ausstellungen ihres bisherigen Lebenswerks in die richtige Beleuchtung gerückt. Neben ihnen treten weiter die in größeren Sälen untergebrachten Kollektivausstellungen des Oberbayrischen Architekten- und Ingenieurvereins und eine zwar nicht umfangreiche, aber sehr gewählte Sammlung von Entwürfen der Münchner Sektion des „Bundes deutscher Architekten" in künstlerisch bedeutsamer Weise auf. Man hat es glücklich vermieden, durch Ausstellung allzuvieler Technica das Publikum, wie es sonst bei Ausstellungen der Fall war, fernzuhalten. Die dekorativ äußerst glückliche Haltung der Räume, die Vor- Führung ausgiebig vieler farbig gehaltener Blätter, wie geschickt behandelter und gut placierter Modelle zeigen deutlich, wie auch eine Architekturausstellung für weitere Kreise interessant gestaltet werden kann. Dali die neuzeitliche „Kirchliche Kunst" seit Dezennien in ganz Deutschland kein recht erfreuliches Bild bietet, ist eine bekannte Geschichte. Deshalb lag es nahe, in einer Stadt, wo sie von außerordentlicher Bedeutung ist, von wo aber auch ein umfangreicher Export künstlerisch recht fragwürdiger Objekte dieses Arbeitsgebiets sich ständig voll- zieht, anläßlich einer auf rein künstlerischen Grundsätzen aufgebauten Ausstellung zu zeigen, daß auch andre Kräfte sich in den Dienst dieser ernsten Sache zu stellen vermögen. Eines der bösesten Kapitel nach dieser Richtung, dem sich tüchtige Künstler seit nicht allzulanger Zeit entgegenstellen, ist die Friedhofskunst. Die über alle Massen reizvoll arrangierte kirchliche Abteilung der Münchner Ausstellung gibt prächtige Beispiele dafür, wie mit geringem Aufwand weit bessere Resultate erzielt werden, als es bisher auf diesem entsetzlich vernachlässigten Gebiet der Fall war. Schon die mit reichlichem Vegetations- schmuck versehene Anlage eines größeren und eines kleineren Friedhofs, der säulen- geschmückte Verbindungsgang zwischen den Ausstellungshallen und der nach Entwürfen Spannagels erbauten Kirche, dann der auf wuchtigen, kurzen Maueruntersätzen ruhende Bogengang mit Wandmonumenten, die anschließenden Kapellen, der überaus reizvolle Friedhofsbrunnen, das in völlig frühchristlichem Sinne gehaltene Columbarium mit den plastischen Bildnissen jüngst verstorbener Münchner Künstler, all das atmet nicht den Geist einer nach vielen Nummern zählenden Ausstellung; es ist, getreu dem Programm des Ganzen, Kunst, ernste, tiefempfundene Kunst, die alles mit einem eigenartigen tiefpoeti- schen Zauber zu umkleiden versteht. Abgesehen von den vielen, außerordentlich wertvollen Anregungen, die von den Einzelobjekten: Altären, Taufbecken, Wand- und Glasmalereien und so weiter förmlich ausstrahlen, eine Fülle gründlichen Könnens, feinen Fühlens offen- barend, bieten sich in der architektonischen Anlage köstliche Bilder, wundervolle Flächen- und Linienüberschneidungen, farbige Lichtpartien und dämmerige Schattenwinkel, Durch- sichten köstlichster Art in Menge. Es ist eine wahre Wonne, in diesen stimmungsvollen Ecken frühmorgens, ehe sich die Besucher in Massen herandrängen, bei Sonnenschein ein Stündchen zu verleben. Was dem Orte einen besonderen Reiz verleiht, ist der Umstand, daß auch hier jenes spezifische Münchner Etwas vorwaltet, das sich nicht genau definieren läßt, der Ausdruck eines stark konservativen, dennoch aber frohgemut und warm stimmen- den Genius loci, der vom Alten das Gute bewahrt, vom Neuen alles Gewollte, alles Gesuchte, Aufdringliche sich vom Leibe gehalten hat. Darüber klagen viele, die einen andern Ton angeschlagen wissen möchten. Warum? Es ist Münchner Kunst und einheitlich, das wird niemand bestreiten wollen! In dem Boden muß doch ein ganz besonderer Gähr- pilz stecken! Wieviele sind nicht schon weggeholt worden von den Guten, von den Besten, um anderswo ihr Können vielleicht höher eingeschätzt, glänzender bezahlt zu sehen als in Isar-Athen . . . Sie haben keine Lücke hinterlassen, sie haben aber auch nirgends jenen Zug ins künstlerische Leben gebracht, wie er in München sich noch immer ganz von selbst ergeben hat, weil, weil - nun weil man eben jene gewähren ließ, auf die es schließlich doch bei jeder vollwertigen künstlerischen Tat ankommt. Diese Abteilung für kirchliche Kunst ist ganz einfach ein Juwel und traurig möchte man werden bei dem Gedanken, daß derlei Dinge bloß für die Dauer von wenigen Wochen stehen bleiben. Sie sehen so ganz und gar nicht gemacht aus, sondern gewachsen! Um den Weiterbestand eines gänzlich