042 LOCAT - INCELIS - Qb (quibus) - EST - A - - - - ' - mAIESTAS - AMOR - ET - DIVINA - PO"ESTAS (potestas) - (Diese ordnet er in den Himmeln, denen ist ' - - - - - Macht, Liebe und göttliche Kraft I.) Jedenfalls bezieht sich diese Inschrift auf die Gestalten unten, die wohl als die neun Chöre der Engel aufzufassen sind. Um die „majestas domini" waren wieder die vier Evangelistensymbole geordnet, von denen aber die zwei oberen heute vollständig verloren gegangen sind; sie müssen ursprünglich fast auf den Achseln gelegen haben. Im untersten Teile der Kaselrückseite sehen wir das heute im Pluviale unterhalb der thronenden Madonna eingesetzte Stück (Abbildung auf Seite 625). Die Inschrift über der betenden Gestalt lautet: CI-IVNEGVNDIS - ABAT(issa) ----, so daß wir hier offenbar wieder die Verfertigerin oder Leiterin der Stickarbeit vor uns haben. Es sei hier eine Kleinigkeit bemerkt, weil sie im Zusammenhange vielleicht nicht ganz belanglos ist; es steht nämlich in Wirklichkeit in der Stickerei nicht „Chunegundis abatissa . . .", sondern „Chunegundisoabatisszw (in großen Buchstaben). Es ist aus dem Trennungspunkt oder kleinen Trennungskreis zwischen den zwei Worten beim Sticken ein großes O geworden; da die Seide im Innenraume des O aber abgeschabt ist, erkennt man noch den viel kleinern vorgezeichneten Trennungskreis. Es ist wohl offenbar, daß die Stickerin die Verschreibung mißverstanden hat, was wohl weniger wahrscheinlich ist, falls Zeichner und Stickerin an ein und demselben Orte waren oder falls der Zeichner, der für seine Zeit offenbar ein Künstler war, die Ausführung der Stickerei selbst überwachte. Merkwürdig ist noch die Unsymmetrie der Türme über den Bogen- stellungen und der Evangelistensymbole selbst. Von äußerem Zwange kann hier gewiß nicht gesprochen werden, sondern nur von künstlerischer Frei- heit und Absicht. Daß die Bogen noch Rundform zeigen und nicht zugespitzte Gestalt haben, darf uns nicht verwundern; auch das prächtige Antependium von St. Jodokus in Eger, das wahrscheinlich erst nach m68 entstanden ist, zeigt noch romanische Bogen, aber auch die Kasel des XIII. jahrhunderts aus Angers, die Rohault de Fleury in seinem Werke „La Messe" auf Tafel DCX abbildet". Was die Gestalten selbst betrifft, so ließe sich etwa auf die um 1220 entstandene I-Iamersleber Bibel in der Gymnasialbibliothek zu Halberstadt""""' "' Wir glauben, daß so wie bei der Inschrift des Pluviales das 1-14 das Zusammentreffen von Anfang und Ende der Inschrift bedeutet. Bock und Theußl beginnen mit Msjestas oder Amor zu lesen. Es wäre nun aller- dings möglich, daß in dem großen fehlenden Teile oben auch ein größeres Zeichen vorhanden war; ein be- stimmter Grund zu einer solchen Annahme ist aber nicht vorhanden. Gegen unsere Annahme spricht auch nicht, daß die verschiedenen lnschriften einmal oben, einmal unten beginnen; es entspräche nur dem Prinzip des Gegensatzes, der durch die ganze Arbeit geht. Nebenbei bemerkt, wird bei den Annahmen Bocks und Theußls (Finsters) der fehlende Raum anscheinend auch nicht ausgefüllt und der Kreis rnußte doch unbedingt geschlossen sein. Außerdem erhält man so am Ende einen Reim, wie auch auf der andern Seite der Kasel. Nach dem uEST-An finden sich in dem eingeschlagenen Teile Spuren zweier Buchstaben, von denen der zweite wohl ein E ist; Finster (Theußl) denkt an Alleluja, doch füllt dieses Wort kaum den ganzen fehlenden Raum. "' Zu vergleichen wäre auch die berllbmte (in der Anlage etwas ältere) Elisabeth-Kasel im Dome zu Erfurt (V. Doering, Meisterwerke der Kunst aus Sachsen und Thüringen, Tafel 36). "u "Bau- und Kunstdenkrnäler der Provinz Sachsen", XIV. Heft, Tafel 3.