J-I DIE AUSSTELLUNG VON ALTEN GOLD- UND SILBERSCHMIEDEARBEITEN _I_M K. K. OSTER- REICHISCHEN MUSEUM. I. OSTERREICH- UNGARN Sie VON EDUARD LEISCHING-WIEN IE Ausstellung alter Gold- und Silberschmiedearbeiten, welche wir in diesem Frühjahr veranstaltet haben, war eine große über Erwartung gelungene Schau des heimischen Besitzstands auf diesem Gebiet. Sie hat rege Teilnahme gefunden und wir haben manches hiebei gelernt und mit allen, die sie be- suchten und studierten, viel Freude an ihr gehabt. Zunächst an den Schaustücken selbst, an der vollendeten Technik, dem Formensinn und Ideen- reichtum vergangener Zeiten, an dem treuen Spiegelbild, das sie von dem geistigen Leben ihrer Epoche bieten, an der bewunderungswürdigenArbeitsfreudigkeit ihrerMeister, welche scheinbar oder wirklich nur um der Sache willen ihr Bestes einsetzten, voneinander lernten und sich zu überbieten suchten. Daß diese Freude mit Wehmut gemischt ist, wer wollte und dürfte das leugnen. Wohin ist all dies Können und Wollen geschwunden, diese Selbstlosigkeit und Hingebung, die ihren höchsten Lohn nur in sich selbst sucht und Endet! Wer aber hätte den Mut, solche Rückschau zu gestalten für sich und andere, wenn in irgend einem Winkel des Herzens nicht doch die Hoffnung lebte, daß es vereintem Be- mühen und klarer Erfassung von Vergangenheit und Gegenwart doch gelingen könnte, den Weg zu weisen, auf dem ähnliches aus eigenem wieder hervor- zubringen wäre wie ehedem. Daß dies nicht allein an den Schaffenden liegt, an den Künstlern, denen heute vom Staate so reiche Mittel an Lehre und Vorbildern geboten werden, und von denen viele vollkommen durchdrungen sind von dem Wunsch, zu einem in sich selbst ruhenden Zeitstil und entsprechender Technik sich hindurchzuarbeiten, ist allen Einsichtigen be- wußt. An den Genießenden und Arbeitheischenden liegt es in noch viel höherem Maße. Jede Zeit hat die Kunst, die sie verdient, und sie verdient die, welche sie versteht. Nur aus erhöhter Kultur der Gesellschaft kann ein er- höhtes Können des Künstlers hervorgehen, selten oder nie aus sich selbst allein. So vereinigen wir denn stets verschiedene Absichten mit solchen histo- rischen Ausstellungen. Dem künstlerischen SchaHen und dem ästhetischen Empfinden, Empiindenlernen, soll gedient werden, und neben der direkten praktischen Einwirkung streben wir nach der Gewinnung neuer, umfassender Materialübersichten zur Erweiterung und Vertiefung unserer wissenschaft- lichen kunst- und kulturgeschichtlichen Erkenntnis, die mit Technik und Stil und der Wechselbeziehung der hohen Kunst und Kleinkunst ebenso zu schaffen hat, wie mit sozialen Fragen, gewerblicher Organisation, staatlicher Kunstpflege und Mäcenatentum.