wir bei dem Kunsttischler Friedrich Zeymer ein reizendes Zimmer aus Nußholz mit schwar- zen Intarsien, das von dem Sohne des Verfertigers entworfen und als „Wohn- und Speise- zimmer" im Katalog bezeichnet ist, ein Gedanke, der praktisch häufiger durchgeführt werden sollte. Wenn wir uns noch einen praktischen großen gepolsterten Fauteuil und eine Bücheretagere in diesen Raum stellen, so dürüen wir wohl dem Ideal eines solchen Wohn- raumes ziemlich nahegekommen sein. Auch bei Anton Herrgesell, der ein Speise- und Herrenzimmer ausgestellt hat und dessen Leistung vom holztechnischen Standpunkt be- sonders in der Art der Verwendung des Fladers eine außerordentliche ist, sind die Ent- würfe von seinem Sohne Mauritius I-lerrgesell, bei dem wir nur in der Art der Verwendung der Verglasungen einfachere Lösungen wünschen würden. Die Art des Architekten A. Loos erkennen wir sofort in dem Schlafzimmer von Karl F. Karasek, nur können wir uns mit den auf das glänzend polierte Holz aufgesetzten wuchtigen Metallbeschlägen nicht be- freunden, ebenso wie wir an die Urheberschaft des Künstlers bei den Sitzmöbeln wohl kaum glauben können. Von Professor Wytrlik ist ein modernes Schlafzimmer, ausgeführt von Josef Wosatka in Mahagoni und Palisander, durch die Einfachheit und Zweckmäßigkeit besonders hervorragend, von Otto Prutscher ein Speisezimmer von Matthias Haluza und ein l-Ierrenzimmer von Siegmund Spitz. Ein in der Farbe sehr interessanter Raum ist ein blau in blau gehaltenes Sitzzimmer von Leopold Loevy, ebenso von starker koloristischer Wirkung ein vom Architekten Freiherrn von Krauß entworfenes Speisezimmer von Anton Pospischil und von demselben eine Damenzimmereinrichtung, bestehend aus Kopien nach Originalen aus der Biedermeierzeit. Aug. Schestag IE KUNSTALTERTÜMER IM ERZBISCHOFLICI-IEN KLERlKAL- SEMINAR ZU FREISING. Die Kunstsammlung im Klerikalseminar zu Freising gehört zu den wichtigsten kleineren Sammlungen in Süddeutschland. Einerseits enthält sie eine Reihe vortrefflicher Tiroler Tafelbilder, denen Hans Semper im II. Band des „Ober- bayrischen Archivs" 1896 eine grundlegende illustrierte Studie gewidmet hat. Und gerade in Freising ist diese Sammlung von Wert, weil sie bei Studien über die bayrische Malerei sehr gut als Vergleichsmaterial dient. Der zweite Hauptbestandteil der Freisinger Sammlung enthält Werke der oberbayrischen Plastik vom XII. bis ins XVI. ]ahrhundert, die zum überwiegenden Teil noch Sighart, der Verfasser der grundlegenden „Geschichte der bildenden Künste im Königreich Bayern" gesammelt hat. R. Hoffmann, dem wir den trefllichen, auch in diesen Blättern besprochenen „Altarbau im Erzbistum Freising und München" verdanken, hat nun einen exakten und wissenschaftlich genauen Katalog der Freisinger Sammlung gegebenä Die l-laupttypen der bayrischen Plastik sind in guten Beispielen vertreten, aber auch Werke von hervorragendem künstlerischen Wert birgt das kleine Museum, wie die schöne Madonna mit Kind (Nr. 29) vomEnde des XVJahrhunder-ts, den sitzenden heiligen Sigismund um 1480, der Erasmus Grasser nahesteht (Nr. 3 1) und zwei schwungvolle Figuren der beiden heiligen Johannes um 1520 bis 1530 (Nr. 134, 135), aus derselben Zeit also, in welcher der herrliche St. Georg und der St. Rosso der Münchener Liebfrauenkirche entstanden. R. Hoffmann hat die gerade in der letzten Zeit frisch ange- faßte und ergebnisreiche Literatur sorgfältig durchgesehen und den von Habich und Halm aus dem anonymen Dunkel herausgeholten Meistern Hans Leinberger, Math. Kreniß und Stephan Rottaler eine Reihe von Schnitzereien in Freising zugeschrieben. Kreniß ist nach Halm der Meister der Altöttinger Schloßtüren und seine Theorie hat jedenfalls bedeutend mehr Beweiskraft, als die von Hermann Voß, der sie dem Passauer Bildschnitzer Huber zuschreibt, dem Bruder des Malers Wolf Huber. Nach Voß (Ursprung des Donaustils, Seite 205 ff.) ist der Vorname dieses Huber nicht urkundlich zu erfahren. Vielleicht ist hier Jörg Huber von Passau zu beachten, der mit Veit Stoß 1492 das Grabmal des Königs Kasimir Jagello im Krakauer Dom schuf. Jedenfalls müßte die Frage unter diesem Gesichts- " „Beiträge zur Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising". Neue Folge IV, München, J. Lindauer (Schöpping). 1907. Auch im Separatabdruck erschienen.