483 ist und daß sie für die Geschichte des Kunstgewerbes nur förderlich sein kann, halte ich es für angebracht, hier eine sehr primitive Möbelgattung in Wort und Bild vorzuführen. Ihre Heimat ist bekannt, ein erheblicher Vorteil für die kunstgewerbliche Forschung, denn ohne die Möbelgeographie wird eine Geschichte der deutschen Möbel nicht ausführbar sein. Daß sie in den bäuerlichen Hausrat hineinreicht, braucht die Bedeutung dieser Gattung nicht zu mindern, denn eben deshalb hat sie romanische Überlieferung bis in die Spätgotik bewahrt und dadurch Rückschlüsse auf die denkmalsarme Vorzeit ermöglicht. Die Kunst des Kastenbaues aus festem Rahmenwerk und eingefügten Füllungen, die dem Werfen und Schwinden des Holzes entgegenwirkt und zugleich die Kastenmöbel versteift, ohne sie zu beschweren, ist zwar der antiken Schreinerei geläufig gewesen, wie unter anderem die Abbildungen von Schränken in den Wandmalereien der pompejanischen Casa dei Vettii" zeigen; sie hat sich aber auf das Mobiliar des Mittelalters nicht übertragen. Es scheint zwar, daß sie nicht ganz in Vergessenheit geriet, denn die Holz- gehäuse mancher der großen Reliquienschreine des XII. und XIII. jahr- hunderts, wie des Servatius-Schreines in Maastricht, des Albinus-Schreines in Cöln aus dem Jahre 1186 und des Karl-Schreines in Aachen von 12x 5 stehen mit ihren hinter der Umrahmung vertieft liegenden Flächenfüllungen der soliden Schreinerkonstruktion zum mindesten sehr nahe. Sicher ist aber, daß man bei den eigentlichen Kastenmöbeln, den Truhen und Schränken des I-Iausrats und der Sakristeien während des ganzen Mittelalters bis in die Zeit der Spätgotik hinein sich mit dem rein zimmermannsmäßigen Bau aus gleichmäßig dicken, stumpf gefugten Brettern begnügt hat. 4' Vergleiche Nuovi Scavi di Pompei, Casa dei Vettii, Tav. VI. Französische Truhe mit Eisenbeschlag, Musöe des Ans däcoratifs in Paris, nach Metman