dabei ornamental. Im Rahmen eines zärtlichen Ovals wird die gestickte Landschaftslyrik geschrieben. Oder der Vordergrund zeigt ein von kurvig schwingenden Hügellinien gebildetes herzförmiges Decollete und hinter diesem Rande wächst aufwärts eine Gitterreihe schlanker Stämme. Solche Motive lassen an die Symbola biedermeierlicher Stammbücher denken und sinngemäß sind sie in schmale, schwarzgelbe Birkenrahmen gefaßt. x +1 Das Berliner Kunstgewerbemuseum bietet jetzt eine fesselnde Ausstellung altorien- talischer Buchkunst, I-Iandschriüen und Miniaturen aus den Ländern des Islams und aus Ost-Turkestan. Die Ergebnisse der Expeditionen nach der Oase von Turfan sind hier verwertet und viele seltene Schätze aus Museums- und Privatbesitz. Ein sehr instruktiver Katalog, in dem die Sammler als Conferenciers ihres Besitzes auftreten, führt erläuternd in dies Stoffgebiet ein. Das Wesen dieser orientalischen Buchkunst ist die aufs höchste verfeinerte Kalligraphie, die Handschrift, die zum Ornament geworden. Die Buchseiten, in den Raum mit sicherem Takt eingestellt, haben goldene und farbige Bordüren, und solche Flächen in ihrer rhythmisierten Musterung erinnern oft an Teppichgewebe. Die Schrift liegt manchesmal in Goldgrund und schwimmt auf Wolken- bändern. Die Titelseiten sind bisweilen in geometrischen Mustern grün, gelb, rot aus- geziert. Dazu kommen dann Illumierungen und die Schmuckbegleitung durch Miniaturen. Die Sammlung Sarre weist hierfür kostbare Beispiele auf. Eine Handschrift, die eine Kosmographie enthält, hat in den figürlichen Darstellungen der Erzengel und der vier Himmelsträger Anklang an byzantinische Vorbilder. Von raffi- nierter Delikatesse sind die farblosen Pinselzeichnungen. Die eine, die Himmelfahrt eines Heiligen, ist, wie Sarre fein bemerkt, im Rhythmus der schwebenden und den Thron um- kreisenden Figuren, italienischer Frührenaissance und Botticelli verwandt. Künstlerisch besonders reich ist die indische Miniaturrnalerei. Sie ist in der Menschen- darstellung, im Detail von Kleidung, Waffen und Schmuck äußerst sinnfeiliig. Wirkliche Lebensausschnitte werden hier nuanciert auf einer Miniaturbühne vorgeführt: festliche Aufzüge, Empfänge, Elefantenkämpfe, Palasthöfe, Gartenterrassen im Abendschein, auch Interieure der Harem-Pavillons mit Frauenleben, ein Mahl im Gartenzelt, die Toilette einer Indierin. Auch Fabelhumore kommen vor, so auf dem zierlichen Blatt des gefangenen Katers vor dem Mäusegericht. Sehr interessant ist die Entdeckung Sarres, daß Rembrandt ein Album mit indischen Miniaturen besessen hat. In seinem Inventarverzeichnis vom Jahre 1656 wird es als „ein Buch voll merkwürdiger Miniaturzeichnungen, außer verschiedenen Holzschnitten und Kupferstichen von allerhand Trachten" erwähnt. Der Meister studierte hierin die ihn so sehr fesselnden Motive orientalischen Lebens und, bevor er durch die Versteigerung seine Habe verlor, kopierte er diese Blätter. Es sind in Sepia getönte und lavierte Federzeichnungen auf gelblichem Papier. Sie nehmen als Erinnerungsnotiz nur das Charakteristische aus den Originalen. Fiinfundzwanzig Nummern waren es, davon kennt man heute vierzehn. Fürsten auf dem Thron, Timur und der Mogulkaiser Dschehangir sind Beispiele. Und die Kopie von vier mohammedanischen Schechs ward später für die Komposition der Radierung „Abraham, Gott-Vater und die Engel bewirtend" benutzt. In der Sammlung Walter Schulz finden sich schöne persische Miniaturen. Wie es in Ostasien beliebt ist, werden den Bildern Verse eingeschrieben, so der Darstellung zweier Jünglinge am Bach die Zeile: „Eine Flasche Wein und das Brot ist das Lied" und auf einem ähnlichen Blatt eine andere: „In dieser Zeit ein Freund, der ohne Fehl ist". Dekorative Tiermotive sind häufig: ein Falkonier mit Falken und erlegter Ente, im Hintergrund Steinböcke; Schakale; Kampf zwischen Löwen und Drachen und zwischen