425 wenn auch nicht ganz ohne fremde Beihilfe, doch zum allergrößten Teil vom Künstler allein ausgeführt wurde. In Wahrheit das Werk eines Meisters! Ein Glück, das das Geschick dem bereits siechen Manne vergönnt hat, diese Arbeit, welche er selbst wiederholt als die Erfüllung seines Lebenstraumes bezeichnet hat, zu Ende zu führen. Und vielleicht ist es eben dieser Drang nach Verkörperung seines Ideals gewesen, der Geist und Hand beflügelte und kräftigte, auszuharren bis ans Ende. - Noch ein Wort über die Raum- behandlung in diesen großen Freskowerken Grolls. Auch in diesem Punkte wußte der Künstler geschickt zwi- schen dem Rafünement des älteren Barockstils und dem archaisieren- den Purismus neuerer, nament- lich romantisierender Malerei eine glückliche Mitte zu halten. Der alte Barockstil, perspektivischer Künste voll, hat oft den Raum, den seine Bilder zu schmücken bestimmt waren, völlig zersprengt. Der Blick in einen idealen, besser gesagt, illusionistischen Raum, den die Kunst des Malers hervor- zauberte, verdrängt das Gefühl für den realen, welchen der Architekt geschaffen hat. Umgekehrt die Parole der archaisierenden Malerei älterer und neuerer Präraffaeliten, welche die dritte Dimension ver- bannt und nur Flächen, nichts als Flächen zulassen will. Es braucht nicht gesagt zu werden, daß diese Forderung, in einer Barockkirche Abb. 17. Der heilige äläiiäiacgzäiizrus an der Kapelle in würde auch einen freien Illusionis- mus kaum ertragen wollen. Groll ist verschiedene Wege gegangen. Manche Darstellungen, namentlich die Bilder in den Gurtgewölben, läßt er als Bilder wirken, die sozusagen ihren eigenen Raum mit sich führen. Bei anderem, zum Beispiel bei den Gestalten der Evangelisten oder der musizierenden Engel am Orgelchor, hat er mit bewußter Kunst den Schein voller Körper- lichkeit erstrebt und erreicht. Dasselbe gilt zum Teil auch von den Dar- stellungen in der Haindorfer Kuppel, die auf ein gemaltes Podest von einigen Stufen gestellt sind, dadurch über das Kranzgesims emporragen und durch Gewandstücke, welche über diese Stufen hinabfallen, Gliedmaßen, welche darüber hinauszuspringen scheinen, außerordentlich plastisch, wie