Stücke in ein ganz anderes Licht rücken, wie sich dadurch allerhand Beziehungen eröffnen und nichtssagende Bezeichnungen zu wichtigen Namen werden, soll hier an einem Beispiel aus der Küners- berger Fayencefabrik gezeigt werden. Für die Geschichte dieser Manu- faktur hat zuerst E. Zais in der „Bay- rischen Gewerbezeitungm" Material zusammengebracht. Ihm folgte in neuester Zeit der auf dem Gebiet der Keramik besonders tätige ForscherW. Stieda mit einigen Ergänzungen I", die sich großenteils auf den Privilegstreit des Herrn von Künersberg mit der Gögginger Konkurrenzfabrik beziehen. Sowohl allgemein für die kunsthistorische For- ßfnm-sßgrä, schung wie in unserem Fall für I 74 i: die Anfänge der Fabrik bleiben Kiinersberger Fayencekrug von 1745, Bezeichnung des archivalischen Studien von Hamburger Museum f. Kunst u. Gewerbe, ICinersbergei-Fay- Zais die Hauptquene. Im Hanh nach einer Aufnahme von W. Weimar encekrugsv.1745 _ burger Museum für Kunst und Gewerbe befindet sich ein - im „Führer" Seite 333 an erster Stelle beschrie- bener - Maßkrug, der in seiner Bedeutung als eines frühen, wenn nicht des ersten Fayencestiickes der Manufaktur noch unbekannt ist. An der Hand dieses wichtigen Beispiels, zu dessen richtiger Beurteilung die beiden Veröffentlich- ungen erheblich beigetragen haben, können wir die archivalischen Ergebnisse bestätigen und ergänzen. Während noch im „Führer" der 22. Juli 1744 als Datum des kaiserlichen Privilegs und als Beginn der Fabrik genannt wirdtt", ist nunmehr nach dem - von Stieda im Wortlaut wiedergegebenen - Aktenstück das Jahr 1746 für die Privilegausfertigung gesichert. Indessen ist ebensowenig dieses Jahr das Geburtsjahr der Fabrik geworden, wie das kaiserliche Privileg die Ursache oder doch die Basis für ihre Gründung. Ein Versehen im „Führer", der den Krug vom Jahre 1746 datiert sein läßt, hat vielleicht verbinden, daß schon Stieda die Tatsachen richtigstellt, zumal da er das betreffende Fayencestück erwähnt. Der Krug ist nun in Wirklichkeit „Künersberg 1745" bezeichnet, wenn auch nur ein Häkchen dazu bestimmt, die „6" für eine „5" zu lesen. Dieses Jahr steht zwar noch nicht mit dem im „Führer" angegebenen Datum 1744, wohl aber mit dem wirklichen Jahr der Privilegausfertigung 1746 und ' VIII. Jahrgang, 1895, Seite 49: „Kleine Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei". lI, Kilnersberg. H „Die keramische Industrie in Bayern während des XVIIIJahrhundens." Leipzig 1906. "W Der „Fiihrer" erschien vor dem Aufsatz von Zais. Dagegen nennt E. Gzrnier in seinem „Catnlogue du Musee ceramique de Sevres (Faiences), Paris 1897" ebenfalls noch das falsche Jahr.