LUU verleitet uns zu der Annahme, daß der Krug vielleicht das erste bedeutendere Probestück oder besser Meisterwerk der jungen Manufaktur vorstellt. Die Malerei - in Farbenzusammenstellung und Ausführung gleich hervorragend _ gehört ohne Zweifel zu dem künstlerisch wie technisch vollendetsten, was uns überhaupt an deutscher Fayencemalerei überliefert ist. Eine lediglich füllende Szenerie, bestehend aus rings herumfließendem Wasser, Felsen und einer mit Mauern und Türmen bewehrten Stadt, bildet den Hintergrund. Darüber ist der Himmel mit kräftig abgesetzten Pinselstrichen in so leuch- tendem Unterglasurblau gemalt, daß man an urbinatische Majoliken erinnert wird. Das Blau wird von hellen Wolken unterbrochen, die verbunden mit grauer Zeichnung gelbe Lichter enthalten. Auch das Erdreich des Vorder- grunds ist in wirkungsvoller Farbenvereinigung ausgeführt, und zwar vor- wiegend in grünlichem Blau und starkem Gelb, wozu noch ein charakte- ristisches Braun der Zeichnung tritt. Darauf stehen drei in Graugrün gezeich- nete, braun konturierte Tiere, ein Schaf, ein Ziegenbock und ein Zicklein, in einer Anordnung, als wären sie einem Naturgeschichtswerk entnommen. Den Henkel schmückt eine Weinlaubranke, gleich dem Rebstock neben dem Zicklein in Blaugrau gemalt. Die Vereinigung von kühnen und milden Farben, von Großzügigkeit und meisterhafter Feinarbeit hat ein Werk geschaffen, das wie ein Widmungsstück für den Besitzer der Fayencefabrik anmutet. Ob der Urheber dieses Krugs in den Öttinger Künstlerkreisen zu suchen ist, ob überhaupt die ersten Künersberger Arbeiten irgendwie in Palette und Dekor an die Eigenheiten der älteren Manufaktur anknüpfen, müssen erst weitere Untersuchungen entscheiden; jedenfalls kommt auf unserem Krug die bezeichnendste von den stumpfen Schrattenhofener Farben, das bläuliche Grün, in einer anderen, tieferen Tönung vor, während die ganze Malerei, wie gesagt, in ihrer Art vorläufig vereinzelt dasteht. Sicher ist es freilich, daß der Direktor Conradi zahlreich die ihm bekannten Fayencearbeiter aus Schratten- hofen herüberkommen ließ, das ergibt sich schon aus den von Zais aufge- führten Namen. Es mag an dieser Stelle erwähnt werden, daß das Hamburger Museum einen „Schrattenhoffen" bezeichneten Krug besitzt", der als Vergleichsstück möglicherweise in Betracht zu ziehen ist. Wenigstens ist es nicht ausge- schlossen, daß die Initialen des Zinndeckels j. C. und TS (verschlungen) zu „Johann Conradi, Tiergarten-Schrattenhofen" zu ergänzen sind. Dann hätte also der Krug zum persönlichen Besitz des Direktors gehört und ist mit ihm nach Künersberg übergesiedelt. Den Höhepunkt dieser kleinen Fabriken pflegen die ersten Jahre zu bilden, wo einige vortreffliche Reklamestücke den Beweis der Existenz- berechtigung bringen müssen, ehe man vornehmlich auf Handelsware herab- geht. Wenn von Küner schon 1748 berichtet wird "i", daß geschäftliche Miß- erfolge ihn ohne den Besitz des kaiserlichen Privilegiums zur Aufgabe seines ' ahreshericht des Museums 1896, Seite 24. Vergleiche Diemand a. a. O. Seite n . - 7 ""' Zais, a. a. 0., Seite 50.