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risierenden Stilisierung dargestellt. - Auf
einem nicht restaurierten Freskobild aus
dem Jahre 6x0 nach Christi, das wahr-
scheinlich von einem eingewanderten
Koreaner gemalt ist, sehen wir ganz deut-
lich den turkestanischen Typus (Abb. 25).
Der nackte Fuß, der Schmuck am Kopf
und Hals, das reiche flatternde Kostüm,
die Stellung und Bewegung ist so charak-
teristisch, daß, wenn wir nicht wüßten,
daß sich das Original an der Wand im
Horiuji-Kloster in Japan befindet, wir es
kaum von turkestanischen Bildern unter-
scheiden könnten. Aus China sind buddhi-
stische Bilder aus dieser Zeit bisher nicht
bekannt geworden, doch ist anzunehmen,
daß diese gleiche Kunst auch in China
und Korea ausgeübt wurde.
Auf Freskobildern in Turkestan
(Abb. 26) finden wir die zwei verschie-
denen Stile, die nebeneinander auch in
Japan gepflegt wurden. Die Darstellung
der Götter in nackter überschlanker Figur
mit besonders stark eingezogener Taille
zeigt einen bewußten Gegensatz zu den
bekleideten, in naturalistischer Beobach-
tung gemalten Priestern. Wo Menschen
von Fleisch und Blut, Zeitgenossen der
Künstler dargestellt werden sollen, wird
das Porträt angestrebt, während für die
Gottesdarstellung die stilisierte Form der
fremden indischen Kunst in den Grund-
regeln unverändert beibehalten wird.
So war es bereits in Turkestan und
so ist es bis zur Neuzeit in China und
Japan geblieben. Da Malereien nur ganz
Abb. 32. Vaisravana, stehend auf zwei Yakshas,
zwischendenenFrau;KleidungvergleicheAbb.3 x;
stilisierte Gewandung und chinesische Schuhe;
im Kyowago Kokuji-Tempel, Kyoto, angeblich
VIII. Jahrhundert. (Aus Tajima, Selected Relics
cf Japanese Art, Band I)
selten erhalten sind, müssen wir Statuen zum Vergleich heranziehen. Neben-
einander finden wir in lebendiger Naturwahrheit den Priester der buddhi-
stischen Lehre (Abb. 27) dargestellt, aber die Gottestigur (Abb. 28) in stilisierter
Tradition. In Japan entstand eine nationale Kunst in der Weiterentwicklung
beider Stile (Abb. 29), bis der realistische Zug die Tradition übertönte (Kama-
kura Schule XII. Jahrhundert), um in der folgenden Zeit selbst wieder zu
Tradition zu erstarren. - Was wir bei der Malerei wegen Mangel an er-
haltenen Bildern nur unsicher nachweisen können, zeigt sich in der Plastik
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