeit und Ort herauszu- ziehen. Ein Überblick über den vorhandenen Be- stand ist schnell gegeben, denn die Gruppe umfaßt nicht mehr als fünf Stücke. Ich stelle die einfachste Gefäßform an den Anfang. Der Dom zu Limburg an der Lahn bewahrt einen walzenförmigen Steinzeugbecher (hoch 22 Zentimeter), der bis zum Anfang des XIX.]ahr- hunderts dem Trierer Domschatz gehört hat (Ab- bildung Seite 30x). Die mit einer sehr dünnen, eigentümlich dunkelroten oder rotbraunen Glasur gefärbte Außenseite ist schachbrettartig gemustert in der Weise, daß ein quadratischer, mit vier kleinen Grübchen versehener Stempel oder Pun- zen in die noch weiche Tonmasse eingedrückt wurde, immer ein Abdruck in schrägen Reihen 4 dicht neben den anderen gestellt. Zwischen den vertieften Feldchen mit den vier Perlen blieben ' glatte Quadratfelder stehen, so daß bei der be- merkenswert geduldigen und sorgsamen Hand- Wmßsmume habung des Punzens ein regelmäßiges Schach- im Kulturhistorischen und Kunst- . gewerbemuseum zu am brettmuster herauskam. Es wird unterbrochen durch etwas breitere glatte Streifen, die man nach je sieben Abdruckreihen stehen ließ. Vorne hat als weiteren Schmuck der Töpfer einen männlichen Kopf in starkem Relief, dicht an den oberen Oma- mentrand reichend aufgelegt, und zwar schon vor den Eindrücken der Flächen- musterung. Man sieht das daran, daß die Stempelabdrücke vor dem Relief- kopf halt machen und ihm ausweichen. Der ausdruckslose aber wohl nicht ungeschickt modellierte Kopf ist jedenfalls mit Hilfe einer Tonhohlform, wie sie später für die Masken der C'o'lner Bartmannskrüge gebräuchlich waren, aufgebracht. Die Augen mit dem eingestochenen Stern, das in drei Partien geordnete Haar und der in zwei geteilten Spitzen herabhängende Vollbart sind augenscheinlich noch mit dem Messer oder einem spitzen Griffel frei- händig nachgearbeitet. Der Becher erhält seine Standfestigkeit durch einen mit Fingerdruck schräg gewellten und gerippten Wulstfuß. Den oberen Rand umhüllt eine einfache Silberfassung, auf der neben einem Wappen mit dem Monogramm E. C. C. V. L. einige Renaissanceranken und die folgende