Sein graphischer Geist ist sogar erfinderisch und diese rein mit der Federspitze besorgten Rokokogärten und ornamentalen Umrahmungen, aber auch der Schick, mit dem Nacktes und Drapiertes vorgetragen ist, haben nicht gewöhnlichen Reiz. Manches wirkt sogar ganz originell, zum Beispiel ein auf Silhouettenwirkung gestellter Lautenspieler am Fenster, mit durchsichtigen Spitzenvorhängen und blau-weiß gemischtem Himmel, oder die famosen Porträte in einer Art Ultra-Schwarzweiß (ägyptischer Oflizier, Marquise de R. und andere). Für das Porträt in verschiedensten Manieren ist noch ein Spezialtalent vorhanden; eine sehr bemerkenswerte Studie dieser Art stellt seinen Vater vor. Was aber besagte Phantasie betrifft, ergeht sie sich mit Vorliebe in grotesken Erfindungen von schauerlicher Pikanterie, teils mit sozialistischer Pointe, teils mit erotischer Anspielung, teils rein der Vis comica zuliebe. Er erfindet sich ganz abenteuerliche Monstra mit einer ganz polizeiwidrigen Anatomie, die aber doch etwas Gemütliches haben kann („Das gute Tier" zum Beispiel). Diese Karikaturen der Romantik können sich füglich neben denen schon berühmter Satiriker des Griffels sehen lassen. Der junge Künstler wird aber doch wohl in ernstere Bahnen ein- lenken. Seine Arbeiten in Öl, Aquarell und Pastell zeigen, daß ihm auch die Farbe blüht, und seine Stimmungsstudien aus ägyptischen Lehmdörfern sind bereits viel versprechende Proben dieser Möglichkeiten. LOIS PENZ. Im Österreichischen Kunstverein sah man eine Ausstellung des Tiroler Malers Alois Penz, der, ursprünglich Eisenbahnbeamter, durch Selbststudium (Dachau, Frankfurt) eine bemerkenswerte Stufe der Kunst erklommen hat. An der großen Zahl aus- gestellter Figuren- und Landschaftsbilder, Farbenstudien und Zeichnungen war sein ernstes Ringen deutlich zu verfolgen. Von der scharfen Sachlichkeit großer Porträte, die allem auf den Grund geht, strebt er immer mehr zu lockerer, luftig im Licht spielender Darstellung. Ein „I-Iochsommer" mit besonntem und beschattetem Grün und zwei weiblichen Gestalten ist das beste Stück. Der große ornamental umrissene Lichtlieck deutet schon auf Dachau, mit unwillkürlich Dillschen Überlieferungen. Doch hält sich Penz davon energisch frei, wie in dem vortrefflichen Bilde: „Fischerwirt, Dachau", wo nur die lehmgraue Harmonie auf das Lokale hinweist. Andere Einflüsse kommen aus der Galerie, vermutlich unbewußt, ein „Pa- storale" und „Allegro" zum Beispiel sind ganz poussinisch entworfen, wenn auch moderner behandelt. In gewissen hübschen Kinderköpfchen klingt ein leises Lenbachsches Echo. Im ganzen aber strebt der Künstler dem Eigenen zu, mancherlei versuchend und auch eigenes l-indend; so in einem „FeldblumenstraulP, in dessen müder Harmonie etwas wie Ent- ziehungskur liegt. Auch ein junger Steirer Radierer, Josef Steiner, brachte in dieser Aus- stellung seine Erstlinge. Zuerst Schüler Penz', dann im Städelschen Institut weitergebildet, hat er ein zierliches, im kleinen hantierendes Wesen, das sich in Landschaft und Archi- tektur schon sehen lassen kann. Hoffentlich findet er ein Feld, wo diese Briefmarkenkunst nicht verloren ist. NACHRICHTEN 0M STEIERISCHEN KÜNSTGEVVERBE. Schon bei der Gründung des Kulturhistorischen und Kunstgewerbemuseums in Graz ist die Pflege des zeitgenös- sischen heimischen Kunstgewerbes als eine wichtige Aufgabe dieser neuen Landesanstalt erkannt worden. Sowohl bei Abfassung der Baupläne, als auch in dem überaus sorgfältig aus- gearbeiteten Einrichtungs- und Aufstellungsplan des Direktors Lacher ist darauf Bedacht genommen worden, daß in dem neuen Museumsgebäude den Bedürfnissen und An- forderungen der kunstgewerblichen Tätigkeit des Landes Raum zur ersprießlichen Ent- faltung gegeben werde, ohne daß hiedurch die Sammlungen des Museums in ihrer Auf- stellung und Ausgestaltung beeinträchtigt würden. So sind zunächst vier große, von den Sammlungsräumen vollkommen getrennte Säle für wechselnde Ausstellungen bestimmt 4x