94 Material. Als Böttger 1710 mit seinen Erzeugnissen, deren Wert sich auf 4000 Taler belief, auf der Leipziger Messe erschien, waren fast alle der genannten Verzierungsarten bereits vertreten. Im nächsten Jahre gesellten sich aber zum roten Steinzeug noch verschiedenartige marmorierte Gefäße, wie denn über- haupt die Erzeugung marmorierten Steinguts und namentlich derartiger Fliesen Böttger durch längere Zeit beschäftigte, ohne daß jedoch deren fabriksmäßige Herstellung größere Dimensionen angenommen zu haben scheint. Tee-, Schokolade- und Kaffeegeschirr, Bierkrüge, Vasen und Leuchter waren neben allerlei kleineren Gegenständen die am häufigsten fabrizierten Objekte. Im Jahre I7I3 kam das erste Böttger-Porzellan auf der Leipziger Oster- messe zum Verkauf. Erst von diesem Jahre an kann man von einer wirk- Bötzger-Porzellan mit aufgelegten. geformten, antikisierenden Verzierungen lichen Porzellanmanufaktur sprechen. Bis dahin hatte sich Böttger mit der Konstruktion entsprechender Öfen bemüht, was um so mehr Zeit, Mühe und unablässiges Versuchen erfordert hatte, als er auch die Schamotteziegel für die Öfen, die Kapseln für die Porzellane und endlich die Kegelchen, die den Garbrand anzeigen, teils erfinden, teils für seine Zwecke umändern mußte. Das Böttger-Porzellan war aber noch immer nicht dasselbe wie unser heutiges Porzellan, denn Böttger hatte noch keine Kenntnis von der Verwendung des Feldspats und bediente sich an dessen Stelle in der Regel des Alabaster-s oder der Kreide als Flußmittel. Das Böttger-Porzellan ist daher auch weniger durchscheinend als spätere europäische Porzellane. Im weiteren Verlauf der Entwicklung zeigt sich, daß Geldmangel und eine an Engherzigkeit grenzende Vorsicht der Regierungsorgane Böttgers Erfolge nach jeder Richtung hemmten, daß immer von neuem auftauchende Schwierigkeiten auf den Charakter wie auf die Lebensführung Böttgers