73 DIE WOHNUNG DER NEUZEIT" 50' VON HART- WIG FISCHEL-WIEN 50' Yhgißixqlfg- LS eine Antwort auf die immer lauter sich erhe- ' ' i: bende Frage, ob wir imstande sind, unsere Kultur 9' ' zu einer künstlerischen zu gestalten, möchte auch dieses Buch aufgefaßt werden, so beginnen die Herausgeber E. Haenel und H. Tscharmann die Vorrede ihres Buches, das sie der „Wohnung der Neuzeit" gewidmet haben, um damit ihre Arbeit über das „Einzelwohnhaus der Neuzeit" fortzu- setzen, welche sie vor zwei Jahren erscheinen ließen. Mit diesem Programm ist der Inhalt des ansprechenden und anspruchslosen Bandes gekennzeichnet, in dem eine Richtung unserer heutigen Lebensziele beleuchtet werden soll, die zu den wichtigsten gehört. Wohl frägt der Künstler selbst nicht viel danach, wie weit man im allgemeinen auf dem Wege fortgeschritten ist, den er betreten hat, wenn er nur fühlt, daß es der richtige Weg ist. Wohl braucht derjenige, der sich in den Dienst der Kunst begeben hat, im täglichen Ringen mit den For- derungen des Tages, mit der Trägheit der Massen und der Schwierigkeit der Aufgaben keine Aufklärung darüber, ob der Kunst auch wirklich Eingang zu schaffen ist in das Leben seiner Zeit. Es ist sein Evangelium und sein Glaubensbekenntnis, ohne das er nicht schaffen kann, daß diese Frage zu be- jahen ist. Der feste Boden, auf dem er steht, der nicht wanken darf. Revuen über das Geleistete vermögen ihm Anregungen zuzuführen, Überzeugungen zu bekräftigen, seinen Mut zu beleben; im Grunde bedarf er ihrer kaum. Anders liegt die Sache mit jenen, die Aufträge erteilen, Aufgaben bestimmen, die eigentlich Nutznießer dessen sind, was der Künstler ins Leben ruft. Sie wissen nur, ob das, was man ihnen bietet, mehr oder weniger ihren Bedürfnissen entspricht, ihren Augen Freude macht. Aber wie viele sind sich über die Bedürfnisse ihrer Lebensweise wirklich klar und wie viele haben gelernt, ihre Augen zu gebrauchen? Die Wohnungsgestaltung ist ein Problem, an dem der Auftraggeber mitschaffen muß, bei dem der Künstler verstehen und verstanden sein muß, mehr wie überall anders. Die Wohnungs- kunst ist ein Gebiet, auf dem der ))L'Art pour PAHQ-Standpunkt am wenigsten Berechtigung hat. Das Ausstellungswesen hat hier viel Schaden angerichtet. Das Kauf- haus, der Großbetrieb der Industrie, die Findigkeit geschäftskluger Mittler hat viele Störungen in die Entwicklung getragen. Aber neben diesen schädlichen Einflüssen ist der persönliche Kontakt zwischen Künstlern und Kunstfreunden schon"unendlich fruchtbringend " „Die Wohnung der Neuzeit", herausgegeben von Erich Haenel und Heinrich Tscharmann. Leipzig, ]. j. Weber. Gn-B". xo