I DIE DEUTSCHEN KERAMIKEN DER SAMM- LUNG FIGDOR (I) 50 VON ALFRED WALCHER VON MOLTHEIN-WIEN 50' EN Privatsammlungen ist es ziemlich allgemein, daß sie in ihrem Anfangsstadium das Gebiet alter Keramik pflegen - sei es, daß sie mit den klassischen Ton- gefäßen beginnen, oder das Altertum negierend, deutsche und italienische Arbeiten der Renaissance sammeln. So wie dieKeramik eines unserer ältesten Gewerbe ist, ist sie auch eine der ersten Lieb- habereien jedes Sammlers geworden - nicht zum mindesten, weil sie nach zwei Seiten hin, durch die Form und die Farbe der Erzeugnisse das Auge des Kunstfreunds befriedigen kann. Die noch vor etwa 35 Jahren sehr mangelhafte Literatur über diesen Zweig des Kunst- gewerbes hat die Erkenntnis des wirklich Guten stets erst nach längerer Beschäftigung mit keramischen Arbeiten eintreten lassen, weil und speziell bei uns in Österreich ein Überblick über die Massenware der rheinischen großen Betriebsorte für deutsches Steinzeug und der italienischen Bottegen für Majolika ursprünglich gänzlich fehlte. S0 haben Privatsammlungen vieles zusammengebracht, was sich später als Alltägliches im westdeutschen oder italienischen Kunsthandel erklärte und erst nach Jahren ist das Verständnis für seltene Formen, für Schöpfungen wirklicher Kunsthafner und hervor- ragender Majolikamaler rege geworden. Aus dieser allgemeinen Erscheinung, die mir gerne mancher Sammler und manches Museum einbekennen wird, sticht die Sammlung Figdor heraus. Wir finden hier unter hundert Stücken nichts, was zur Massenware gehört oder auch nur eine Reihe von Wiederholungen gefunden hat; noch mehr, nahezu alles ist selbst dem Spezialisten für gotische und Renaissancekeramik von Bedeutung - in einzelnen Fällen ganz neu - und darin hat die Samm- lung Figdor auch auf diesem Feld in verhältnismäßig kurzer Zeit unter den Privatsammlungen einen ersten Rang erworben. Ohne spezielle Vorstudien von seiten der Eigentümer ist hier eine Reihe der seltensten Stücke und eine auffallend große Zahl keramischer Unika zusammengetragen worden. Hierbei haben die Sammler das westdeutsche Steinzeuggebiet in gleicher Weise berücksichtigt wie die Krug- und Ofenhafnereien unserer Alpenländer und die bedeutendsten Werkstätten früher italienischer Fayencekunst. An dieser Sammlung haben viele vieles gelernt und die keramische Literatur steht auf dem Standpunkt, sich intensiv mit ihr beschäftigen zu müssen. Erst kürzlich hat Otto von Falke die beiden mittelalterlichen Steinzeug- vasen dieser Sammlung mit zwei ähnlichen Gefäßen im Dom zu Limburg an der Lahn und im Museum zu Kassel sowie zwei im Inventar Herzog Philipps des Guten von Burgund genannte Becher zu einer Gruppe vereinigt x