Illumination, reizvoll gebrochen, mit wechselvollen Reflexen antwortet. Oder er bannt die grüngoldene Dämmerung, mit Sonnengellimmer ausgestickt, in einer Pergola mit rostrot hängendem Gezweig. Oder weichwallende Lichtströme über weiße Parktreppen und weiße Uferwege. Differenzierter Geschmack schwingt in den Porträten. So imSelbstporträt, in Sonne und Luft getaucht, auf dern Hintergrund des Meeres mit dem weißen Hut über dem angeglühten Gesicht. Die Frauenbildnisse sind prickelnde Capriccios: die lacertenhafte Parisienne mit der Hüftenkurve, die Mondäne mit den esprithaften Lippen und der spielenden Haltung im Lehnstuhl. Ein menschliches Stilleben ist das Porträt des chinesischen Gesandten in der tonigen Harmonie des blausilbernen Gewandes auf grauem Hintergrund. 4: i: Neue Nadelarbeiten von Florence Jessie Hoesel sind im Kunstgewerbemuseum in einer Sonderausstellung vereinigt. Die reine Art dieser Künstlerin, die mit Stickerei und Applikation ihr lyrisch schwin- gendes Naturgefühl ausspricht, erweist sich darin, daß sie nie mit illegitimen Mitteln Malerei vortäuschen will, daß sie nie auf Viituositätskunststücke ausgeht. Stets läßt sie sich aus dem von ihr gewählten Material und der ihm gemäßen Technik Gesetz und Bedingung der Ausdrucksweise diktieren. Material und technisches Werkzeug sind der farbige Seidenfaden von vielseitiger Nuancenfülle der Farbe, die Grundfläche von Seide oder Leinen, und die Nadel; ein weiteres Hilfsmittel die Applizierung. Die Landschaftsmotive, die mit solchem Werkzeug und Stoff ausgedrückt werden, sind mannigfach: beblümte, blütenbestickte Wiesenstriche; fiimmemde, schwanke Frühlings- bäume zur Seite schmaler Wege; sanfte Hügelwölbungen und Abhänge mit zartschimmrigen Blütenflocken übersät; flatternde Schmetterlinge; stolzierende Pfauen im Serpentintanz ihrer Schweifräder; glühende Sonnenuntergänge über finsteren Kieferwäldern; huschende, den Mond überschleiernde Wolkenphantome; zittrige Birken und aufgelöstes, lang und bang verflatterndes Haargezweig über beglänztem Wasserspiegel. Dies die Stimmung; nun die Art der Wiedergabe, der Transponierung in die Ausdruckssprache von Nadel und Stoff. Da ist nun besonders charakteristisch die Darstellung von Birken und Weiden. Aus der natürlichen Führung der Nadel, die ihren Faden zieht, fühlt man das Sprießige, Fädige, Stichlige des Zweigwerks in organischem Prozeß entstehen. Und das dichte, enge schraf- fierungskritzelige Fadenspinnen in silbergrauer Farbe schafft die sprenklige Maserungs- struktur des Rindenstammes. Oder die Nadel fährt scheinbar exzentrisch, im Zickzack hin und her, in blitzzuckigen, regenschauerartigen Strichen, und solch schwirrendes Gewirr ordnet sich den Blicken zum entlaubten Baume mit bewegt verkreuztem Besengezweig. Wie nun gerade das Fädighängende der Birke solcher Technik entgegenkommt, läßt sich denken. Das Überziehen der Grundfläche mit dichtem, vielfarbigem Seidengespinst, grün- gelb-lilafaserig, gibt gut das Moosige, Weichsamtige des Waldbodens im Spiel des Lichtes wieder. Auch die Komposition, die Gruppierung der Motive wird immer aus dem Material empfunden. Aussparung ist, wie bei denjapanern, beliebt; ganze Strecken der Grundfläche bleiben frei, gelber Rupfen bildet einen Sandweg, oder Moireflächen einen Wasserspiegel oder blaßblaue den Frühlingshimmel. Solche ausgesparte Stellen werden, wenn sie den Boden oder einen Teich bezeichnen, ganz mit gestickten Bäumen transparent umstellt. Schwarzwipflig wachsen sie aus dunklem, moosflechtigem Grund über hellem Horizont in lila Wolkenzüge hinein. Gern benutzt Jessie Hoesel das Gegeneinander senkrechter Linienrhythmen zu wag- rechten Flächen: also schlank aufsprießende, tlatterhaarige Bäume zu langgebreiteten Bodenfelderungen oder auf und ab sich senkenden Hügelwölbungen. Oft ist die Anordnung Is