immer gehören dazu lange Bortenbänder grünrot- und weißgelbstreifig, mit Karover- Hechtung und mit versponnenen Schlangenlinien, an denen die Handschuhe außer Gebrauch über den Schultern hängend getragen werden. Einige Variationen dieser Handschuhe sind in ihrer Zeichnung und Farbenmischung so harmonisch, daß man sie auch in der Stadt bei großer Kälte statt der bekannten, ja auch rustikalethnographisch wirkenden grob- maschigen englischen Wollhandschuhe von Dent und Fownes tragen könnte. Nicht so charakteristisch präsentiert sich das Mobiliar. Typisch bäurisch im kon- struktiven Kastengefüge mit deutlich betontem Zapfen- und Verstrebungsgefüge, so stehen Schrank, Bank, Gestühl, Uhr und das für die Familienvermehrung ausziehbare, bedachte Bett da; grün angestrichen mit primitiven Blumen und Fruchtstücken. Versuche neuer Art werden in Applikationsarbeit gemacht. Doch scheint der Stil reiner bei denen, die mit der Tradition verbunden bleiben. a: 1' ßk Und schließlich hat die Chronik ein österreichisches Kunstgewerbegastspiel zu ver- zeichnen: die Ausstellung des k. k. Zentralspitzenkurses aus Wien, die im Kaufhaus des Westens stattfand. V Es war ein anregendes Schauspiel und voll lebendiger Anschauung, da hier statt theoretischer Conference die Techniken selbst vorgeführt wurden, und zwar von Spitzen- arbeiterinnen der verschiedenen Landschaften in ihrer originalen Tracht. So gab es als Gegenstück zu der Trachtenpuppenrevue hier Leibhaftiges: eine Egerländerin führte die erzgebirgischen Fertigkeiten, Nadelarbeit und klassisches Genre der Brüsseler und Venezianer Points vor; eine Dalmatinerin die Reticellakünste und die Weißstickerei; eine Straßnitzerin die Toledotechnik und die A-jour-Arbeit; eine Polin aus dem Kronland Galizien die Crochettechnik; eine Xdrianerin aus dem Kronland Krain die Klöppelei. Felix Poppenberg VERÖFFENTLICHUNGEN ÜBER KUNSTGEWERBLICI-IE HAUS- INDUSTRIE. Vor uns liegen drei Publikationen, die uns zeigen, wie rege das Inter- esse für heimatliche und volkstümliche Kunstfertigkeiten in unserer Zeit wieder geworden ist. Ganz aus dem Norden sind zwei Mappen Stickereimuster (Broderimßnstre), von „Den norske Husßidforening" in Kristiania herausgegeben, zu uns gelangt. Es sind durchaus Ar- beiten mit erhabener und teilweise mit ausgeschnittener Leinenstickerei (punto tirato und punto tagliato etc.). Die Muster klingen wohl durchaus an solche aus italienischen, deutschen und andern Musterbüchem des XVI. Jahrhunderts an und gehen in letzter Linie sicher auch auf solche Vorlagen zurück, doch nicht direkt, sondern von einem aus- geführten Stücke zum andren; die Muster haben dadurch vielleicht an Reichtum und Zierlichkeit gegenüber den alten verloren, aber an Klarheit, Kraü und Materialgemäßheit gewonnen, wenn wir diesen heute so viel mißbrauchten Ausdruck schon anwenden dürfen. Es haben sich so Muster ergeben, die gleichsam über zeitliche und örtliche Entwicklung erhaben und in gewissem Sinne darum auch unvergänglich sind. In der Tat ist unter ähn- lichen Verhältnissen auch an andern Orten, besonders auch Österreichs, ähnliches ent- standen; doch das mindert für uns nicht den Wert der VeröHentlichung, sondern erhöht ihn eher, sowohl kunstwissenschaftlich als praktisch. Da die Abbildungen in natürlicher Größe und sehr klar gehalten sind, werden die Hefte gewiß über die engere Heimat der Erzeugnisse hinaus anregend wirken können. jedenfalls ist die Arbeit des genannten Vereins sehr verdienstlich und kann ähnlichen Unternehmungen nur zum Vorbilde dienen. „Der Nordschleswigsche Verein für Hausweberei" in Flensburg sendet einen „Rück- blick und Ausblick", der, von einigen kräftigen bildlichen Darstellungen begleitet, die frühere, sowie die gegenwärtige Lage der verschiedenen künstlerischen Kunstfertigkeiten in Schleswig, sowie die Ziele und bisherigen Erfolge des Vereins darlegt. Bekanntlich ist gerade Nordschleswig, das freilich auch immer einfachere wirtschaftliche Verhältnisse