Der vorjährige Artikel über die Blumen und Blüten der japanischen I-Ieraldik brachte in zahlreichen Formen verschiedene Motive aus dem Gebiet der japanischen Flora, ohne dabei den Variationen der einzelnen vorgeführten Motive eine besondere Beachtung zu schenken. Der vorliegende Aufsatz dagegen behandelt ein Motiv, den Fächer, allein und bringt alle in den dem Autor dieser Zeilen zur Verfügung stehenden japanischen Original-Wappen- büchern notierten Variationen dieses Motivs zur Darstellung, nebst dem Wortlaut der japanischen Blasonierung, der eine Übersetzung ins Deutsche beigegeben wurde, weil sie sonst den meisten der Leser wohl völlig unver- ständlich geblieben wäre. Ich habe auch sonst, so viel als möglich und wo es notwendig schien, oft wiederkehrende japanische Namen zu erklären ver- sucht, namentlich solche, die in der japanischen Geschichte eine hervor- ragende Rolle gespielt haben. Bei einigen Familienzeichen wurden auch die betreffenden Familien notiert, die diese Mon einst geführt hatten oder noch führen, meist ehemalige Fürstengeschlechter, die in den Bukan („Spiegel der Krieger") eingetragen erscheinen und deren Fächerwappen auf kunst- gewerblichen Gegenständen häufig zu sehen sind. A. DER FALTFÄCHER (001). Der Faltfächer besteht aus dem Gestell und dem über dieses gespannten Papier. Diese beiden Bestandteile des Fächers kommen, jedes für sich, als Familienzeichen zur Verwendung, wie dies aus den Abbildungen I bis II zu ersehen ist. Abbildung I. Ogi no hone : Fächergestell; hone : Gestell oder Gerippe, no : des, der, somit wörtlich übersetzt: „Gestell des Fächers". Das Fächergestell ist hier bloß aus fünf Rippen zusammengesetzt. Diese geringe Anzahl der Rippen darf uns nicht überraschen, sie ist eine heral- dische Freiheit, um das Bild des Mon nicht zu komplizieren. Es linden sich, wie wir später sehen werden, sogar Fächer mit bloß drei Rippen (siehe Ab- bildung 49), mit vier Rippen (Abbildung 51), aber auch sieben, zwölf Rippen und so weiter. Das Fächergestell scheint ein wenig gebrauchtes Mon zu sein, denn es ist nur bei der Daimyo-Familie" der Morikawa zu Oimi in der Provinz Shimosa als deren Kaemon oder Nebenwappen nachzuweisen. Abbildung 2. Jigami z Fächerpapier in sinngemäßer Übersetzung, sonst eigentlich „Grundpapierä ji : Grund, Boden; kami : Papier, hier das k zu einem g erweicht. - Das Papier ist als Grund und Boden des Fächers gedacht. Abbildung 3. Jigami ni kikyo : Glockenblume auf (in) einem Fächer- papier. Ni .-_- in, kikyo : großblütige Glockenblume, Platycodon grandi- Horum (siehe Jahrgang 1907, Seite 545). Abbildung 4.]igami ni katabami -_- Sauerklee auf (in) einem Fächerpapier. Katabami : Sauerklee, Oxalis comiculata. (Mon der Samurai-Familie" Suminokura). " Dnimyo : "Großer Name"; dai : groß, myo : Name. Feudale Fürsten mit zumindest 10.000 Kolm Reis an jährlichen Einkünften. " Samurai -_- Garde. Ehemaliger Militär- und Bearntenadel japans.