163 werden, die keineswegs immer als wünschbar bezeichnet werden können. Dies Streben nach Freiheit, dies Streben nach höheren Kulturwerten voll- zieht sich ohne Phrasen, wie sie von den wenig überlegenden Urnstürzlern aller Zeiten in vollstem Unverständnis für die Bedingungen, unter denen sich große Wechselbewegungen ohne scharf einschneidende Schädigungen vollziehen können, gebraucht wurden. Es dokumentiert sich im ganzen eben eines, das man unverhohlen anerkennen muß, es ist dies: Überlegene Kultur. Was diese für eine Nation zu bedeuten hat, braucht nicht weiter erörtert zu werden. England hat der übrigen Welt schon mehr denn einmal neue Wege der Kunst, der Kultur erschlossen. Was in den paar Aufsätzen hier behandelt worden ist, wird in einem Jahrzehnt schon als kleiner Bruchteil dieser neuen Kulturarbeit gelten. Untersuchungen über den Kräfteverfall und die Neu- erzeugung von Kräften sind gewiß immer wünschenswert. Höher aber steht doch die schaffende Tat. Sie allein wirkt ausschlaggebend. Wo die Erziehungspolitik nicht ausgiebig für jenes Zentrum sorgt, von dem schließ- lich ja alles übrige abhängt, für die Wohnung und ihren charakterbildenden Einßuß, da bleibt sie lückenhaft, unvollkommen und dementsprechend ihre Resultate. Dl_E ANFÄNGE DER FAYENCEFABRIK ZU KUNERSBERG 54b VON TH. RASPE-HAMBURG IN eigentürnlicher Gegensatz besteht in der wissen- schaftlichen Bearbeitung der deutschen und der ausländischen Fayencefabriken. Man kann mitunter sagen, die Forschung steht im umgekehrten Ver- hältnis zu der Bedeutung des Gegenstands. Wäh- rend in England und vor allem in Frankreich schon längst über kleine, in Form und Dekoration unselb- ständige Werkstätten ganze Bücher mit oft farbigen Abbildungen existieren, findet man deutsche Manu- fakturen mit künstlerisch beachtenswerten Lei- stungen nur in Handbüchern erwähnt. So ist noch heute für weite Gebiete Brinckmanns x8g4 erschienener „Führer" durch das Hamburger Museum die einzige Quelle. Abgesehen von den zahlreichen Einzelstücken und Gruppen, die sich ohne einen sicheren Anhaltspunkt nur schwer lokalisieren lassen, verdienen wenigstens die bezeichneten Fayencen abschnittweise genaue Veröffent- lichungen, aus denen dann wieder zusammenfassende Arbeiten erwachsen können. Für kunsthistorische Untersuchungen bleiben archivalische Vorstudien eine unerläßliche Grundlage. Wie durch solche Vorarbeit plötzlich bekannte