307
Maßwerkrosetten, die den Hauptschmuck einer
weit verbreiteten Gattung von Siegburger Bechern
aus der ersten Hälfte des XVIJahrhunderts bilden."
Man braucht sich nicht zu verhehlen, das diese Ver-
wandtschaft keineswegs zwingender Natur ist, weil
zwischen dem Siegburger Maßwerk und dem des
Pokals keine Zwischenglieder existieren, um über
den Zeitunterschied von wenigstens einem Jahrhun-
dert hinweg eine Verbindung herzustellen. Wenn
man aber erwägt, daß außerhalb der deutschen
Krugbäckerei überhaupt gar keine Analogien zu
den Merkmalen der gotischen Krausen zu ent-
decken sind, weder für die Maße, noch für die
Bartmasken, noch für die Noppen oder das Maß-
werk, so wird man nicht umhin können, den auf-
gezählten Argumenten doch einige Beweiskraft für
die westdeutsche Herkunft der Krausen einzu-
räumen. Als Wegweiser zur engeren Ortsbestim-
mung dient uns die ganz eigentümliche, mehr
dunkelrote oder violette als braune Färbung, die
am Limburger Becher und am Kopenhagener
Pokal am besten herausgekommen ist. Diese auf- Ringelbmhe, m, Dmihausen
fällige Glasurfarbe findet sich späterhin nur bei
einer einzigen, in vielen Sammlungen vertretenen Steinzeuggattung des
XVI. und XVII. Jahrhunderts wieder. Es sind dies die Ringelkrüge, Gefäße
von einer an die Siegburger Trichterbecher erinnernden Form, die um die
Einschnürung zwischen Hals und Schulter mit vier (Abbildung Seite 306)
oder zwölf Henkeln besetzt sind, an welchen bewegliche Ringe (Abbildung
Seite 307) hängen. Die Oberfläche wird durch wagrechte umlaufende scharfe
Rippen belebt, in welche häufig dürftige Muster kunstlos eingestempelt
sind. Die Fußproiile zeigen, daß die Ringelkrüge dem XVI. Jahrhundert und
der Folgezeit angehören. Obwohl solche Ringelbecher an verschiedenen
Orten des Rheinlands, in Worms, in Cöln und anderwärts bei gelegent-
lichen Ausgrabungen zu Tage gefördert worden sind, so läßt doch die
immer gleichbleibende Form, die dunkle Masse und die charakteristische
rotbraune Färbung keinen Zweifel daran aufkommen, daß sie nur aus
einem einzigen Betriebsart herstammen können. Dieser Ort ist durch einen
in das Mainzer Museum" gelangten Massenfund von Ringelkrügen fest-
gestellt worden: Es ist Dreihausen bei Marburg in Hessen, nicht allzuweit
" Vgl. Solon, I, Fig. 45; Dornbusch, Tat. I, Nr. 14, 15.
"f Vgl. Solon, l, S. 45. Solon hat, auf der Tatsache fußend, daß auch in Siegburg schon frühzeitig viel-
henkelige Ringelbecher, aber von anderer Form und aus weißer Masse gemacht wurden (vgl. Pabst, Sammlung
v. Oppenheim, T. 38, Solon I, Fig. 40), die Vermutung ausgesprochen, daß auch die roten Ringelbecher zuerst
in Siegburg und erst später in Dreihausen hergestellt worden seien. Diese Annahme wird aber durch keinerlei
Siegburger Funde bestätigt und kann als unbegründet fallen gelassen werden.
40'