WIEN. ZUWACHS DER KAISERLICHEN KUNSTSAMMLUNGEN IM JAHRE 190g. Die ANTIKENSAMMLUNGEN verzeichnen eine Vermehrung um x16 Objekte, unter denen 42 als Geschenke zugewachsen sind. Von den letzteren sind er- wähnenswert eine gräkoägyptische Mumienmaske, gewidmet vom Assistenten Dr. Banko, mehrere frühgeschichtliche Vasenscherben aus einer Höhle bei Tell Ta'amek, gewidmet von Kustos Dr. Münsterberg. Durch das Legat des Dr. Holler kamen zwei Fragmente eines goldenen Armbandes an die Sammlung, die mit dem aus dem Besitze des Erb- lassers im Jahre 1863 erworbenen größeren Gold- und Silberfund zusammenhängen. Unter den durch Kauf erworbenen Stücken ist künstlerisch am bedeutsamsten die Bronzestatuette eines Stieres, aus Grazer Privatbesitz stammend und nach verbürgter Tradition auf eine Persönlichkeit zurückgehend, die einst zum Gefolge König Ottos von Griechenland gehörte. Der Stier ist in ruhiger Stellung gebildet, die Hörner etwas gesenkt, wie zum Angriff ausholend. Die einfache, auf Gesamtwirkung berechnete Auffassung des Werkes, das an den berühmten Stierfries von Assos erinnert, läßt es als eine gute Arbeit des ausklingenden archaischen Stiles (V. Jahrhundert v. Chr.) erkennen. Die kaiserliche Sammlung besitzt eine ähnliche Stiertigur aus Ö-Szöny, die jedoch im Gegensatz zu der kürzlich erworbenen sichtlich die Stilmerkmale der römischen Kaiser- zeit zeigt. Die neue Erwerbung stellt daher in der Sammlung der Tierplastik des kaiser- lichen Museums ein Novum dar, das um so höher einzuschätzen ist, als altgriechische Bronzen von großer Seltenheit sind. Eine_wertvo1le Bereicherung bildet ferner ein Kindersarkophag aus Blei, der an den Schmalseiten mit einer Aedicula und einer Satyriigur, an den Langseiten mit vegetabilischen Ornamenten in Relief geschmückt ist. Das Stück wurde in Palästina gefunden. Ein Werk der römischen Kaiserzeit, gehört es einer in der kaiserlichen Sammlung bisher nur durch wenige Fragmente vertretenen Denkmälerklasse an, die ihren Ursprung in hellenistischer Zeit in Syrien hatte. Weiters verdienen eine kleine Bronzestatuette des dreiköpiigen Kerberos und ein kleines Bronzebalsamar in Kopfform mit eingelegten Silberaugen, reizvolle Werke der römischen Kunstindustrie, Erwähnung. Von großem antiquarischem Interesse sind sechs Bleigewichte verschiedener griechischer Städte, die sich durch vorzügliche Erhal- tung und große Seltenheit auszeichnen. Die Reihe römischerWagen in der kaiser- lichen Sammlung konnte durch ein schö- nes, komplettes Exemplar aus dem II. bis III. Jahrhundert n. Chr. bereichert wer- den. Von besonderer Schönheit ist eine trefflich erhaltene römische Terra-sigil- lata-Schale, die letzte Erwerbung des der Römischer ldndersarkophag (Hofmuseum in Wien)