"478 nicht annähernd auf historische Vollständigkeit Anspruch erheben, aber sie war ausgezeichnet durch Kollektionen und Einzelstücke ersten Ranges, und das Interesse, das sie um ihrer selbst Willen erregte, ward erhöht durch die Freude, daß das heimischer Besitz ist, und durch die persönlichen und geschichtlichen Erinnerungen, die sich an diese Kunstwerke knüpfen. Das Empire überwog und offenbarte aufs neue seine technischen Reize; aber auch Louis XV. und Louis XVI. und der Stil der Restaurationsepoche waren durch einzelne Meisterwerke vertreten. Trotz aller Verheerungen, welche Luxusverbote, Stilwandel, Kriegsnot und Revolution angerichtet haben, liegt die Geschichte der französischen Goldschmiedekunst, von vielen gelehrten Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Österreichischen Museum, Tasse von Biennais, Paris, XIXJahr- hundert, Anfang (Kat. Nr. 759) Kennern bearbeitet, deutlich vor unseren Augen, und wer Stilentwicklung und die Technik der Kleinkünste verstehen lernen will, kann an ihr nicht vorübergehen. Und mehr noch als anderwärts spiegelt sich hier der Geist der Zeiten, die Seele der führenden Gesellschaft, die Kultur des Salons, Esprit, Koketterie, Galanterie, Prunkliebe. Sie kommen dem Talent der Meister entgegen und empfangen von ihm immer neue Anregungen, ästhetische Ver- tiefung und Verfeinerung der Sitten. Das Eigentümliche der Goldschmiede- kunst in Frankreich seit Louis XIV. ist das Zusammenarbeiten ihrer Meister mit Architekten, Bildhauern, Malern. Auch hier hat Lebrun, der mächtige Kunstdespot, den stärksten Einfiuß genommen, und er hat für die ganze weitere Entwicklung den Weg gewiesen. Ein anderes Merkmal, welches die französische vornehmlich von der deutschen Entwicklung der Kunst unterscheidet, ist die Führung seitens der