geformten Tiere gingen im XII. und XIIIJahrhundex-t bekanntlich auch in die Wappen über und haben sich dort bis heute erhalten. Die Tiere und Fabelwesen sind übrigens - wohl haupt- sächlich aus den Stoffen - schon lange in die allgemeine Kunst- sprache eingedrungen; es sei zum Beispiele nur an die reichen Darstellungen dieser Art in der St. Severuskirche zu Boppard Siegel aus (um 1230)" erinnert oder an die merkwürdigen Tonfliesen des d'"l'lfrge'glh" XIII. Jahrhunderts aus der früheren Basilika auf dem Vysehrad zu Prag". Es brauchte also nicht immer gerade ein Stoff als Muster unmittelbar vorzuliegen; aber er war, wie gesagt, wohl der ursprüng- liche und immer der beweglichste Vermittler solcher Motive. Mit dem geo- metrischen Muster auf der rechten Seite des Pluviales möge man die auf Seite 630 abgebildeteBorte einer Mitra zu St.Peter in Salzburg vergleichenif". Besonders die schräg ansteigenden Bänder mit den Quadraten sind dem mittleren Ornamentteile der rechten Seite des Pluviales nahe verwandt. Man übersehe dabei nicht, daß am Pluviale wieder verschiedene geometrische Flächenfüllungen aneinander stoßen; es war ähnliches schon an beiden Seiten des Antependiums zu beobachten. _ Wir gehen nun zur schwierigsten Frage über, der nach der ursprüng- lichen Gestaltung der Kasel, da sich aus der Lösung dieser Frage manche andre Erkenntnis, besonders bezüglich der Tunicella und Dalmatika, von selbst ergibt. Ganz klar ist es, daß die Kasel heute nicht die ursprüngliche Form haben kann; es ist diese Art der „Geigenform" erst in der Renaissance- und Barockzeit üblich. Auch ist es ja ganz offenbar, daß sowohl Vorder- als Rückseite (Abbildungen auf Seite 633 und 635) heute nach allen Seiten unorganisch und rücksichtslos abgeschnitten sind. Es ist nun schon früheren Beobachtern nicht entgangen, daß die bereits erwähnten, in das Pluviale ein- gesetzten Teile zur Kasel gehören müssen; betreffs der andern Teile, die sich an den verschiedenen Stücken des Ornats als Ausbesserungen finden, und der eigentlichen alten Kaselform blieb man jedoch völlig im Unklaren. Es ist nun aber gelungen, die ursprüngliche Form in ihrer Hauptsache wieder zu sichern und den größten Teil der alten Kasel wieder zusammenzubringen, und zwar so, wie es auf den beiden Tafeln zu erkennen ist. Es wurde diese Zusammenstellung, nebenbei bemerkt, nur in Pausen vorgenommen; aus den Originalen wurden die eingesetzten Stücke nicht entfernt. Denn so, wie die Stücke sich heute darstellen, ent- 1' Borrrnann, „Wand- und Deckenmalereien". "f Mitteilungen der k. k. Zentralkommission, 1903. Abbildung im. Auch die Fliesen aus St. Emmeram in Regensburg, jetzt im Germanischen Museum zu Nüm- berg, wären zu vergleichen. m" Nach Bock, „Liturgische Gewänder", II, T.XVI. Schema einer Kasel in St. Elis, XII. bis XIILJahrh.