ENGLISCHE ARBEITERDÖRFER. II. PORT SUNLIGHT 51b VON H. E. V__C)N BERLEPSCH- VA LANEGG-MUNCHEN Sie LS Mr. W. H. Lever im Jahre r885 anfing, sich mit der Fabrikation von Seife in einem nicht zu umfangreichen Betriebe zu befassen, lag ihm der Gedanke noch völlig ferne, eine Niederlassung zu gründen, für welche die Bezeichnung „Dorf" in- soferne nicht mehr ganz zutreffend ist, als man, gewöhnlich wenigstens, in derartig benannten Ge- meinwesen keine technischen Institute, hervorragend schöne Schulgebäude, Hallen zum Zwecke musi- kalischer oder dramatischer Aufführungen, wohl- gepflegte Freiluftbäder für Männer und Frauen, Spielplätze, Turnhallen, Bibliotheken und andere Einrichtungen, die Unterrichtszwecken, der Unter- haltung, der öffentlichen Hygiene und so weiter dienen, vortindet. Weiter pflegt die Dorfarchitektur, sei sie auch noch völlig unberührt von den ver- bessernden oder auch (meist) verschlechternden Einflüssen neuzeitlicher Baumeister, die alles andere eher als sachlich, einfach und dennoch schön zu bauen gelernt haben, jene reiche Abwechslung an Erscheinungen nicht aufzuweisen, die geradezu verblüffend für jeden wirken muß, der zum ersten Male die Straßen dieser Gartenstadt - das ist wohl die richtigere Be- zeichnung - durchwandert. Das Dorf ist etwas in Einklang mit dem Erd- boden und seinen Eigentümlichkeiten, den Sitten der Einwohner gemäß Gewachsenes. Seine baulichen Erscheinungen zeigen einen durchgehenden Typus der Grundrißlösungen und diesem entspricht die äußere Gestalt der Häuser. Anders in vielen Punkten verhält sich die Sache bei Neu- gründungen. Fehlt schon jenen Städten, wie zum Beispiel Karlsruhe, Mann- heim, Petersburg, die ihre Existenz der Gründungslust eines Monarchen verdanken, all das, was ältere Städte ungleich viel interessanter erscheinen läßt, so ist dies in weit höherem Maße durchschnittlich der Fall bei ländlichen Ansiedlungen, die sich nicht um die Kirche und das Wirtshaus, sondern um ein riesiges industrielles Unternehmen gruppieren, in erster Linie mit Bezug gerade darauf ihre Gliederung erfahren. Man erkennt in der Anlage der Straßenzüge meist nur, daß der projektierende Architekt oder Ingenieur den Gebrauch des Lineals allen anderen Überlegungen vorzieht, auch alles kurzer Hand wegrasiert, was etwa an alten Baumbeständen scheinbar hindernd im Wege steht. Das schlechteste Beispiel geben durchschnittlich hierin staat- liche und städtische Behörden. Ihr Sündenregister in dieser Richtung ist länger als Leporellos Aufzählung der Liebesaffären seines Herrn. Wenn in neuerer Zeit gegen dieses geradezu zum groben Unfug ausgeartete Ruinieren aller landschaftlichen Reize energisch Front gemacht wird, so hat es seine vollste Berechtigung und ist ein Zeichen gesunder Reaktion. Das im